Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
überschatteten.
Ein winziger, kugeliger Roboter schwamm in dem dünnen Gas des Nebels. Mit einer Wachsamkeit, die die Nerven bis zum Zerreißen spannte, versah die Schiffsbesatzung ihren Dienst. Der Beobachtungsstab teilte sich in zwei Gruppen. Die eine machte sich mit halbem Herzen an die Arbeit, deretwegen die Llanvabon hergekommen war. Die andere widmete sich dem Problem, das das fremde Raumschiff aufwarf.
Es war nicht anders möglich, als daß es aus einer Kultur stammte, die sich bis zu interstellaren Raumreisen emporgeschwungen hatte. Die nun fünftausend Jahre zurückliegende Explosion mußte jede Spur von Leben in dem Gebiet vernichtet haben, das jetzt der Nebel einnahm. Folglich kamen die Wesen in dem schwarzen Raumschiff aus einem anderen Sonnensystem. Ebenso wie die Menschen hatten sie die Reise aus rein wissenschaftlichen Gründen unternommen. Denn in dem Nebel gab es nichts, was materiellen Gewinn versprach.
Sie mußten also dem Niveau der menschlichen Zivilisation zumindest nahekommen. Das bedeutete, daß sie Artikel hatten oder entwickeln konnten, um die die Menschen gern in Freundschaft handeln würden. Aber natürlich sagten sich die Fremden, daß die Existenz und die Zivilisation der menschlichen Rasse eine potentielle Bedrohung ihrer eigenen Rasse darstellte. Die beiden Rassen konnten Freunde, aber ebenso leicht tödliche Feinde werden. Jede von ihnen war, auch wenn sie gar keine bösen Absichten hegte, eine unabsehbare Gefahr für die andere. Und angesichts einer solchen Gefahr gibt es nur einen sicheren Weg: Man muß ihre Quelle zerstören.
Innerhalb des Krabbennebels hatte sich ein Problem ergeben, das nach sofortiger Lösung verlangte. Die künftigen Beziehungen zwischen den beiden Rassen wurden hier und jetzt endgültig festgelegt. Wenn eine Möglichkeit gefunden wurde, freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, würde eine Rasse, die andernfalls zum Untergang verurteilt war, überleben, und beide hätten ungeheure Vorteile davon. Aber dieser Prozeß mußte eingeleitet und das gegenseitige Vertrauen mußte aufgebaut werden, ohne daß die geringste Gelegenheit zum Verrat geboten wurde. Das Vertrauen sollte auf einem Boden äußersten Mißtrauens wachsen. Keins der Schiffe wagte es, zu seiner eigenen Basis zurückzukehren, solange es befürchten mußte, das andere könne ihm Schaden zufügen. Keins der Schiffe wagte es, dem anderen Vertrauen entgegenzubringen. Für beide war der einzig sichere Weg, das andere Schiff zu zerstören, um der eigenen Zerstörung zuvorzukommen.
Aber wenn man sich für die Vernichtung des anderen entschied, brauchte man weitere Informationen. Wenn die Fremden den interstellaren Raumflug beherrschten, dann kannten sie auch die Atomkraft und den Überlichtantrieb. Natürlich hatten sie außer dem Echolot und der Anlagen zur optischen Aufnahme und Wiedergabe und der Kurzwellenkommunikation noch viele andere technische Erfindungen. Aber über welche Waffen verfügten sie? Wie groß war das Gebiet, über das sich ihre Kultur erstreckte? Welche Hilfsmittel standen ihnen zur Verfügung? Konnten Handel und Freundschaft entwickelt werden, oder waren sich die beiden Rassen so unähnlich, daß es zwischen ihnen nichts anderes als Krieg geben konnte? Und wenn der Frieden möglich war, welche ersten Schritte waren zu tun?
Die Männer auf der Llanvabon brauchten Fakten – und der Crew auf dem anderen Schiff ging es ebenso. Sie mußten jedes Bröckchen an Information auflesen, das sie ergattern konnten. Am wichtigsten war es, zu erfahren, wo die andere Zivilisation beheimatet war – falls es zum Krieg kommen sollte. Diese Kenntnis mochte in einem interstellaren Krieg der entscheidende Faktor sein. Aber auch andere Informationen waren von unschätzbarem Wert.
Das Tragische war, daß es keine Information gab, die zum Frieden führen konnte. Keins von beiden Schiffen konnte die Existenz der eigenen Rasse aufgrund einer bloßen Überzeugung, der andere hege friedliche Absichten oder man könne seinem Wort trauen, aufs Spiel setzen.
Deshalb herrschte zwischen den beiden Schiffen ein eigentümlicher Waffenstillstand. Das fremde Schiff setzte seine Beobachtungen fort. Die Llanvabon ebenfalls. Der kleine Roboter trieb in der leuchtenden Leere. Eine Kamera der Llanvabon war auf einen Bildschirm der Fremden gerichtet. Eine Kamera der Fremden war auf einen Bildschirm der Llanvabon gerichtet. Die Kommunikation begann.
Sie machten rasche Fortschritte. Tommy Dort gehörte zu denen, die
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