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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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Stand. Er verbrachte mehr Zeit mit mir als mit Tracina.
    Am Abend vor dem Ball sollte ich Tracina bei Wills Kostüm behilflich sein. Sie konnte nicht nähen, war aber äußerst begabt darin, mich herumzukommandieren, während ich es nähte. Das Motto dieses Jahres lautete »Es war einmal …«. Die Gäste sollten sich wie ihre Lieblingsfiguren aus Märchen und Geschichten verkleiden. Nach dem Abende ssen würde eine Auktion der begehrtesten Junggesellen und Junggesellinnen der Stadt stattfinden. Den Gewinnern stand ein Tanz mit der ersteigerten Person zu. Tracina hatte sowohl Will als auch sich selbst für die Auktion angemeldet. Ihr fehlte vielleicht der soziale Hintergrund, aber sie war eine echte Sahneschnitte und würde wahrscheinlich einen attraktiven Prinzen ergattern. Und Will war zwar nur der Besitzer eines recht kleinen Cafés in der Stadt, stammte aber von einer der ältesten Familien im Staate Louisiana ab.
    Begeistert war er von seiner Teilnahme nicht.
    »Komm schon, Will! Das macht bestimmt Spaß«, rief Tracina. »Und es ist für einen guten Zweck!«
    Ich hatte gerade jede Menge Stecknadeln im Mund und arbeitete am Saum seiner Hosenbeine. Will ging als Huckleberry Finn mit kurzen Hosen, Hosenträgern, einem Strohhut und einer Angelrute. Tracina wollte sich als Tinker Bell verkleiden, mit weißem Tutu, Flügeln und Zauberstab. Die Rolle der lästigen, kleinen Elfe schien ihr wie auf den Leib geschneidert zu sein, dachte ich, als ich sie in der Küche herumstolzieren sah.
    Sie hielt den Zauberstab in die Höhe und tippte damit jedem der Anwesenden auf den Kopf. »Dell, ich gewähre dir einen Wunsch!«, rief sie und berührte Dells Kopf mit dem Zauberstab.
    »Wenn du mich noch mal mit diesem Ding stichst, zerbreche ich es in zwei Hälften und stecke es dir in den Arsch.«
    Tracina zog eine lange Nase, dann deutete sie mit dem Zauberstab auf mich, wobei sie ihn hielt wie eine imaginäre Pistole. »Peng! Hör zu, ich kann nicht mit dir am Stand rumhängen, Cassie. Ich gehe tanzen! Täte dir auch ganz gut.«
    »Ich bin nicht dort, um mich zu amüsieren, sondern um zu helfen.«
    »Komm schon. Es ist ein Ball! Wann gehst du schon mal aus? Als was willst du dich eigentlich verkleiden?«
    »Gar nicht«, antwortete ich. »Meine Schicht endet, wenn das Abendessen serviert wird. Und wenn du dann deinen Dienst am Stand nicht übernimmst, muss ich mir jemand anders suchen, der es tut.«
    »Ich werde helfen«, bot Will an.
    »Aber du bist mit mir verabredet«, quengelte Tracina. »Wir werden Dell überreden. Aber du musst unbedingt ein Kostüm tragen, Cassie. Und ich weiß auch, was perfekt für dich wäre: Cinderella!«
    Der Gedanke daran, ein Ballkleid zu tragen, war lächerlich, und als ich es aussprach, lachte auch Tracina. »Nein, ich meinte Cinderella vor dem Ball! Als sie noch Küchenmagd ist und näht und putzt, während ihre bösen Stiefschwestern sich ein schönes Leben machen. Das wäre genau das Richtige für dich!«
    Ich wusste nicht, ob Tracina mich beleidigen oder nur witzig sein wollte.
    Will stand ohne Hemd vor mir, hielt seine ausgebeulte Hose mit der Hand fest und sah ein bisschen zu sehr aus wie Michelangelos David. Er ging nicht regelmäßig ins Fitnessstudio, hatte aber dennoch einen beeindruckend flachen Bauch und muskulöse Arme. Ich musste mich ganz schön anstrengen, ihn nicht anzustarren.
    »Cassie, warum machst du immer einen auf ›Fräulein Ich-will-damit-nichts-zu-tun-haben‹?«, fragte er. »So eine richtige Einheimische wirst du damit nicht.«
    »Ich arbeite noch an meiner Einbürgerung.«
    Tracina bereitete Will darauf vor, dass sie sich auf jeden Fall ein Tänzchen mit dem Ehrengast sichern wollte. Pierre Castille, den ich damals auch in der Jazzbar gesehen hatte, war ein Millionär, dem ungeheuer viel Grund im Südosten von Lousiana am Lake Pontchartrain gehörte. Die Ländereien waren seit Generationen in der Hand seiner Familie. Er war Privatier und pflegte bei Veranstaltungen dieser Art unbemerkt zur Hintertür hereinzuschneien, um sich dann ebenso verstohlen wieder zu verdrücken. Kay Ladoucer, alteingesessene Persönlichkeit der Stadt, konservativstes Mitglied des Stadtrates und seit vier Jahren Vorsitzende des Wohltätigkeitskomitees, hatte dafür gesorgt, dass Pierre auf jeden Fall zu diesem Ball eingeladen war. Will hielt von Kay nicht allzu viel. Sie war es gewesen, die seinen Antrag auf den Ausbau torpediert hatte. Kay hatte argumentiert, dass er zunächst die

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