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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ehren.«
    Korlat schloss ihre Hand um die seine, so dass die Gegenstände in ihren beiden Händen gefangen waren. Sie führte ihn die erste Zeltreihe entlang.
     
    Die Mhybe träumte. Sie hing am Rande eines Abgrunds, und ihre Finger hatten sich so fest um knorrige Wurzeln gekrallt, dass die Knöchel sich weiß abzeichneten. Während sie sich verzweifelt bemühte, nicht loszulassen, rieselte ihr pausenlos Dreck ins Gesicht.
    Unter ihr wartete der Abgrund, in dem ein Sturm verstümmelter Erinnerungen tobte, vermischt mit Schmerz, Angst, Wut, Eifersucht und dunklen Gelüsten. Der Sturm wollte sie holen, er griff nach ihr, und sie war hilflos, konnte sich nicht wehren.
    Ihre Arme wurden schwächer.
    Ein heulender Wind packte ihre Beine, zerrte, riss sie los, und sie fiel, trug ihren Schrei zu der Kakophonie bei. Die Winde stießen sie hierhin und dorthin, wirbelten sie herum, drehten sie – Etwas Hartes, Böses schlug gegen ihre Hüfte, prallte wieder ab. Die Luft schüttelte sie heftig durch. Und dann war das Harte wieder da – Krallen schlossen sich um ihre Taille, schuppig und kalt wie der Tod. Ein scharfer Ruck riss ihr den Kopf zurück, und dann fiel sie nicht mehr länger, sondern stieg in die Höhe, wurde höher und höher getragen.
    Das Brüllen des Sturms unter ihr wurde schwächer, verschwand dann zur Seite hin.
    Die Mhybe drehte den Kopf, schaute nach oben.
    Der untote Drache war unglaublich groß, füllte ihr ganzes Blickfeld aus. Vertrocknete Hautfetzen hingen von seinen Gliedern, die fast durchsichtigen Schwingen peitschten donnernd die Luft; so trug die Kreatur sie davon.
    Sie drehte sich wieder um, um das zu betrachten, was unter ihr lag.
    Eine nichts sagende, dunkelbraune Ebene erstreckte sich unter ihr. In der Erde waren lange Spalten zu sehen, die mit stumpf schimmerndem Eis gefüllt waren. Sie sah einen dunkleren Fleck mit ausgefransten Rändern, der einen Hügel hinabstrebte. Eine Herde. Ich bin schon in diesem Land gewesen. In meinen Träumen … da waren Fußspuren …
    Der Drache legte sich plötzlich in die Kurve, krümmte seine Schwingen und begann, in einer sanften Spirale dem Erdboden entgegenzuschweben.
    Sie bemerkte, dass sie heulte – und war entsetzt, als ihr klar wurde, dass sie kein Entsetzen verspürte, sondern Freude. Oh, ihr Geister dort droben, so ist es also, zufliegen! Ach, jetzt weiß ich wirklich, was Neid bedeutet!
    Das Land raste ihr entgegen. Nur wenige Augenblicke vor dem Aufprall – der wahrscheinlich tödlich geendet hätte –, breitete der Drache seine Schwingen weit aus, fing sich, und dann glitt die Kreatur – das Bein direkt über ihr neben seinem Zwilling eingerollt – schweigend eine Armlänge über dem lehmigen Boden dahin. Der Schwung ließ nach. Das Bein senkte sich, die Krallen ließen sie los.
    Sie landete mit einem leisen, kaum spürbaren Plumps, rollte sich auf den Rücken und setzte sich dann auf, um zuzusehen, wie der gewaltige Drache mit donnernden Flügelschlägen wieder in die Höhe stieg.
    Die Mhybe blickte nach unten und sah einen jugendlichen Körper – ihren eigenen. Die Grausamkeit dieses Traums ließ sie aufschreien. Sie schrie noch einmal, rollte sich dann auf der feuchten, dampfenden Erde ganz klein zusammen.
    Oh, warum habt ihr mich gerettet? Warum? Nur um zu erwachen – bei den Geistern hienieden – um zu erwachen -
    »Sie war auf der Durchreise.« Eine sanfte Stimme – die Stimme eines Fremden, in der Sprache der Rhivi – erklang in ihrem Kopf.
    Die Mhybe blickte auf. Schaute sich um. »Wer spricht da? Wo bist du?«
    »Wir sind hier. Wenn du bereit bist, uns zu sehen, wirst du uns auch sehen. Wie es scheint, hat deine Tochter einen Willen, der dem deinen gleichkommt. In dieser Weise der größten aller Knochenwerferinnen Anweisungen zu erteilen – sie kommt wirklich als Antwort auf die Beschwörungen des Kindes. Die Zusammenkunft. Daher war es nur ein kleiner Umweg. Nichtsdestotrotz … sind wir beeindruckt.«
    »Meine Tochter?«
    »Sie ist immer noch von harten Worten gekränkt – wir können das spüren. Tatsächlich ist das der Grund, warum wir überhaupt hier sind. Der kleine, rundliche Mann verbirgt Kanten wie aus Obsidian unter seinem Übermaß an Fleisch. Wer hätte das gedacht? ›Sie hat dir alles gegeben, was sie hat, Silberfuchs. Jetzt ist die Zeit gekommen, ihr deinerseits etwas zu schenken, Schätzchen. Kruppe ist nicht der Einzige, der sich weigert, sie ihrem Schicksal zu überlassen.‹ Ah, er hat ihr die Augen

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