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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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das Problem.«
    »Wenn Langeweile tödlich wäre, wäre kein einziger Soldat auf dieser ganzen verdammten Welt mehr am Leben, Blend. Das ist eine schwache Entschuldigung. Eigentlich ist es ganz einfach: Angefangen bei dem Sergeanten, der sich da drüben windet, ist dieser ganze von Oponn verfluchte Trupp verrückt.«
    »Außer dir natürlich – «
    »Du leckst mir die dreckigen Stiefel, Schätzchen? Das kannst du dir sparen. Ich bin nämlich noch verrückter als ihr. Sonst wäre ich schon längst davongerannt. Bei den Göttern, schau dir doch diese Idioten nur mal an. Da haben wir einen Magier, der das Haar seiner toten Mutter trägt, und jedes Mal, wenn er sein Gewirr öffnet, werden wir von fauchenden Erdhörnchen angegriffen. Da haben wir einen Sappeur mit unauslöschlichen Pulverspuren im Gesicht, dessen Blase selbst ein Gewirr sein muss, denn ich habe ihn noch kein einziges Mal pinkeln gehen sehen, und wir lagern hier nun schon drei Tage. Außerdem haben wir eine Napanesin, die von einem Bhederin-Bullen verfolgt wird, der entweder blind ist oder mehr sieht als wir, wenn er sie ansieht. Und dann haben wir da einen Heiler, der sich einen so üblen Sonnenbrand geholt hat, dass er jetzt fiebert.«
    »Mach dir gar nicht erst die Mühe, Fahrig zu erwähnen«, murmelte Blend. »Der Sergeant würde als schielender Irrer ganz oben auf jedermanns Liste stehen – «
    »Ich war noch nicht fertig. Dann haben wir eine Frau, die sich besonders gern an ihre Freunde anschleicht. Und schließlich«, fügte sie grollend hinzu, »ist da auch noch unser guter alter Fahrig. Mit Nerven wie kaltes Eisen. Ist davon überzeugt, dass die Götter selbst sich den Schnellen Ben geschnappt haben und er irgendwie an allem schuld ist – Fahrig natürlich, nicht der Schnelle Ben.« Tippa griff sich an den Oberarm und versuchte, einen Finger unter die Armreifen zu schieben. Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Als würden sich die Götter einen Scheiß um den Schnellen Ben kümmern, ganz zu schweigen von unserem Sergeanten. Als würden sie von irgendjemandem von uns Notiz nehmen, egal, was wir tun.«
    »Machen dir Treachs Armreifen zu schaffen, Korporal?«
    »Vorsichtig, Blend«, murmelte Tippa. »Ich bin jetzt nicht in der richtigen Stimmung.«
    Durchnässt und kläglich mühte Spindel sich wieder auf die Beine. »Fieser Funke!«, zischte er. »Kam angeflogen wie mit dem Finger geschnipst – hier schleichen böse Geister rum, merkt euch meine Worte.«
    »Merkt sie euch!«, schnaubte Tippa. »Ich werde sie in deinen Grabstein ritzen, und das ist ein verdammtes Versprechen, beim Vermummten!«
    »Bei den Göttern, was für ein Gestank«, fluchte Igel.
    »Ich glaube, noch nicht einmal ein fettverschmierter Barghast würde dir zu nahe kommen wollen! Ich sage, wir sollten abstimmen – ich meine, der ganze Trupp. Wir sollten dafür stimmen, Spindel dieses widerliche Hemd von seinem pickeligen Oberkörper zu reißen und es irgendwo zu vergraben – am besten unter ein paar Tonnen Geröll. Was sagst du dazu, Sergeant? He, Fahrig!«
    »Psst!«, zischte der Sergeant, der am äußersten Rand des Feuerscheins saß und in die Dunkelheit starrte. »Da draußen ist irgendwas!«
    »Falls das wieder ein wütendes Erdhörnchen ist – «, legte Tippa los.
    »Ich habe überhaupt nichts getan«, grollte Spindel. »Und niemand wird mein Hemd vergraben, zumindest nicht, solange ich noch atme. Also, vergiss es, Sappeur. Außerdem stimmen wir in diesem Trupp sowieso über nichts ab. Der Vermummte allein mag wissen, was Elster euch Idioten damals im Neunten alles hat durchgehen lassen, aber ihr seid nicht mehr im Neunten, klar?«
    »Sei still!«, fauchte Fahrig. »Da draußen ist was! Und es schnüffelt rum!«
    Ein großer Schatten tauchte direkt vor dem Sergeanten auf, der einen Schrei ausstieß und einen Satz rückwärts machte; beinahe wäre er bei seinem schlotternden Rückzug ins Feuer gefallen.
    »Es ist der Bhederin-Bulle«, brüllte Igel. »He, Detoran! Dein Verehrer ist gerade angekommen – au! Bei den Göttern, womit hast du mich gerade geschlagen? Mit ’ner Keule? Oder einem vom Vermummten verfluchten – was, mit deiner Faust? Lügnerin! Fahrig, diese Soldatin hat mir fast den Schädel eingeschlagen! Sie versteht einfach keinen Spaß – au! Au!«
    »Lass ihn in Ruhe«, befahl Tippa. »Und vertreib mal jemand das Biest – «
    »Das möchte ich sehen«, gluckste Blend. »Zweitausend Pfund Hörner, Hufe und Schwanz – «
    »Das reicht jetzt«, sagte Tippa.

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