SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
mehr so sicher, Urugal -
»Wer steht da vor uns? Das ist kein Teblor-Krieger! Das ist keiner meiner Diener!«
Urugal. Was sind diese »Bhederin«, von denen du gesprochen hast? Was sind das für Herden? Wo in den Landen der Teblor -
»Karsa!«
Er zuckte zusammen. Öffnete die Augen.
Torvald Nom kam wieder vom Schiff heruntergeklettert, einen Jutesack über der Schulter. Seine Füße berührten das Floß und ließen es noch etwas tiefer sinken. Wasser brannte in Karsas Augenwinkeln.
Aus dem Sack kamen scheppernde Geräusche, als der Daru ihn absetzte und anfing, darin herumzukramen. »Werkzeug, Karsa! Das Werkzeug eines Schiffszimmermanns!« Er zog einen Meißel und einen eisenbeschlagenen Holzhammer hervor.
Der Teblor spürte, wie sein Herz plötzlich heftiger pochte.
Torvald setzte den Meißel an einem Kettenglied an und fing an zu hämmern.
Ein Dutzend Schläge, die laut durch die reglose, trübe Luft schallten, und die Kette brach. Sie wurde von ihrem eigenen Gewicht rasch durch den Ring der Schelle an Karsas rechtem Handgelenk gezogen und verschwand leise rasselnd unter der Wasseroberfläche. Ein stechender Schmerz schoss durch seinen Arm, als er versuchte, ihn zu bewegen. Der Teblor grunzte – und verlor das Bewusstsein.
Er erwachte zum Geräusch von Hammerschlägen unten neben seinem rechten Fuß, und donnernden Wogen aus Schmerz, durch die er schwach Torvalds Stimme vernahm.
»… schwer, Karsa. Du wirst das Unmögliche tun müssen. Du wirst klettern müssen. Das bedeutet, dass du dich herumrollen und auf Händen und Knien aufrichten musst. Dann aufstehen. Gehen – oh, beim Vermummten, du hast Recht. Ich werde mir etwas anderes ausdenken müssen. Nirgendwo auf diesem verdammten Schiff gibt es was zu essen.« Es gab ein lautes Krachen, dann das zischende Rasseln einer Kette, die abfiel. »Das war’s. Du bist frei. Mach dir keine Sorgen, ich habe die Taue wieder angebunden, direkt an die Plattform – du wirst nicht sinken. Frei. Na, wie fühlt es sich an? Ach was – die Frage werde ich dir in ein paar Tagen noch mal stellen. Immerhin, Karsa, du bist frei. Ich habe es versprochen, stimmt’s? Niemand soll sagen, dass Torvald Nom seine Versprechen – nun, äh, niemand soll sagen, dass Torvald Nom sich vor einem Neuanfang fürchtet.«
»Zu viele Worte«, murmelte Karsa.
»Stimmt, viel zu viele. Versuch zumindest, dich zu bewegen.«
»Das tue ich.«
»Beuge deinen rechten Arm.«
»Ich versuche es.«
»Soll ich es für dich tun?«
»Langsam. Und wenn ich das Bewusstsein verliere, höre nicht auf. Und mach das Gleiche auch mit dem anderen Arm und den Beinen.«
Er spürte, wie der Tiefländer seinen rechten Arm packte, am Handgelenk und über seinem Ellbogen, und dann versank er erneut in barmherziger Dunkelheit.
Als er wieder zu sich kam, hatte Torvald ihm Bündel voll gesogener Kleider unter den Kopf gestopft, und ihn auf die Seite gelegt, Arme und Beine leicht angewinkelt. Jeder Muskel, jedes Gelenk schmerzte dumpf, doch er schien seltsam weit davon entfernt zu sein. Langsam hob er den Kopf.
Er befand sich immer noch auf der Plattform. Die Taue, mit denen sie am Schiffsbug befestigt war, hatten verhindert, dass sie weiter sank. Torvald Nom war nirgendwo zu sehen.
»Ich rufe das Blut der Teblor an«, flüsterte Karsa. »Alles, was in mir ist, muss jetzt dazu dienen, mich zu heilen, mir Kraft zu geben. Ich bin befreit. Ich habe nicht kapituliert. Der Krieger bleibt. Er bleibt …« Er versuchte, die Arme zu bewegen. Pochende Schmerzen, scharf, aber erträglich. Er bewegte seine Beine, keuchte angesichts der Qualen, die in seinen Hüften aufloderten. Einen Augenblick lang fühlte sich sein Kopf ganz leicht an, drohte er erneut, in Bewusstlosigkeit zu versinken … doch der Augenblick ging vorüber.
Er versuchte, sich auf Hände und Knie aufzurichten. Jede noch so winzige Bewegung war eine Tortur, doch er weigerte sich, dem Schmerz nachzugeben. Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus. Mehrmals durchlief ihn ein Zittern. Mit fest zusammengekniffenen Augen mühte er sich weiter.
Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, doch schließlich saß er, und diese Erkenntnis kam wie ein Schock über ihn. Er saß, das volle Gewicht lag auf seinem Gesäß, und der Schmerz verblasste allmählich. Er hob seine Arme, überrascht und ein bisschen erschreckt von ihrer Kraftlosigkeit, entsetzt darüber, wie dünn sie waren.
Während er sich ausruhte, schaute er sich um. Die zerbrochenen Schiffe
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