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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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geworden, und ich habe den Tod kennen gelernt!«
    Abrupt drehte er sich um. Die Schwertspitze kratzte über den Fußboden. »Den Tod«, murmelte er, als würde er mit sich selbst sprechen. »Vertrauen ist eine Illusion. Die Welt ist nicht, wie sie zu sein scheint. Wir sind Narren, wir alle. So viel … Dummheit.« Im gleichen leisen Tonfall fuhr er fort. »Knie vor mir nieder, Hannan Mosag. Es ist nicht so schwer zu verzichten, nicht wahr? Wir werden Macht kennen lernen. Wir werden wieder sein, was wir einst waren, was wir sein sollten. Knie nieder, Hexenkönig, und empfange meinen Segen.«
    Der Kopf hob sich erneut, ein Aufblitzen von Gold im Zwielicht. »Binadas. Du hast Schmerzen, eine Wunde, die nicht heilen will. Komm her, und ich werde dich von diesen Schmerzen erlösen. Ich werde den Schaden in Ordnung bringen.«
    Binadas runzelte die Stirn. »Du hast keine Ahnung von Zauberei, Rhulad …«
    »Komm her!« Der Schrei echote durch die weite Halle.
    Binadas zuckte zusammen, dann hinkte er nach vorn. Rhulads goldene Hand schoss vor, seine Finger strichen über die Brust seines Bruders. Es war nur eine ganz schwache Berührung, doch Binadas taumelte zurück. Forcht eilte zu ihm, um ihn zu stützen. Mit weit aufgerissenen Augen fing sich Binadas. Er sagte nichts, doch als er sich aufrichtete, war klar, dass die Schmerzen in seiner Hüfte verschwunden waren. Ein Beben schüttelte ihn.
    »So«, sagte Rhulad flüsternd. »Kommt, meine Brüder. Es ist an der Zeit.«
    Trull räusperte sich. Er musste sprechen. Er musste seine Fragen stellen, musste aussprechen, was sonst niemand aussprechen würde. »Wir haben gesehen, dass du tot warst.«
    »Und ich bin zurückgekehrt.«
    »Durch die Macht des Schwerts, das du in den Händen hältst, Rhulad? Warum sollte dieser Verbündete den Edur so etwas geben?
    Was hofft dieser Verbündete zu gewinnen? Mein Bruder, die Stämme sind vereint worden. Wir haben Frieden erlangt …«
    »Du bist der Schwächste von uns, Trull. Deine Worte verraten dich. Wir sind Tiste Edur. Hast du vergessen, was das bedeutet? Ich glaube, das hast du.« Er schaute sich um. »Ich glaube, ihr alle habt das vergessen. Sechs armselige Stämme, sechs armselige Könige. Hannan Mosag hatte größeren Ehrgeiz. Einen Ehrgeiz, der ausgereicht hat, um zu erobern. Er war notwendig, aber er kann nicht erreichen, was jetzt kommen muss.«
    Trull konnte den Bruder, den er kannte, in Rhulads Worten erkennen, doch in ihnen schwang auch noch etwas Anderes mit, etwas Neues war mit ihnen verflochten. Wie seltsame, giftige Wurzeln – war dies die Stimme der Macht?
    Ein dumpfes Klicken von aneinander stoßenden Münzen, als Rhulad die schweigende Menge jenseits des inneren Kreises anblickte. »Die Edur haben ihre Bestimmung aus den Augen verloren. Der Hexenkönig würde euch von dem abbringen, was sein muss. Meine Brüder und Schwestern – ihr alle, die ihr hier steht, seid das für mich, das und noch mehr. Ich werde eure Stimme sein. Euer Wille. Die Tiste Edur sind über Könige und Hexenkönige hinausgewachsen. Auf uns wartet das, was wir einst besessen, aber schon vor langer Zeit verloren haben. Wovon ich spreche, meine Brüder und Schwestern? Ich werde euch die Antwort geben. Von einem Imperium.«
    Trull starrte Rhulad an. Ein Imperium. Und in jedem Imperium … gibt es einen Imperator.
    Kniet nieder, hatte Rhulas befohlen. Dem Hexenkönig. Allen, die hier waren. Tiste Edur knien nicht vor bloßen Königen …
    »Du willst Imperator sein, Rhulad?«, fragte Forcht.
    Sein Bruder drehte sich herum, um ihn anzublicken, und breitete in einer missbilligenden Geste die Arme aus. »Bringt mein Anblick dich dazu, dich voller Entsetzen abzuwenden, Forcht? Voller Abscheu? Aber hat denn dieser Sklave nicht gut gearbeitet? Bin ich nicht etwas Schönes?«
    In seinem Tonfall schwang ein Hauch von Hysterie mit.
    Forcht antwortete nicht.
    Rhulad lächelte und fuhr fort: »Ich sollte euch sagen, dass das Gewicht nicht mehr an mir zerrt. Ich fühle mich … von jeglicher Last befreit. Ja, mein Bruder, ich bin erfreut. Oh, entsetzt dich das? Warum? Kannst du meinen Reichtum nicht sehen? Meine Rüstung? Bin ich nicht das kühne Wunschbild eines Edur-Kriegers?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Forcht, »was ich hier vor mir sehe. Ist das wirklich Rhulad, der in diesem Körper haust?«
    »Stirb, Forcht, und kämpfe dich den Weg zurück. Und dann frage dich, ob dich diese Reise nicht verändert hat.«
    »Bist du bei unseren Vorfahren

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