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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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ein paar Fragen über sein Leben. Er berichtete mir von seiner Frau, die mit seinem Anwalt davongelaufen war, und von den drei Töchtern, die er fast nie zu Gesicht bekam. Ich verstand plötzlich, dass er nur deshalb so exzentrisch war, um mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen und sich dadurch weniger einsam zu fühlen. Und nachdem ich ihn ein wenig ermutigt hatte, erzählte mir Tim von Michaels Fahrradladen ein paar Häuser weiter einige haarsträubende Geschichten darüber, wie er den Hurrikan überlebt hatte, und dass einige seiner Freunde es nicht geschafft hatten. »Viele der Überlebenden sind hinterher doch gestorben – an gebrochenem Herzen«, sagte er. Das glaubte ich ihm gern. Verlust und Enttäuschung sind die schmerzhaftesten Erfahrungen überhaupt.
    Die frostigen Tage waren vorbei, und New Orleans erlebte einen der wärmsten Winter der Geschichte. Als ich also die Mitteilung erhielt, dass ich in der Lotterie des Revitalization Ball ein Wochenende für zwei Personen in Whistler, British Columbia, gewonnen hatte, war ich begeistert. Ich freute mich nicht nur aufs Skifahren, sondern auch auf richtige Kälte. Ich fühlte mich im Süden zwar sehr wohl, und die Stadt wurde langsam Teil meines Lebens, aber tief im Inneren stammte ich eben immer noch aus dem Norden.
    Vor der Abreise bat ich Anna, Dixie an diesem Wochenende in ihrer Wohnung im ersten Stock zu betreuen. Ich wollte ihr den Schlüssel zu meiner eigenen Wohnung nicht geben, denn ich befürchtete, dass sie herumschnüffeln und unter Umständen auf mein Fantasie-Tagebuch oder auf ein anderes Beweisstück stoßen würde, das die mysteriösen Fahrten in der Limousine erklärte.
    Als ich Matilda von der geplanten Reise berichtete, wünschte sie mir lediglich viel Spaß und bat mich, mich zu melden, wenn ich wieder da war. Sonst sagte sie nichts.
    Will tat sich etwas schwer, mir freizugeben, aber vor dem Trubel um das Mardi-Gras-Karnevalsspektakel gab es immer eine kleine feiertagsbedingte Flaute. Ich erinnerte ihn daran, dass dies der ideale Zeitpunkt für ein paar freie Tage war.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, antwortete er. Nachdem der Frühstücksansturm sich gelegt hatte, tranken wir zusammen draußen einen schnellen Kaffee. »Fährst du allein?«
    »Ich habe niemanden, mit dem ich verreisen könnte.«
    »Was ist mit Pierre Castille?« Er spie den Namen förmlich hervor.
    »Oh bitte!«, antwortete ich und hoffte, dass er nicht bemerkt hatte, wie mir schon beim Klang des Wortes Pierre ein wohliger Schauer über den Rücken lief. »Das war nichts. Buchstäblich gar nichts.«
    »Du hast ihn verzaubert, Cassie. Hat er sich noch mal gemeldet?« Will machte gar nicht erst den Versuch, seine Eifersucht zu verbergen, die nun über unserem Tisch schwebte wie eine düstere Gewitterwolke.
    »Nein, Will, das hat er nicht. Und ich erwarte es auch nicht«, sagte ich und meinte es ernst. Ich ließ den Saum meiner Schürze durch die Finger gleiten und überlegte neugierig, was Will und Pierre wohl miteinander verband. Schließlich traute ich mich und fragte: »Wie gut kennst du Pierre eigentlich? Und warum hast du ihn bis jetzt nie erwähnt?«
    » Holy Cross «, sagte er. Das war eine Privatschule für Jungen. »Ich hatte ein Stipendium. Sein Dad ließ seine Beziehungen spielen, damit ich dort unterkam.«
    »Als Kinder wart ihr also Freunde?«
    »Beste Freunde. Jahrelang. Die Zeit und unser Temperament haben uns entfremdet. Doch dieses Gebäude da war letztendlich der Sargnagel«, erklärte er und deutete auf die Eigentumswohnungen auf der anderen Straßenseite. »Sein Vater gründete Castille Development, und die Familie Castille ist für die Errichtung dieses monströsen Gebildes verantwortlich. Ich habe mich dagegen zur Wehr gesetzt. Und ich habe verloren. Keine Ahnung, warum es unbedingt neun Stockwerke sein mussten. Vier, vielleicht fünf wären durchaus akzeptabel gewesen. Stattdessen haben sie ein verdammtes Hochhaus auf der Frenchmen errichtet. Wie konnte der Stadtrat dem zustimmen, wo man mir noch nicht mal gestattet, dass ein paar Leute ihr Mittagessen und ihre Drinks im zweiten Stock über dem Café zu sich nehmen?«
    »Na ja, da wäre zum einen die Kleinigkeit der maroden Dachbalken. Und die sechzig Jahre alten Stromleitungen.«
    »Ich würde diese Dinge ja reparieren, ganz bestimmt«, versicherte er und trank einen Schluck Kaffee.
    »Mit dem Geld, das du spenden wolltest, als du auf dem Ball für mich geboten hast?«, fragte ich.
    Er zuckte

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