Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Lied, das die Kinder singen, wenn sie Perlen auffädeln, was hat es zu bedeuten?«
    »Es gibt mehr als eins. Das hängt von dem Muster ab, das man haben will. Das Lied gibt die Reihenfolge der verschiedenen Perlen vor, ihre Art und ihre Farbe.«
    »Warum müssen solche Sachen vorgegeben werden?«
    »Weil die Perlen eine Geschichte erzählen.«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Verschiedene Geschichten. Das hängt von dem Muster ab, für das das Lied sorgt. Die Geschichte geht nicht verloren, wird nicht verfälscht, weil das Lied sich niemals ändert.«
    »Um des Vermummten willen«, murmelte der Fremde. »Was ist falsch an Worten?«
    »Durch Worte ändern sich Bedeutungen«, sagte Rotmaske und wandte sich ab.
    »Nun«, sagte Anaster Toc, der Rotmaske zurück ins Lager seiner Armee folgte, »genau darum geht es. Das ist ihr Wert - ihre Fähigkeit, sich anzupassen …«
    »Verfälscht zu werden, meinst du. Die Letherii sind Meister darin, Worte und ihre Bedeutung zu verfälschen. Sie nennen Krieg Frieden, sie nennen Tyrannei Freiheit. Auf welcher Seite des Schattens man steht, bestimmt die Bedeutung eines Wortes. Worte sind Waffen, die von jenen benutzt werden, die die anderen verachten. Eine Verachtung, die nur noch größer wird, wenn sie sehen, wie diese anderen getäuscht und zu Narren gemacht werden, weil sie sich entschlossen haben, zu glauben. Weil sie in ihrer Einfalt geglaubt haben, dass die Bedeutung eines Wortes unveränderlich wäre, gefeit gegen Missbrauch.«
    »Bei Toggs Zitzen, das war aber eine lange Rede von dir, Rotmaske.«
    »Ich verachte Worte, Anaster Toc. Was meinst du, wenn du >bei Toggs Zitzen< sagst?«
    »Togg ist ein Gott.«
    »Keine Göttin?«
    »Nein.«
    »Dann sind seine Zitzen …«
    »Nutzlos. Genau.«
    »Was ist mit diesen anderen Begriffen? >Beim Atem des Vermummten    »Der Vermummte ist der Lord des Todes.«
    »Also … ist da kein Atem.«
    »Richtig.«
    »Berus Erbarmen?«
    »Sie hat kein Erbarmen.«
    »Mowri hilf?«
    »Die Lady der Armen hilft niemandem.«
    Rotmaske musterte den Fremden. »Dein Volk hat eine seltsame Beziehung zu seinen Göttern.«
    »Das stimmt vermutlich. Manche sagen, dieser Umgang sei zynisch, und möglicherweise haben sie nicht ganz unrecht. Es hat alles mit Macht zu tun, Rotmaske, und damit, was diese Macht mit jenen tut, die sie innehaben. Götter nicht ausgenommen.«
    »Wenn sie so wenig hilfreich sind, warum verehrt ihr sie dann?«
    »Stell dir einfach vor, wie viel weniger hilfreich sie wären, wenn wir es nicht täten.« Was auch immer Anaster Toc daraufhin in Rotmaskes Augen sah - er lachte.
    Ärgerlich sagte Rotmaske: »Ihr habt als eine Armee gekämpft, die dem Lord und der Lady der Wölfe geweiht war.«
    »Und schau dir an, wohin uns das gebracht hat.«
    »Eure Streitmacht wurde nur niedergemacht, weil mein Volk euch verraten hat. Dieser Verrat kam nicht von euren Wolfsgöttern.«
    »Das stimmt, nehme ich an. Wir haben den Kontrakt akzeptiert. Wir sind davon ausgegangen, dass die Worte, die wir mit unseren Auftraggebern gewechselt hatten, bei ihnen und uns die gleiche Bedeutung haben.« Ein schiefes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wir haben an Ehre geglaubt und sind in den Krieg gezogen. Tja. Togg und Fanderay sind nicht verantwortlich - vor allem nicht für die Dummheit ihrer Anhänger.«
    »Bist du jetzt gottlos, Anaster Toc?«
    »Oh, ich habe dann und wann ihr kummervolles Heulen gehört, oder zumindest habe ich mir eingebildet, ich hätte es gehört.«
    »Wölfe sind zur Stätte des Gemetzels gekommen und haben die Herzen der Gefallenen geholt.«
    »Was? Was meinst du?«
    »Sie haben allen deinen Kameraden den Brustkorb aufgerissen und ihr Herz gefressen, alles andere haben sie zurückgelassen.«
    »Nun, das habe ich nicht gewusst.«
    »Warum bist du nicht mit ihnen gestorben?«, fragte Rotmaske. »Bist du geflohen?«
    »Ich war der beste Reiter der Grauen Schwerter. Dementsprechend sollte ich die Verbindung zwischen unseren Streitkräften halten. Unglücklicherweise war ich gerade bei den Ahl, als sie die Entscheidung getroffen haben, zu fliehen. Sie haben mich von meinem Pferd gezerrt und bewusstlos geschlagen. Ich weiß nicht, warum sie mich nicht auf der Stelle getötet haben. Oder mich einfach für die Letherii liegengelassen haben.«
    »Es gibt verschiedene Stufen des Verrats, Anaster Toc, und es gibt Grenzen für das, was selbst die Ahl schlucken können. Sie konnten vom Schlachtfeld davonrennen, aber sie konnten dir nicht die

Weitere Kostenlose Bücher