SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Holzsplitter ragten aus seinem gewaltigen Kopf, Blut strömte aus den Wunden und färbte den Schaum rosa. Das Tier hatte sich auf die Seite gelegt und enthüllte seinen weichen, silbrigen Bauch.
Karsa kletterte zu der Kreatur hin und rammte ihr sein Schwert in den Bauch. Der große Schwanz zuckte herum und traf ihn mit der Wucht eines Huftritts. Er flog durch die Luft, krachte gegen die geschwungene Bordwand.
Vom Aufprall halb betäubt, sackte der Teblor ins wirbelnde Wasser. Er blinzelte sich die Tropfen aus den Augen und beobachtete dann, reglos im Zwielicht hockend, die Zuckungen des Fischs im Todeskampf.
Torvald kletterte in sein Blickfeld. »Du bist immer noch verdammt schnell, Karsa – hast mich weit hinter dir gelassen. Aber ich sehe, du hast es geschafft. Unter diesen Vorräten befindet sich auch etwas Essbares …«
Aber Karsa hörte nichts mehr, denn ihn übermannte erneut die Bewusstlosigkeit.
Als er erwachte, stieg ihm als Erstes der Gestank verwesenden Fleischs in die Nase, der schwer in der Luft hing. Im Dämmerlicht konnte er gerade noch den Kadaver des toten Fischs ausmachen, der ihm gegenüberlag – der Bauch war aufgeschlitzt, der blasse Kadaver teilweise in sich zusammengesunken. Von irgendwo ein ganzes Stück über ihm hörte er Bewegung.
Ein gutes Stück hinter dem Fisch, etwas nach rechts versetzt, waren Stufen zu sehen, die nach oben führten.
Karsa sammelte sein Schwert ein, wobei er die ganze Zeit gegen einen starken Brechreiz ankämpfen musste, und begann, auf die Stufen zuzukriechen.
Endlich tauchte er auf dem mittschiffs gelegenen Deck auf. Die von magischen Energien verwüstete Oberfläche war stark geneigt – so sehr, dass es schwierig war, das Deck zu überqueren. An der unten gelegenen Reling, von der Seile herabhingen, lag ein Haufen offensichtlich zusammengesuchter Vorräte. Während Karsa in der Nähe der Luke Halt machte, um wieder zu Atem zu kommen, schaute er sich nach Torvald Nom um, doch der Daru war nirgendwo zu sehen.
Magische Energien hatten tiefe Furchen in das Deck gegraben. Es waren keine Leichen zu sehen, genauso wenig wie irgendwelche Hinweise auf die Natur der Schiffseigner. Das schwarze Holz, das Dunkelheit auszuströmen schien, stammte von einem Baum, den Karsa nicht kannte. Es war völlig schmucklos und erweckte den Eindruck zweckmäßiger Schlichtheit. Er fühlte sich auf merkwürdige Weise getröstet.
Torvald Nom tauchte an der unten liegenden Reling auf. Er hatte es geschafft, die Ketten loszuwerden, die an seinen Handschellen befestigt waren, so dass nun nur noch die schwarzen Eisenbänder an Handgelenken und Knöcheln übrig waren. Er atmete schwer.
Karsa mühte sich hoch und stützte sich auf sein Schwert.
»Oh, mein Riesenfreund weilt auch wieder unter uns!«
»Du musst enttäuscht über meine Schwäche sein«, brummte Karsa.
»Ich habe damit gerechnet, alles in allem betrachtet«, sagte Torvald, der jetzt zwischen den Vorräten herumturnte. »Ich habe etwas zu essen gefunden. Komm und iss, Karsa, während ich dir erzähle, was ich entdeckt habe.«
Der Teblor bewegte sich langsam das schräg abfallende Deck hinab.
Torvald zog einen wie ein Ziegel geformten Laib dunkles Brot hervor. »Ich habe ein Beiboot gefunden – und Ruder, die man zur Unterstützung des Segels einsetzen kann, das heißt, wir werden nicht für immer Opfer dieser endlosen Flaute bleiben. Wir haben Wasser für eineinhalb Wochen, wenn wir sparsam damit umgehen, und wir werden nicht hungern, ganz egal, wie schnell dein Appetit wiedererwacht …«
Karsa nahm das Brot, das der Daru ihm entgegen streckte, und begann, kleine Stücke davon abzureißen. Seine Zähne fühlten sich ein bisschen locker an, und er hatte nicht genug Vertrauen in sie, um etwas anderes zu versuchen, als vorsichtig zu kauen. Das Brot war schwer und feucht, mit kleinen süßen Fruchtstückchen gefüllt und schmeckte nach Honig. Nachdem er das erste Mal geschluckt hatte, musste er kämpfen, um den Bissen bei sich zu behalten. Torvald gab ihm einen mit Wasser gefüllten Schlauch und nahm dann seinen Monolog wieder auf.
»Das Boot hat Bänke für schätzungsweise zwanzig Ruderer – für Tiefländer ist es geräumig, aber wir werden eine Bank entfernen müssen, damit du genug Platz für deine Beine hast. Wenn du dich über die Bordwand beugst, kannst du es selbst sehen. Ich hatte die ganze Zeit gebraucht, die Sachen hineinzupacken, die wir benötigen werden. Wenn du willst, können wir auch noch ein paar
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