SdG 04 - Die eisige Zeit
Brukhalian trocken. »Das war uns noch gar nicht bewusst.«
»Unsere Lords des Krieges werden sich inmitten des schlimmsten Getümmels wiederfinden. Der Eber. Der Tiger. Ein Aufgestiegener, der sich in Gefahr befindet, und ein Geist, der kurz davor ist, zu wahrer Göttlichkeit zu erwachen. Fragt Ihr Euch nicht, werte Herren, wessen Krieg dies wirklich ist? Wer würde es wagen, mit unseren Lords die Klinge zu kreuzen? Aber es gibt da noch etwas, das sogar noch merkwürdiger ist – wessen verborgenes Gesicht liegt hinter Trakes schicksalhaftem Aufsteigen? Was wäre der Wert von zwei Göttern des Krieges? Zwei Lords des Sommers?«
»Das«, sagte der Destriant gedehnt, »ist kein Titel, der nur ein einziges Mal vergeben wird, mein Herr. Wir haben niemals bestritten, dass Trake ihn ebenfalls führen darf.«
»Es ist Euch nicht ganz gelungen, die Unruhe zu verbergen, die meine Worte in Euch hervorgerufen haben, Karnadas, aber ich werde nicht weiter darauf eingehen. Nur eines noch: Wann, frage ich mich, werdet Ihr Rath’Fener absetzen, wie es als Feners Destriant Euer Recht ist – ein Titel, den seit tausend Jahren niemand mehr rechtmäßig getragen hat … außer Euch, natürlich, und ganz nebenbei – warum hat Fener die Notwendigkeit gesehen, diese erhabenste aller Positionen gerade jetzt wiederzubeleben?« Nach einem Augenblick des Schweigens zuckte er die Schultern. »Ach, egal, es ist nicht weiter wichtig. Rath’Fener ist weder Euer Verbündeter, noch der Eures Gottes – das solltet Ihr allerdings wissen. Er spürt die Bedrohung, die Ihr für ihn darstellt, und er wird alles tun, was in seiner Macht steht, um Euch und Eure Kompanie zu zerbrechen. Solltet Ihr jemals Unterstützung benötigen, wendet Euch an mich.«
»Und doch sagt Ihr, dass Ihr und Euer Lord unsere Rivalen seid, Rath’Trake«, grollte Brukhalian.
Die Maske verzog sich zu einem wilden Lächeln. »Es sieht im Augenblick nur so aus, Todbringendes Schwert. Ich werde Euch jetzt fürs Erste allein lassen. Lebt wohl, meine Freunde.«
Ein langer Augenblick der Stille verstrich, während die drei Grauen Schwerter dem davonschreitenden Rath’Priester hinterherblickten. Dann schüttelte sich Brukhalian. »Macht Euch auf den Weg, Schild-Amboss. Destriant, ich würde gerne noch ein paar Worte mit Euch wechseln …«
Erschüttert drehte Itkovian sich um und machte sich auf, den beiden Barghast zu folgen. Die Erde hat sich unter unseren Füßen bewegt. Wir sind aus dem Gleichgewicht, stehen kurz vor einem Blutvergießen – und plötzlich drohen uns Gefahren von allen Seiten. Hauerträger, erlöse uns von der Unsicherheit. Ich bitte dich. Jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt …
Kapitel Elf
Die von ihm selbst gerühmte Fähigkeit des malazanischen Militärs, sich auf jede Art von Kriegführung der Gegenseite einstellen zu können, war tatsächlich nur oberflächlich. Hinter der Illusion von Anpassungsfähigkeit stand ein unerschütterliches Vertrauen in die Überlegenheit der imperialen Art der Kriegführung. Zu dieser Illusion von Flexibilität trug die schiere Elastizität der malazanischen Militärstruktur bei sowie eine Basis, die von profundem Wissen und kenntnisreicher Analyse vieler verschiedener Arten der Kriegführung gestützt wurde.
Auszug (Teil XXVII, Buch VII, Band IX)
aus Temuls dreizehnseitiger Abhandlung
»Malazanische Kriegführung«
Enet Obar (der Leblose)
S
pindels Haarhemd hatte Feuer gefangen. Mit tränenden Augen und von dem widerlichen Gestank hustend schaute Tippa zu, wie der dürre Magier sich neben der Feuerstelle auf dem staubigen Boden wälzte. Rauchfäden stiegen von den schwelenden Haaren auf, Flüche ritten auf Funken in den Nachthimmel hinauf. Da alle anderen viel zu sehr mit Lachen beschäftigt waren, griff Tippa nach einem Wasserschlauch, den sie sich zwischen die Knie klemmte. Sie zog den Stöpsel, presste die Oberschenkel zusammen und verfolgte Spindel mit dem Wasserstrahl, bis sie zischende Geräusche hörte.
»Schon gut, schon gut!«, kreischte der Magier und wedelte mit den schmutzigen Händen. »Hör auf! Ich ertrinke!«
Igel war in seinem Lachkrampf selbst gefährlich nah ans Feuer gerollt. Tippa streckte ein Bein aus und versetzte dem Sappeur einen kräftigen Tritt mit dem Stiefel. »Beruhigt euch!«, schnappte sie. »Bevor der ganze Trupp noch gebraten wird. Beim Atem des Vermummten!«
Aus dem Zwielicht neben ihr meldete sich Blend zu Wort. »Wir sterben vor Langeweile, Korporal. Das ist
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