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Sechselauten

Sechselauten

Titel: Sechselauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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neunzehn …«
    Bei achtunddreißig knackte es. Ein Geräusch, als ob spitzes Metall durch dünnes Holz schlug. Eschenbach zog an seinem Pickel. »Da ist etwas«, murmelte er. Und weil er Claudio noch immer in der Nähe glaubte, rief er laut: »Komm zurück! Wir haben es gefunden!«
    Der Ruf ging ins Leere.
    Dreißig Minuten später war der Bündner mit einer Tüte von McDonald’s zurück, und eine weitere halbe Stunde verging, bis sie die gut zwanzig Kilo schwere Militärkiste ausgegraben, aus der Grube gehievt und in die Wohnung getragen hatten.
    Nun stand sie auf dem Boden in Lenzens Stube. Drum herum noch immer ein heilloses Durcheinander. Nur den Esstisch und zwei Stühle hatten sie in der Eile aufgehoben und zurechtgerückt.
    Das Öffnen ging leichter, als das Ausheben.
    Es waren Aktenordner, eine ganze Menge davon. Sie standen zusammengepfercht, einer neben dem andern, auf dem Boden der Kiste. Drei weitere lagen obenauf. Vergilbtes Hellgrau, armdick mit Papier gefüllt. Eschenbach nahm sich den obersten, setzte sich an den Tisch und schlug ihn auf. Er spürte ein Kribbeln in den Händen.
    Während der Kommissar die ersten Seiten überflog, griff er blind nach dem doppelstöckigen Hamburger auf der Tischplatte. Claudio hatte ihn schon vor einer Weile dort hingelegt. Ohne seinen Blick zu heben, biss Eschenbach in den weichen Berg und las kauend weiter. In diesem Moment hätte er auch Styropor gegessen oder Känguruhoden.
    »Ist es das, wonach du suchst?«, fragte Claudio. Er hatte sich ebenfalls einen Ordner geschnappt und sich zu Eschenbach an den Tisch gesetzt. Er hatte seinen Teil Hamburger schon verschlungen.
    Der Kommissar nickte, ohne aufzusehen.
    Eine Weile blieb es still.
    »Sieht aus wie Personalakten«, sagte der Bündner. Er stand auf, ging zur Kiste und zählte die Ordner durch. »Vierundzwanzig sind’s insgesamt.« Er sah kurz zu Eschenbach, und als dieser nicht reagierte, nahm er einige der Ordner heraus und sah sich die Beschriftungen an.
    »Was tust du?«, fragte der Kommissar in Gedanken versunken.
    »Gruppe A 1 , Gruppe A 2  …« Claudio zuckte die Schultern. »Ist irgendwie in Gruppen aufgeteilt das Ganze.« Er hantierte weiter mit den Akten, und als er sich alle Beschriftungen angesehen hatte, meinte er: »Vier Gruppen. A bis D.«
    Eschenbach sah sich den Rücken des Ordners an, den er vor sich hatte. »C 3 «, sagte er. »Vielleicht sollte ich mit A 1 beginnen.«
    Um Mitternacht saß Eschenbach noch immer am Tisch und las. Es waren die Ordner der Gruppen A und B, die teils aufgeschlagen auf dem Tisch herumlagen. Auch die anderen hatte sich der Kommissar angesehen. Aber diese hier waren die wirklich interessanten.
    Claudio hatte er nach Hause geschickt, gleich nachdem er einen Blick in A 1 geworfen hatte. Es war nicht einfach gewesen. Der Bündner hatte ihm eine Szene gemacht, und sie hatten sich gestritten wie selten zuvor. Es sei das letzte Mal gewesen, hatte Claudio getobt, als er schon die Stiefel angehabt und mit durchnässten Kleidern in der Tür gestanden hatte. »Das allerletzte Mal, dass ich den Handlanger spiele … für deine Spezialeinsätze, deine … deine ewigen Alleingänge! Kobler hat recht, wenn sie sagt, dass du absolut teamunfähig bist. Ein ausgekochter Egoist!«
    Claudios Vorwürfe schmerzten den Kommissar, trotzdem war es besser so.
    Und was Elisabeth Kobler anging; seine Chefin hatte im Laufe des Nachmittags dreimal versucht, ihn zu erreichen. Eschenbach sah es nun auf dem Handy. Das wird sich zur rechten Zeit schon noch ergeben, dachte er. So wie sich auch der Streit mit Claudio wieder legen würde. Alles würde sich klären.
    Der Kommissar stand auf, klappte die offenen Aktenordner zu und verstaute sie, zusammen mit allem anderen, wieder in der Kiste. Er kontrollierte kurz, ob er keinen vergessen hatte. Zufrieden ging er zurück an den Tisch. Dort lag noch ein kleines Häufchen Papier. Ungefähr zwanzig Seiten. Eschenbach hattesie aus A 1 herausgenommen. Auf dem Boden suchte er sich eine von Lenzens verstreuten Plastikhüllen, in die er die Blätter steckte. Zusammen mit seinem Handy legte er es auf den Tisch. Ein paar Stunden Schlaf brauchte er jetzt. Alles lag nun in seiner Hand; und zum ersten Mal, seit dieser Sache beim Sechseläuten, hatte Eschenbach einen konkreten Plan.
    »Doktor Kronenberger ist nicht abkömmlich«, sagte die freundliche Frauenstimme am nächsten Morgen am Telefon. Es war exakt zehn nach acht.
    »Das sollte er aber sein«, sagte

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