S.E.C.R.E.T. 1
Handgelenk packen … einfach weiterlesen.
Ich wünsche mir Rollenspiele. Konnte ich so was? Jemand anders sein? Würde ich den Mut dazu aufbringen? Na ja, ich konnte ja einen Rückzieher machen, wenn ich musste.
Das also war meine Liste: Neun Fantasien, denen eine letzte Entscheidung folgte. Wie vorgeschrieben notierte ich sie in der Reihenfolge, in der ich glaubte, mit ihnen umgehen zu können.
Ich betrachtete die Seiten ein letztes Mal. Meine Gedanken waren erfüllt von der Überraschung, den Sorgen, der Freude und der Angst, die diese Fantasien auslösten. Man stelle sich vor, alles zu bekommen, was man sich je gewünscht hat – und mehr. Man stelle sich vor, wie es wäre, wenn man mit jedem Zentimeter seines Seins genau das wäre, wonach andere sich verzehren, was sie begehren. Genau das sollte geschehen. Und zwar demnächst. Mit mir. Ich hatte geglaubt, dass es mit meinem Leben den Bach runterging. Aber jetzt sollte es sich für immer verändern.
Als ich fertig war, rief ich Danica an.
»Hallo, Cassie«, sagte sie.
»Woher wussten Sie, dass ich es bin?«, fragte ich und spähte unbehaglich aus meinem Fenster.
»Ähm, Ihre Nummer auf dem Display?«
»Klar.« Wie dumm ich klang. »Also, ich weiß, dass es spät ist, aber Matilda meinte, ich sollte mich sofort melden, wenn ich fertig bin. Nun, das bin ich – ich habe sie … ausgewählt.«
»Was?«
»Sie wissen schon … die Liste.«
Stille.
»Die Liste?«, forschte sie nach.
»Meine … Fantasien «, flüsterte ich.
»Oh Cassie. Mit Ihnen haben wir eindeutig die richtige Kandidatin gefunden. Sie bekommen ja nicht mal das Wort über die Lippen!« Sie kicherte. »Ich schicke sofort jemanden rüber, Süße. Und bleiben Sie am Ball. Die Dinge werden sehr interessant für Sie werden.«
Eine Viertelstunde später klingelte es. Ich schmiss mir meinen Morgenmantel über und öffnete die Tür mit einem Ruck in Erwartung eines schlampig aussehenden, halbwüchsigen Boten.
Im Türrahmen lehnte ein hoch gewachsener, sehr attraktiver Mann. Er hatte braune Welpen-Augen und trug ein weißes Kapuzen-T-Shirt und Jeans. Seinem Aussehen nach zu urteilen, war er um die dreißig. Er lächelte. »Ich soll Ihre Mappe abholen. Außerdem bekam ich Anweisung, Ihnen das hier zu geben. Sie sollten es sofort öffnen.«
Was war das für ein Akzent? War er Spanier?
Er reichte mir einen kleinen, cremefarbenen Umschlag, auf dem der Buchstabe C zu lesen war. Ich ließ den Finger unter die Lasche gleiten und riss den Umschlag auf. Darin befand sich eine Karte. Schritt eins . Mein Herz pochte.
»Was steht drauf?«, fragte er.
Ich blickte zu diesem unglaublich gut aussehenden Mann vor mir auf, zu diesem Kurier – oder was immer er war. »Sie wollen, dass ich vorlese?«
»Ja, das müssen Sie.«
»Dort steht ›Hingabe‹ .« Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Zu Beginn einer jeden Fantasie wird man Sie fragen, ob Sie annehmen. Also: Akzeptieren Sie diesen Schritt?«
Ich schluckte.
»Welchen Schritt?«
»Schritt eins natürlich. Hingabe . Sie müssen sich der Tatsache hingeben – unterwerfen, dass Sie Hilfe brauchen. Sexuelle Hilfe .«
Mein Gott. Aus seinem Mund klangen die Worte wie ein Schnurren. Er legte eine Hand unter sein T-Shirt und berührte seinen Bauch, während er am Türrahmen lehnte und mich mit den Augen verschlang.
»Akzeptieren Sie ihn?«, fragte er noch einmal.
Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass das alles dermaßen schnell losgehen würde.
»Ich … mit Ihnen? Jetzt?«
»Nimmst du meine Hilfe an?«, fragte er und kam langsam näher.
Ich brachte kaum einen Ton heraus. »Was … was wird passieren?«, piepste ich.
»Nichts, wenn du nicht akzeptierst.«
Seine Augen, die Art, wie er dastand …
»Ich … ja. Ich akzeptiere.«
»Dann mach doch schon mal etwas Platz für mich«, sagte er und beschrieb mit seiner Hand einen großen Kreis, der das ganze Zimmer umfasste. »Ich bin gleich wieder da.« Dann drehte er sich um und ging.
Ich hastete zum Fenster. Von dort beobachtete ich, wie er zu einer parkenden Limousine hinüberging. Ich legte die Hand auf die Brust und sah mich in meinem makellos sauberen Wohnzimmer um. Überall flackerten Kerzen. Ich war geduscht und roch gut. Ich trug ein Nachthemd aus Seide unter meinem Morgenmantel. Sie wussten Bescheid! Mit dem Fuß trat ich den Sessel an die Wand und schob die Couch näher an den Beistelltisch.
Der Mann erschien ein oder zwei Minuten später mit etwas, das aussah wie eine tragbare
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