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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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plötzlich die Zähne fletschte, als er in die Dunkelheit starrte. Wie zwei Tiere, die sich gleich gegenüberstehen werden. Bei den Geistern hienieden, was erwartet uns da vorn?
    »Waffen bereithalten!«, schnaubte Leoman.
    Die Kompanie donnerte vorwärts, den Pfad entlang, den Corabb mittlerweile – wie es ihm vorkam – unzählige Male benutzt hatte.
    Je näher sie der Oase kamen, desto gedämpfter klangen die Geräusche, die sie machten, als würde die Dunkelheit jegliches Geräusch verschlucken. Das Geheul hatte sich nicht wiederholt, und Corabb fragte sich allmählich, ob es überhaupt in Wirklichkeit erklungen war. Vielleicht ist es nicht aus der Kehle eines sterblichen Wesens gekommen. Vielleicht war es eine Illusion, ein Schrei, der alle erstarren lassen sollte -
    Die Vorhut ritt in einen Hohlweg, und plötzlich waren Reiter und Pferde von Armbrustbolzen gespickt. Schreie, zu Boden stürzende Krieger, stolpernde Pferde. Von weiter hinten in der Marschkolonne erklang das Klirren von Schwertern und Schilden.
    Hundeschlächter!
    Irgendwie schafften es Corabb und sein Pferd, aus dem Durcheinander herauszukommen. Eine Gestalt kam von links herangeschossen, und er schrie auf, hob seine Waffe.
    »Ich bin’s, verdammt!«
    »Leoman!«
    Das Pferd seines Anführers war unter ihm getötet worden. Er streckte den Arm aus.
    Corabb packte ihn und zog Leoman zu sich auf den Rücken des Pferds.
    »Reite, Bhilan! Reite!«
     
    Schwarz gerüstete Krieger stürmten durch die niedrige Mauer, in ihren behandschuhten Händen wirbelten schwere Äxte.
    Der Schnelle Ben schrie auf und ging in Deckung.
    Kalam folgte ihm fluchend, der gut verschnürte Korbolo Dom hüpfte dabei auf seinen Schultern auf und ab. Er warf sich neben dem Magier auf den Boden, als Hufe über sie hinwegblitzten, von denen Sand und Mörtelbrocken herunterregneten.
    Dann war die Schwere Reiterei vorbei.
    Kalam stieß den Napanesen von seinem Rücken und drehte sich auf die Seite, um dem Schnellen Ben einen finsteren Blick zuzuwerfen. »Was waren das für Bastarde, im Namen des Vermummten?«
    »Wir sollten uns am besten einige Zeit versteckt halten«, murmelte der Magier; er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und rieb sich den Dreck aus den Augen. »Die Raraku hat ihre Geister entfesselt – «
    »Und das sind die, die singen? Diese Stimmen sind mitten in meinem Kopf – «
    »In meinem auch, mein Freund. Sag mal, hast du dich in letzter Zeit zufällig irgendwann einmal mit einem Geistergänger der Tanno unterhalten?«
    »Einem was? Nein. Warum?«
    »Weil es das ist, was du hörst. Wenn es ein Lied wäre, das um die alten Geister herum gewoben wäre, die wir sehen, nun, dann könnten wir es nicht hören. Tatsächlich würden wir wahrscheinlich überhaupt nichts hören. Und wir wären mittlerweile längst in Stücke gehackt – in winzige Stücke. Kalam, dieses Lied der Tanno gehört den Brückenverbrennern.«
    Was?
    »Du denkst wahrscheinlich jetzt gerade über Ursache und Wirkung nach, stimmt’s? Ein Tanno hat unsere Geschichte gestohlen und daraus ein Lied erschaffen – aber damit dieses Lied irgendeinen Effekt haben konnte, mussten die Brückenverbrenner erst sterben. Als Kompanie. Und sie sind gestorben. Außer dir und mir – «
    »Und Fiedler. Warte mal! Fied hat irgendwas von einem Geistergänger in Ehrlitan erzählt.«
    »Es muss ein direkter Kontakt gewesen sein. Ein Händeschütteln, eine Umarmung, ein Kuss – «
    »Dieser kleine Scheißkerl von einem Sappeur! Ich erinnere mich, dass er damals aus irgendeinem Grund sehr verschlossen war. Ein Kuss? Erinnere mich daran, dass ich Fiedler einen Kuss gebe, wenn ich ihn das nächste Mal sehe – einen Kuss, den er nie vergessen wird – «
    »Wer auch immer es war, und wie auch immer es passiert ist«, sagte der Schnelle Ben, »Tatsache ist: Die Brückenverbrenner sind jetzt aufgestiegen – «
    »Sie sind aufgestiegen? Im Namen der Königin – was soll das denn nun wieder bedeuten?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß, Kalam. Nie zuvor habe ich von so etwas gehört. Eine ganze Kompanie – es gibt keinen Präzendenzfall dafür, ganz und gar nicht.«
    »Außer vielleicht die T’lan Imass.«
    Die dunklen Augen des Magiers verengten sich leicht, als er seinen Freund anblickte. »Ein interessanter Gedanke«, murmelte er und seufzte. »Jedenfalls haben sich die Geister der Raraku aufgrund dieses Lieds erhoben. Sie haben sich erhoben … um zu kämpfen. Aber da ist noch mehr – ich könnte

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