Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
Vom Netzwerk:
Elektroleitungen im gesamten Gebäude modernisieren müsse, bevor er expandierte. Aber Will konnte sich das nicht leisten, solange man ihm eine Vergrößerung des Cafés versagte. Das ganze Genehmigungsverfahren geriet also zum Stillstand – trotz der Tatsache, dass fast die Hälfte der Häuser auf der Frenchmen Street über veraltete Elektroleitungen verfügte.
    Falls Tracinas Vorhaben Will störte, verbarg er es geschickt. Außerdem war Pierre Castilles Teilnahme an einem solchen Ereignis niemals sicher. Bei einem Treffen des Festausschusses hatte Kay sich darüber beklagt, dass er niemals angab, wann er erscheinen würde, und auch den Veranstaltern nicht gestattete, seinen Besuch offiziell anzukündigen. Zudem wollte er sich weder an der Auktion beteiligen noch festlegen, ob er beim abendlichen Bankett dabei sein würde.
    Will blickte mich hilfesuchend an. Er sah elender aus den n je. Ich zuckte mitfühlend die Achseln und kürzte den Saum um ein paar weitere Zentimeter. Dabei rief ich mir ins Gedächtnis, dass Will einer anderen Frau gehörte, und zwar unabhängig davon, ob Tracina es mit ihm ebenso ernst meinte wie er mit ihr – etwas, das ich mittlerweile fast bezweifelte.
    In den letzten paar Wochen war sie ein paar Mal einfach von der Bildfläche verschwunden und stundenlang nicht erreichbar gewesen. Ich kannte Will gut genug, um seine Eifersucht zu wittern.
    »Wahrscheinlich hat sie irgendeinen Termin mit ihrem Bruder«, sagte er dann und reckte den Hals in dem Versuch, die Parkplätze vor dem Café zu checken. Er wartete darauf, dass sie vorfuhr. »Oder vielleicht ist sie ja auch nur shoppen gegangen. Sie kauft ja ständig irgendetwas ein.«
    Ich lächelte dann und nickte, sorgsam darauf bedacht, ihm nicht zu widersprechen. Ich finde es immer faszinierend, wie wir uns selbst belügen, wenn wir etwas nicht wahrhaben wollen. Das hatte ich bei Scott jahrelang getan. Erst durch die Erfahrungen bei S.E.C.R.E.T. hatte ich gelernt, ehrlich zu mir selbst zu sein.
    Dort, inmitten der Küche, während ich Wills Hose umsäumte, trafen sich sein und mein Blick etwas länger als üblich. Ich sagte mir, dass es nichts zu bedeuten hatte. Als er später anbot, mich nach Hause zu fahren, redete ich mir ein, dass er es nur tat, weil meine Wohnung auf seinem Nachhauseweg lag. Er blieb im Lieferwagen sitzen und wartete, bis ich sicher ins Hotel der alten Jungfern gelangt war. Als er mir spielerisch ein Luftküsschen zuwarf, fragte ich mich dann allerdings doch, ob ich mir nicht etwas vormachte.
    Die New Orleans Revitalization Society, kurz nach dem Bürgerkrieg gegründet, war eine der ältesten gemeinnützigen Gesellschaften. Damals sammelte die Organisation Geld, um Schulen in den Gegenden errichten zu können, in denen die Kinder der befreiten Sklaven unterrichtet werden sollten. Nach den Verwüstungen durch Katrina konzentrierte sich die Gesellschaft erneut auf das Bauen von Schulen in sozial benachteiligten Gegenden, denn auf Maßnahmen seitens der Regierung konnte man ewig warten. Indem ich mich hier ehrenamtlich engagierte, versuchte ich, diese Stadt zu meiner Heimat zu machen und abseits vom Café und seiner unmittelbaren Umgebung Freundschaften zu schließen.
    Meine Aufgabe an jenem Abend bestand in der Betreuung des Spendenstandes. Ich sollte Schecks sammeln und Kreditkarten einlesen. Keine Verkleidung und kein Tanz für mich. Ich wollte dieses Ereignis ernst nehmen. Für die Zeit, die ich dort investierte, gestattete es Kay uns, das Café Rose-Banner am Tischrand zu befestigen.
    In diesem Jahr fand der Ball im New Orleans Museum of Art statt, eins meiner Lieblingsgebäude der Stadt. Ich liebte die von vier griechischen Säulen getragene Fassade und das marmorne Foyer, das auf allen Seiten von einem hohen Balkon umgeben war. Wenn es damals zwischen Scott und mir nicht gut lief, war ich gern in den widerhallenden Räumen umhergewandert. Ich hatte mir Degas’ Grüne Sängerin angesehen, denn sie schien mir traurig zu sein. Sie wandte das Gesicht ab, machte sich entweder Sorgen über die Vergangenheit oder hatte Angst vor der Zukunft. Vielleicht projizierte ich aber auch nur meine eigenen Gefühle auf sie.
    Ich hatte eine Stunde Zeit, um den Stand aufzubauen und mir eine kurze Einführung von Kay geben zu lassen. Sie war als Herzkönigin aus Alice im Wunderland verkleidet, stand inmitten des Marmorfoyers und kommandierte lautstark die Leute herum.
    »Schieb die Leiter weiter weg!« Zwei junge Männer versuchten,

Weitere Kostenlose Bücher