SdG 05 - Der Tag des Sehers
war Kurald Galain ruhig gewesen. Doch jetzt war das Ältere Gewirr der Dunkelheit entfesselt worden, jetzt tobte es voller Wildheit.
Also gibt es auch noch einen anderen Weg nach Kurald Galain – einfach den Schlund dieses Drachen hinunter.
Eine breite, flache Schwade aus Dunkelheit fetzte durch die Tenescowri. Körper verschwanden, lösten sich einfach auf, so dass nur ein paar zerfetzte Kleider zurückblieben. Der Drache flog unbeirrbar weiter, schlug eine Schneise der Vernichtung, die die Armee in zwei kochende, zurückweichende Hälften zerteilte.
Als er den ersten Überflug beendet hatte, schwang Anomander Rake sich himmelwärts, legte sich dann für die zweite Runde in die Kurve.
Es war nicht nötig. Die Streitmacht der Tenescowri war aufgerieben; Gestalten rannten in alle Richtungen davon. Hier und dort gingen sie aufeinander los, konnte Elster sehen, wie Hunde, die in ihre eigenen Wunden bissen. Sinnloses Morden und Selbstzerstörung, ausgelöst von blindem, panischem Entsetzen.
Der Drache glitt über den durcheinander wimmelnden Mob, doch er entfesselte sein Gewirr kein zweites Mal.
Dann sah Elster, wie Anomander Rakes Kopf herumfuhr.
Der Drache ließ sich tiefer sinken. Vor ihm wurde eine große Fläche frei, als die Tenescowri davonrannten und kaum ein Dutzend ihresgleichen übrig ließen, die flach auf dem Boden lagen, sich jedoch schwach bewegten – langsam und unter Schmerzen versuchten sie wieder auf die Beine zu kommen.
Die Frauen des Toten Samens.
Der Drache, der nun eine Mannslänge über der Erde schwebte, verwandelte sich, wurde unscharf, als er sich den Hexen näherte, war wieder der Lord von Mondbrut – der auf die alten Frauen zuging, die Hand erhoben, um sein Schwert zu ziehen.
»Korlat – «
»Es tut mir Leid, Elster.«
»Er wird sie – «
»Ich weiß.«
Elster schaute voller Entsetzen zu, wie Anomander Rake die erste der Frauen erreichte, eine dürre, bucklige alte Hexe, kaum halb so groß wie der Tiste Andii, und Dragnipur schwang.
Ihr Kopf fiel ihr in einem Blutschwall vor die Füße. Ihr Körper schien noch einen Schritt zur Seite zu machen, als tanzte er, und brach dann zusammen.
Anomander Rake ging auf die nächste Frau zu.
»Nein – das ist nicht recht – «
»Bitte–«
Ohne auf Korlats Bitte zu achten, trieb Elster sein Pferd vorwärts, galoppierte den Hang hinab und steigerte das Tempo noch, als er das ebene Gelände erreichte.
Eine weitere Frau wurde erschlagen, dann eine dritte, ehe der Malazaner ankam, an den Zügeln riss und sein Pferd direkt vor Rake schlitternd zum Stehen brachte.
Der Lord von Mondbrut war gezwungen innezuhalten. Er blickte überrascht auf und runzelte die Stirn.
»Hört auf damit«, stieß Elster krächzend hervor. Ihm wurde klar, dass er noch immer sein blankes Schwert in der Hand hielt, er sah, wie Anomander Rake es mit seinen unmenschlichen Augen bemerkte, ehe er antwortete.
»Zur Seite, mein Freund. Was ich hier tue, ist ein Akt der Barmherzigkeit – «
»Nein, es ist ein Urteil, Anomander Rake. Und«, fügte er hinzu, den Blick auf Dragnipurs schwarze Klinge gerichtet, »eine Strafe.«
Das Lächeln, das zur Antwort auf Anomander Rakes Gesicht erschien, war seltsam wehmütig. »Wenn Ihr es so nennen wollt, Elster. Nichtsdestotrotz beanspruche ich das Recht, über diese Kreaturen ein Urteil zu fällen.«
»Dagegen erhebe ich keinen Einspruch, Anomander Rake.«
»Oh, dann ist es also … die Strafe.«
»Ja.«
Der Lord der Tiste Andii schob sein Schwert in die Scheide. »Dann muss es Eure Hand sein, mein Freund. Und schnell, denn sie gewinnen ihre Kräfte zurück.«
Elster zuckte im Sattel zusammen. »Ich bin kein Scharfrichter.«
»Dann solltet Ihr lieber einer werden – oder beiseite treten. Sofort.«
Elster riss sein Pferd herum. Die sieben noch übrigen Frauen begannen tatsächlich, allmählich wieder zu sich zu kommen, obwohl er in den alten gelblichen Augen derjenigen, die ihm am nächsten war, bisher nur glasige Verständnislosigkeit erkennen konnte.
Der Vermummte soll mich holen -
Er ließ sein Reittier antraben, hob die Klinge rechtzeitig, um die Schwertspitze in die Brust der nächsten Frau zu stoßen.
Trockene Haut teilte sich fast mühelos. Knochen knackten wie Zweige. Das Opfer taumelte rückwärts, fiel.
Elster trieb sein Pferd an und schüttelte das Blut von seinem Schwert, und als er die nächste Frau erreichte, schwang er die Klinge in einem weiten Bogen, schlitzte ihr die Kehle auf.
Er hielt
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