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Schwingen der Nacht

Schwingen der Nacht

Titel: Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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denn noch nie etwas von einem Reißwolf gehört? Und dann auch noch ihre Nachricht dazuzulegen! Clair lenkte ihren Wagen auf den Hof des Gebäudes, in dem sie arbeitete, parkte und nahm sich noch einen Moment, um auf dem Lenkrad den Kopf auf die Arme zu legen und tief durchzuatmen. Das einzig Gute an der Sache war, dass sie keine der Nachrichten an Kyle unterschrieben hatte. Wenn Harris ihre Unterschrift auf dem Zettel entdeckt hätte … Tja, sie wusste wirklich nicht, was er dann getan hätte.
    Es hatte einen Augenblick gedauert, bis Clair begriffen hatte, dass
sie
die Frau auf den Fotos war. Damals hatte sie ihr Haar noch länger getragen, und ihr Gesicht war immer verdeckt gewesen. Doch sie hatte sich selbst wiedererkannt. Harris dagegen hatte das gar nicht bemerkt. Er sah sie schlicht und ergreifend nicht als eine sinnliche Frau, was nur unterstrich, wie wenig Beachtung er ihrer Weiblichkeit schenkte.
    Das war in den vergangenen Monaten ziemlich frustrierend gewesen, aber jetzt war sie mehr als dankbar dafür. Sie hoffte nur, dass er die Bilder sonst niemandem zeigte. Selbst wenn niemals jemand dahinterkäme, dass sie die Frau auf den Fotos war, konnte sie den Gedanken nicht ertragen, dass andere Menschen sie so hüllenlos sahen.
    Weil es ihr keinen Spaß machte und sinnlos war, länger Trübsal zu blasen, machte sie die Wagentür auf und trat in die glühende Hitze des Sommertages hinaus. Wenn die Luftfeuchtigkeit schon vor dem Sturm furchtbar gewesen war, dann war sie jetzt zehnmal so schlimm. Sofort klebte ihr Shirt an ihrem Rücken, und selbst durch die Sohlen ihrer schicken flachen Sandalen hindurch konnte sie die brütende Hitze des Asphalts spüren. Als Zugeständnis an das Wetter trug sie nur ein ärmelloses Baumwollshirt und einen weiten Rock aus fließendem leichtem Stoff. Sie schlang ihre Segeltuchtasche über die Schulter und machte sich auf den Weg ins Büro.
    Sie würde den Arbeitstag nutzen, um sich von den Nacktbildern abzulenken, von dummen Männern und von ihrem idiotischen Exfreund. Im Moment konnte sie sowieso nichts tun und nichts ändern, also war es das Beste, gar nicht erst darüber nachzugrübeln.
    Als sie das Gebäude betrat, umgab sie dank der Klimaanlage augenblicklich kühle Luft. Obwohl sie früh dran war, hatten Dane und Alec – die Detektive, für die sie arbeitete – bereits einen Klienten bei sich im Büro. Sie hatten ihre Detektei aus der Großstadt hierher verlegt, um mehr Zeit für ihre Frauen und Kinder zu haben. Doch es schien so, als sei auch ihr kleines Städtchen voller Dramen, und so hatten sie viel zu tun. Wenigstens waren die Fälle hier selten so gefährlich wie in der Großstadt.
    Clair konnte gedämpfte Stimmen hören und die Bewegungen der Männer durch die Milchglasscheibe der Tür erkennen. Sie stellte ihre Handtasche zur Seite, schaltete den Computer ein und ging dann gleich zur Kaffeemaschine.
    Sie war schon dabei, Kaffee zu kochen, als Dane den Kopf durch die Tür steckte. “Clair, würde es dir was ausmachen, uns Kaffee zu bringen?”
    “Überhaupt nicht. In zwei Minuten ist alles fertig.”
    “Danke.” Er verschwand wieder im Büro.
    Kaffee kochen stand zwar nicht in ihrer Jobbeschreibung, aber solche kleinen Gefälligkeiten machten Clair nichts aus. Dabei half auch, dass Dane und Alec vollendete Gentlemen waren und sie oder ihre Talente nicht als selbstverständlich nahmen. Sehr oft brachten sie
ihr
sogar den Kaffee.
    Ein paar Minuten später stand Clair mit einem Tablett mit drei Bechern dampfenden Kaffees, Zucker und Kaffeeweißer vor der Tür und klopfte mit dem Fuß an. Alec öffnete ihr. Er sah noch finsterer und grimmiger aus als sonst, auch wenn er sowieso schon der Inbegriff eines großen, düsteren, gefährlichen Mannes war.
    Er nickte ihr zu. “Es gibt nichts Besseres als Koffein, um in den Tag zu starten.”
    Clair lächelte. “Ein harter Fall?”
    “Irgendwie anders, so viel steht fest.” Er nahm ihr das Tablett ab, und sie machte auf dem Absatz kehrt, um wieder ins Vorzimmer zu gehen.
    “Hey, Clair.”
    Beim Klang von Harris’ Stimme erstarrte Clair mitten in der Bewegung.
O nein. Bitte, nein.
Langsam und mit vor Schreck hochgezogenen Schultern drehte sie sich um, um ihn anzusehen.
    Er stand an Danes Arbeitsplatz – und die verdammten Fotos waren auf dem Tisch verteilt.
    Oh. Mein. Gott.
    Hitze stieg ihr aus dem Bauch bis direkt in den Kopf. Vor Schreck war ihr schwindelig. Einen Moment lang glaubte Clair, in Ohnmacht zu fallen –

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