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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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wenigen, im Verborgenen lebenden Jaghut ein neuer Tyrann erheben, dann wird er oder sie bemerken, dass die Welt nicht mehr so leicht zu erobern ist, wie sie es einst war. Es gibt Götter, die sich solchen Versuchen entgegenstellen werden; ja, und es gibt Aufgestiegene! Männer wie Anomander Rake, Frauen wie Korlat – hast du das Schicksal des letzten Jaghut-Tyrannen vergessen?
    Die Zeit ist vorbei, Silberfuchs. Die der Jaghut und daher auch die der T’lan Imass.« Kruppe legte ihr eine Hand auf die Schulter und blickte ihr in die Augen. »Beschwörerin«, flüsterte er, »diese unbeugsamen Krieger sind … müde. Sie sind in einem Maße müde, das über jegliches Vorstellungsvermögen hinausgeht. Sie haben Hunderttausende von Jahren nur aus einem einzigen Grund existiert. Und dieser Grund ist nun … eine Farce. Sinnlos. Belanglos. Sie wollen, dass es ein Ende hat, Silberfuchs. Sie haben versucht, es mit Kellanved und dem Ersten Thron zu schaffen, aber der Versuch ist fehlgeschlagen. Aus diesem Grund haben sie dir Gestalt gegeben, dem, was aus dir werden würde. Für diese eine Aufgabe. Erlöse sie. Bitte.«
    Pran Chole meldete sich zu Wort. »Beschwörerin, wir werden diesen Jaghut vernichten, der sich in der Pannionischen Domäne versteckt. Und dann bitten wir um ein Ende. Es ist so, wie Kruppe gesagt hat. Wir haben keinen Grund zu existieren, daher existieren wir ohne Ehre, und das zerstört uns. Die Abtrünnigen, die die Logros T’lan Imass jagen, sind nur die Ersten. Wir werden noch mehr unserer Verwandten verlieren, das fürchten wir zumindest.«
    Kruppe sah, dass Silberfuchs zitterte, doch ihre Worte klangen absolut beherrscht, als sie sich an den Schamanen mit dem Geweih wandte. »Ich bin die erste Knochenwerferin aus Fleisch und Blut, die ihr in beinahe dreihunderttausend Jahren geschaffen habt. Die erste – und, wie es scheint, auch die letzte.«
    »Tu, worum wir dich bitten, Beschwörerin, und der Rest deines Lebens gehört dir.«
    »Welches Leben? Ich bin weder eine Rhivi noch eine Malazanerin. Ich bin noch nicht einmal ganz menschlich. Das ist es, was keiner von euch begreift!« Sie zeigt mit dem Finger auf Kruppe und die beiden Seesoldatinnen, um eine allumfassende Geste zu vollenden. »Keiner von euch! Nicht einmal Paran, der glaubt – nein, mit dem, was er glaubt, werde ich mich zu gegebener Zeit befassen – es geht nicht um euch. T’lan Imass! Ich bin eure Verwandte, verdammt! Euer erstes Kind in dreihunderttausend Jahren! Soll ich wieder zurückgelassen werden?«
    Kruppe wich zurück. Wieder? Oh, ihr Götter hienieden – »Silberfuchs–«
    »Still!«
    Doch es wurde nicht still. Stattdessen ertönte ein flüsterndes Rascheln und Knirschen, und Silberfuchs und Kruppe fuhren bei diesem Geräusch herum.
    Um zu sehen, wie Zehntausende von T’lan Imass auf die Knie sanken, die Köpfe gesenkt.
    Olar Ethil war die Einzige, die noch aufrecht stand. Die Einzige, die etwas sagte. »Beschwörerin, wir bitten dich, uns zu befreien.« Und mit diesen Worten ließ auch sie sich auf die Knie sinken.
    Der Anblick schmerzte Kruppe in tiefster Seele. Unfähig zu sprechen, kaum in der Lage zu atmen, starrte er mit zunehmendem Entsetzen die gebrochene Menge an. Und als Silberfuchs antwortete, drohte das Herz des Daru zu zerspringen.
    »Nein.«
    In der Ferne begannen ringsum die untoten Wölfe zu heulen.
    »Beim Atem des Vermummten!«, fluchte eine der beiden Seesoldatinnen.
    Oh ja, in ihren Stimmen liegt ein so unirdischer Kummer, dass es am Verstand der Sterblichen zerrt. Oh, K’rul, was sollen wir jetzt tun?
     
    »Bei Leuten, deren Leben so kurz ist, setzt man einen Mangel an Komplexität voraus.«
    Elster grinste säuerlich. »Wenn das eine Entschuldigung sein soll, musst du dir schon was Besseres einfallen lassen, Korlat.«
    Die Tiste Andii seufzte, strich sich in einer sehr menschlichen Geste mit einer Hand durch ihr langes schwarzes Haar.
    »Andererseits«, fuhr der Malazaner fort, »würde von dir auch schon ein Hmm ausreichen, Weib.«
    Ihre Augen blitzten auf. »Oh? Und wie soll ich das verstehen?«
    »Versuch’s doch so, wie es gemeint war, meine Liebe. Mir haben die letzten paar Tage nicht sonderlich gefallen, und es wäre mir lieber, alles wäre wieder wie früher, also nehme ich, was ich kriegen kann. Das war’s, so einfach wie ich es machen kann.«
    Sie beugte sich im Sattel zu ihm hinüber und legte eine Hand auf seinen vom Kettenpanzer umhüllten Arm. »Ich danke dir. Scheint so, als wäre

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