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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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waren immer noch da, zwischen ihnen schwammen zu behelfsmäßigen Flößen zusammengeklumpte Wrackteile. Zerrissene Segel hingen in Fetzen von den wenigen noch stehenden Masten. Der Bug, der neben ihm in die Luft ragte, war mit kunstvoll geschnitzten Figuren vertäfelt: Miteinander kämpfende Gestalten mit langen Gliedmaßen standen auf Schiffen, die den umgebenden Kaperfahrern sehr ähnlich sahen. Doch der Feind auf diesen Reliefs war scheinbar nicht derjenige, dem die Besitzer dieses Schiffs hier gegenübergestanden hatten, denn die Schiffe dort waren – wenn überhaupt – kleiner und flacher als die Kaperfahrer. Die Krieger sahen ähnlich aus wie die Teblor, mit kräftigen Gliedern und überaus muskulös, doch sie waren kleiner als ihre Gegner.
    Plötzlich zeigte sich eine Bewegung im Wasser, ein glänzender schwarzer Buckel mit einer spitzen Flosse, der auftauchte und wieder verschwand. Schlagartig tauchten noch mehr auf, alle gleichzeitig, und die Wasseroberfläche zwischen den Schiffen brodelte plötzlich. Es gab anscheinend doch Leben in diesem Meer, und was hier lebte, war gekommen, um zu fressen.
    Die Plattform unter Karsa begann zu schwanken und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Sein linker Arm schoss vor, um sich abzustützen, als er umzufallen drohte. Ein kräftiger Aufprall, schier unerträglicher Schmerz – doch der Arm gab nicht nach.
    Er sah einen aufgeblähten Leichnam neben dem Floß auftauchen, dann einen schwarzen Umriss, ein breites, zahnloses Maul, das weit aufklaffte, sich um den Leichnam schloss und ihn im Ganzen verschluckte. Kurz kam ein kleines graues Auge hinter einer stacheligen Bartel zum Vorschein, als der Fisch vorbeizog. Das Auge drehte sich, um ihn im Blick zu behalten, dann war die Kreatur wieder verschwunden.
    Karsa hatte nicht genug von dem Leichnam gesehen, um zu beurteilen, ob er in der Größe eher ihm oder dem Daru – Torvald Nom – geglichen hatte. Doch der Fisch hätte Karsa ebenso leicht verschlingen können wie den Leichnam.
    Er musste aufstehen. Und dann klettern.
    Und als er einen weiteren gewaltigen schwarzen Umriss längsseits eines anderen Schiffs durch die Wasseroberfläche brechen sah – einen Umriss, der beinahe ebenso lang war wie das Schiff –, wusste er, dass er es rasch tun musste.
    Er hörte Schritte von oben, dann tauchte Torvald Nom neben dem Bug an der Bordwand auf. »Wir müssen – oh, Beru segne dich, Karsa! Kannst du aufstehen? Du hast keine andere Wahl – diese Welse sind größer als Haie und wahrscheinlich genauso schlimm. Da ist einer – er ist gerade hinter dir aufgetaucht – er kreist, er weiß, dass du da bist. Steh auf, benutze die Taue!«
    Karsa nickte und reckte sich nach dem nächsten Tau.
    Hinter ihm brodelte das Wasser. Die Plattform erzitterte, Holz splitterte – Torvald schrie eine Warnung –, und Karsa wusste, ohne sich umzudrehen, dass eine der Kreaturen sich gerade aufgebäumt und auf das Floß geworfen hatte – und es damit in zwei Teile zerschmettert hatte.
    Er hielt das Tau in seiner Hand und packte fest zu, als die überflutete Oberfläche unter ihm zu verschwinden schien. Wasser wogte um seine Beine, stieg bis zu den Hüften. Karsa packte das Tau auch mit der anderen Hand.
    »Urugal! Sei mein Zeuge!«
    Er zog seine Beine aus dem schäumenden Wasser, kletterte Hand über Hand an dem Tau hoch. Da das Tau nicht mehr mit den Überresten der Plattform verbunden war, wurde er gegen den Schiffsrumpf geschleudert. Er grunzte beim Aufprall, doch er ließ nicht los.
    »Karsa! Deine Beine!«
    Der Teblor blickte nach unten und sah nichts als ein riesiges Maul, das unglaublich weit geöffnet war und unter ihm in die Höhe stieg.
    Hände schlossen sich um seine Handgelenke. Karsa zog sich in einer einzigen, verzweifelten Kraftanstrengung hoch und schrie dabei vor Schmerzen in seinen Schultern und Hüften laut auf.
    Das Maul klappte zu und versprühte eine Fontäne aus milchigem Wasser.
    Als seine Knie gegen die Bordwand knallten, ruderte Karsa einen Augenblick lang mit den Armen wild in der Luft, bis es ihm gelang, sich über die Reling zu werfen; er zog seine Beine hinter sich her und landete mit einem schweren, dumpfen Aufprall auf dem Deck.
    Torvalds Schreie dauerten unvermindert an, so dass der Teblor sich herumrollte – und sah, dass der Daru sich verzweifelt abmühte, etwas festzuhalten, das wie eine Art Harpune aussah. Torvalds kaum verständliches Gebrüll schien mit irgendeiner Leine zu tun zu haben. Karsa schaute sich

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