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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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niedergehauen worden, unwissend wie ich bin?«
    »Das Unbehagen, das du in ihrer Gegenwart empfindest, vermittelt Unterwürfigkeit«, antwortete der Tian Imass.
    »Klar, ich bin ja auch von Natur aus ein Feigling. Ich nehme an, dass du hingegen kein … Unbehagen zeigst.«
    »Ich weiche vor niemandem zurück, Toc der Jüngere.«
    Der Malazaner schwieg einige Zeit und dachte über Tools Worte nach. Dann sagte er langsam: »Der älteste Bruder – Mok –, seine Maske trägt nur zwei Kerben. Ich glaube, ich weiß, was das bedeutet, und wenn ich Recht habe …« Er schüttelte langsam den Kopf.
    Der untote Krieger schaute auf, sein verschatteter Blick ließ das Gesicht des Kundschafters nicht los. »Der Junge – Senu –, der mich herausgefordert hat, war … gut. Hätte ich seinen Angriff nicht vorhergesehen, hätte ich ihn nicht daran gehindert, seine Schwerter ganz zu ziehen, hätte unser Duell sehr wohl deutlich länger dauern können.«
    Toc runzelte die Stirn. »Wie kannst du sagen, wie gut er ist, wenn er noch nicht einmal seine Schwerter aus den Scheiden bekommen hat?«
    »Er hat trotzdem mit ihnen meine Angriffe pariert.«
    Tocs noch verbliebenes Auge weitete sich langsam. »Er hat deine Angriffe mit halb gezogenen Schwertern pariert?«
    »Die ersten beiden, ja, den dritten Angriff dann allerdings nicht mehr. Ich muss nur die Bewegungen des Ältesten beobachten, seine leichten Schritte, seine Anmut, um seine meisterhaften Fähigkeiten zu erkennen. Senu und Thurule erkennen ihn beide als ihren Meister an. Du glaubst auf Grund seiner Maske bestimmt, dass er der Höchstrangige bei seinem Volk ist.«
    »Der Dritte, glaube ich. Der Dritthöchste. Es gibt angeblich einen legendären Seguleh mit einer Maske ohne jede Kerbe. Sie soll einfach nur aus weißem Porzellan bestehen. Nicht dass irgendjemand ihn jemals gesehen hätte – außer den Seguleh selbst, nehme ich an. Sie sind eine Kriegerkaste und werden von ihrem Champion regiert.« Toc drehte sich um und musterte die beiden Krieger auf der anderen Hügelkuppe, dann warf er über die Schulter einen Blick auf Senu, der noch immer keine zehn Schritte entfernt vor der Antilope kniete. »Ich frage mich nur, was sie wohl aufs Festland geführt haben mag.«
    »Du könntest den Jüngsten fragen, Toc.«
    Der Kundschafter grinste Tool an. »Das soll wohl heißen, dass du genauso neugierig bist wie ich. Nun, ich fürchte, ich kann dir die Drecksarbeit nicht abnehmen, da ich im Rang unter ihm stehe. Möglicherweise entscheidet er sich sogar, mit mir zu sprechen, aber ich darf das Gespräch nicht beginnen. Wenn du also Antworten willst, ist es an dir, die Fragen zu stellen.«
    Tool legte die Geweihhälfte und den Rohling auf den Boden und erhob sich; seine Knochen knackten leise. Er schritt zu Senu hinüber. Toc folgte ihm.
    »Krieger«, sagte der T’lan Imass.
    Der Seguleh unterbrach seine Tätigkeit und neigte leicht den Kopf.
    »Was hat euch dazu getrieben, euer Heimatland zu verlassen? Was hat dich und deine Brüder an diesen Ort geführt?«
    Senu antwortete in einem Daru-Dialekt, der in Tocs Ohren ein bisschen archaisch klang. »Wir sind die Strafarmee der Seguleh, Meister Steinklinge.«
    Wäre eine solche Behauptung von irgendjemand anderem gekommen, hätte Toc lauthals losgelacht. Doch nicht bei einem Seguleh. Daher biss er lediglich die Zähne zusammen.
    Tool schien genauso verblüfft zu sein wie der Kundschafter, denn es dauerte geraume Zeit, ehe er fragte: »Die Strafarmee. Wen wollen die Seguleh denn bestrafen?«
    »Die, die auf unsere Insel vordringen. Wir töten alle, die kommen, doch der Strom reißt nicht ab. Diese Aufgabe obliegt unseren Schwarzmasken – den Initiierten der Ersten Stufe der Ausbildung an den Waffen –, denn die Feinde kommen unbewaffnet und sind es daher nicht wert, dass man sich mit ihnen duelliert. Aber solche Gemetzel stören die Disziplin der Ausbildung, sie beflecken den Geist und beschädigen so die Schärfe der Achtsamkeit. Also wurde beschlossen, zum Heimatland der Eindringlinge zu reisen und denjenigen zu töten, der seine Leute auf unsere Insel schickt. Ich habe euch eine Antwort gegeben, Meister Steinklinge.«
    »Kennst du den Namen dieser Leute? Den Namen, den sie sich selbst geben?«
    »Sie nennen sich Priester Pannions. Sie kommen, um uns zu bekehren. Wir haben kein Interesse daran. Sie hören nicht auf uns. Und jetzt haben sie uns gewarnt, dass sie eine Armee auf unsere Insel schicken würden. Um ihnen zu zeigen, wie begierig

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