Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
habe, Ben, ich habe nicht nur ein nettes Gesicht.«
    Die beiden drehten sich um, und ohne weiter auf die Schatten zu achten, die aus dem erblühenden Bruchstück von Kurald Emurlahn quollen, kehrten sie dorthin zurück, wo sie Korbolo Dom zurückgelassen hatten.
     
    »Freund?«
    Heboric starrte den vieräugigen, untersetzten Dämon an, der vor ihm auf den Pfad gehüpft war. »Ich bin mir sicher, dass ich mich erinnern könnte, wenn wir uns schon einmal begegnet wären, Dämon.«
    »Hilfreiche Erklärung. Bruder von L’oric. Er liegt auf der Lichtung zwölf Schritte zu deiner Rechten. Zögernde Berichtigung. Fünfzehn Schritte. Deine Beine sind fast so kurz wie meine.«
    »Bring mich zu ihm.«
    Der Dämon bewegte sich nicht. »Freund?«
    »Mehr oder weniger. Wir haben gewisse Schwächen gemeinsam.«
    Die Kreatur zuckte die Schultern. »Mit Vorbehalt. Folge mir.«
    Heboric folgte dem vor ihm her watschelnden Dämon in den versteinerten Wald; sein Lächeln wurde breiter, als das Wesen weiterquasselte.
    »Ein Priester mit den Händen eines Tigers. Manchmal. Dann wieder menschliche Hände, die in unergründlichem Grün schimmern. Bin beeindruckt. Und diese Tätowierungen, wirklich sehr schön. Grübelnd. Ich glaube, ich hätte Probleme, dir die Kehle herauszureißen. Selbst wenn ich Hunger hätte, was ich fast immer habe. Nachdenklich. Eine mörderische Nacht, diese Nacht. Geister, Assassinen, Gewirre, lautlose Schlachten. Schläft in dieser Welt denn nie jemand?«
    Sie stolperten auf eine kleine Lichtung.
    L’orics Rüstung war voller – mittlerweile getrockneter – Blutflecken, doch ansonsten sah er ziemlich gut aus, wie er gleichmäßig atmend mit geschlossenen Augen im Schneidersitz dahockte. Auf dem staubigen Boden vor ihm war ein Satz Drachenkarten ausgelegt.
    Grunzend setzte sich Heboric dem Hohemagier gegenüber. »Ich habe gar nicht gewusst, dass Ihr mit denen da spielt.«
    »Das tue ich auch nie«, erwiderte L’oric murmelnd. »Spielen, meine ich. Ein Herr ist zu den Drachenkarten gekommen, und dieser Herr hat gerade das Haus der Ketten gutgeheißen.«
    Heborics Augen weiteten sich. Dann verengten sie sich wieder, und er nickte bedächtig. »Sollen die Götter doch fluchen – er oder sie musste genau das tun.«
    »Ich weiß. Der Verkrüppelte Gott ist nun ebenso gebunden wie alle anderen Götter.«
    »Er ist im Spiel, ja, nachdem er so lange außerhalb gestanden hat. Ich frage mich, ob er seinen Zug eines Tages vielleicht einmal bedauern wird.«
    »Er will dieses Bruchstück von Kurald Emurlahn und ist bereit zuzuschlagen, auch wenn seine Chancen mittlerweile schlechter stehen als bei Sonnenuntergang.«
    »Wie das?«
    »Bidithal ist tot.«
    »Gut. Wer hat es getan?«
    »Toblakai.«
    »Oh. Das ist nicht so gut.«
    »Noch dazu ist Toblakai, wie ich glaube, zum Ritter des Hauses der Ketten geworden.«
    »Das ist verdammt bedauerlich … für den Verkrüppelten Gott. Toblakai wird vor niemandem niederknien. Er kann es sich nicht leisten. Er wird sich über alle Voraussagen hinwegsetzen – «
    »Er hat diese Neigung heute Nacht schon unter Beweis gestellt, Geisterhand. Mit möglicherweise tödlichen Folgen für uns alle. Andererseits neige ich mehr und mehr zu der Vermutung, dass er unsere einzige Hoffnung ist.« L’oric öffnete die Augen und starrte Heboric an. »Zwei Hunde der Dunkelheit sind vor kurzem hier angekommen – ich konnte ihre Präsenz spüren, wenn auch nur unstet, aber ich konnte nicht näher an sie herankommen. Wegen des Otatarals und der Dunkelheit, die sie einhüllt.«
    »Und warum sollte Toblakai sich ihnen in den Weg stellen? Schon gut, ich kann mir die Frage selbst beantworten. Weil er Toblakai ist.«
    »Stimmt. Und ich glaube, er hat es bereits getan.«
    »Und?«
    »Und jetzt ist, wie ich glaube, nur noch ein Deragoth am Leben.«
    »Bei den Göttern«, schnaufte Heboric.
    »Toblakai verfolgt ihn gerade.«
    »Sagt mir, was hat die Hunde hierher gebracht? Was oder wem hat Toblakai gerade einen Strich durch die Rechnung gemacht?«
    »In dieser Hinsicht sind die Karten nicht eindeutig, Destriant. Vielleicht ist die Antwort noch nicht entschieden.«
    »Es erleichtert mich zu hören, dass manche Dinge noch nicht entschieden sind, um die Wahrheit zu sagen.«
    »Geisterhand. Bringt Felisin hier weg. Graufrosch wird Euch begleiten.«
    »Und Ihr?«
    »Ich muss zu Sha’ik. Nein, sagt nichts, ehe Ihr mich nicht ganz angehört habt. Ich weiß, dass Ihr beide – Ihr und sie – Euch einst gut

Weitere Kostenlose Bücher