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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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Scotts Alkoholsucht schlimmer wurde, verlebten wir einige unserer schönsten Tage auf den Wochenendreisen zur oberen Halbinsel Michigans.
    Vielleicht fühlte es sich so an, Scott zu vergeben, meine Ressentiments ihm und seinen selbstsüchtigen Entscheidungen gegenüber, die mich mit einunddreißig zur Witwe gemacht hatten, aufzugeben. Ich hoffte es. Ich machte ihn nicht länger für meine Einsamkeit verantwortlich und war nicht länger unglücklich deswegen. Und an Tagen wie diesen, in hellem Sonnenschein und glitzerndem Schnee, konnte ich sogar sagen, dass ich mein Leben mehr liebte denn je. Denn es gehörte nun endlich und vollständig mir selbst. Ich blickte zu dem Berg empor. Selbst wenn ich hier gewohnt hätte und ihn jeden Tag sehen würde, wäre diese Schönheit für mich niemals selbstverständlich gewesen. Es war nicht nur Dankbarkeit, die mein Herz in diesem Augenblick durchflutete, sondern reine, ungetrübte Freude.
    »Hier, lassen Sie mich ein Foto von Ihnen vor dem Berg schießen.«
    Ich wurde von der Stimme und einer Hand aufgeschreckt, die nach meiner Kamera griff, bevor ich protestieren konnte.
    »Halt!«, rief ich und entzog der Hand den Apparat wieder.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um den jungen Mann mit den Skiern auf der Schulter näher zu betrachten. Er hatte ein Grübchen in der Wange. Struppiges, braunes Haar blitzte unter seiner schwarzen Mütze hervor. Außerdem glaubte ich, einen leichten französischen Akzent herausgehört zu haben.
    »Ich wollte Ihnen die Kamera nicht stehlen«, sagte er, setzte die Ski ab und streckte beschwichtigend die Handflächen aus. Dann lächelte er, und seine Zähne hoben sich strahlend weiß von seinem sonnengeküssten Gesicht ab. »Ich dachte, dass Sie vielleicht mit auf dem Bild sein möchten. Ich heiße Theo.«
    »Hi«, sagte ich und bot ihm vorsichtig die Hand an, während ich mit der anderen die Kamera so hielt, dass er nicht dran kam. Er konnte nicht viel älter als dreißig sein. Die sexy Fältchen um seine braunen Augen verliehen ihm einen reifen Ausdruck trotz seiner Jugend. »Cassie.«
    »Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen keinen Schreck einjagen. Ich arbeite hier. Als Skilehrer.«
    Hmm. Ich war jetzt zwei Tage lang allein gewesen, und ich hatte die Zeit sehr genossen. Aber nun stand dieser großartige Mann vor mir. Wahrscheinlich gehörte auch er zu Matildas Stab.
    Ich beschloss, gleich auf den Punkt zu kommen. »Sie arbeiten also hier, in Whistler? Oder gehören Sie zu … Sie wissen schon …?«
    Bei meiner Frage neigte er den Kopf zur Seite. »Zu … Sie wissen schon was …?«
    »Sind Sie einer der … Männer ?«
    Er sah sich verwirrt auf dem Marktplatz um. »Na ja, ich bin … ein Mann«, sagte er. Offensichtlich hatte er keine Ahnung, wovon ich sprach.
    In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass er vielleicht nur eine Zufallsbekanntschaft war – ein süßer Typ, der sich mit mir unterhielt, jemand, der in keiner Verbindung zu S.E.C.R.E.T. stand. Diese Vorstellung war so abwegig, dass ich unwillkürlich lächeln musste.
    »Okay«, sagte ich. »Jetzt tut es mir leid. Ich wollte keineswegs andeuten, dass Sie meine Kamera stehlen wollten.« Ich hatte sie mir offenbar schon zu eigen gemacht, die kanadische Lieblingsbeschäftigung, sich ständig bei Fremden zu entschuldigen, so wie es im Reiseführer beschrieben war.
    »Wie wäre es mit einer kostenlosen Skistunde, um mich wieder zu versöhnen?«, bot der Mann an. Ja, er hatte eindeutig einen leichten französischen Akzent – womöglich kam er aus Quebec.
    »Und wenn ich gar keine Skistunde nötig habe?«, antwortete ich und spürte, wie etwas von meinem Selbstvertrauen zurückkehrte.
    »Sie kennen sich auf diesen Hängen also aus?« Sein Lächeln war unwiderstehlich. »Sie kennen also die Bedingungen hier, erkennen die besonders schweren schwarzen Pisten, wissen, welcher Lift Sie wohin führt, und welche Anfängerpisten trügerisch sein können, wenn Sie nicht achtgeben?« Ihm konnte ich anscheinend nichts vormachen.
    »Nein, nicht wirklich«, gab ich zu. »Ich habe mich jetzt ein paar Tage am Fuße des Berges herumgetrieben. Ich weiß gar nicht, ob ich den Mut aufbringe, hinaufzufahren.«
    »Ich werde Ihr Mut sein«, sagte er und hielt mir den Arm hin.
    Als Skilehrer war Theo ein Naturtalent. Zunächst scheute ich vor den schwierigeren schwarzen Pisten noch zurück. Nachdem wir aber eine Stunde entspannt auf dem Saddle gefahren waren – jener kalten, eiszeitlichen Piste, auf der der Schnee

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