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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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frischer und härter ist, als ich es je erlebt hatte –, nahmen wir einen Express-Lift zur Spitze des Symphony Bowl. Theo versprach mir eine Mischung aus schwierigen Passagen und leichten Hügeln, um meinen zitternden Oberschenkeln eine kleine Pause zu gönnen. Danach folgte ein leichter Ziehweg über fünf Meilen zurück ins Dorf. Ich war froh, dass ich an den Abenden in New Orleans regelmäßig joggen gegangen war. Wenn ich versucht hätte, diese Abhänge ohne vorheriges Training zu absolvieren, hätte ich das restliche Wochenende nur noch regungslos vor dem Kaminfeuer sitzen können.
    Am Rande des Bowl musste ich stehen bleiben. Der weiße, wellige Schnee, der sich bis zum Horizont erstreckte, der Himmel, der so blau war, dass sein Anblick schmerzte – das alles war einfach atemberaubend. Und ich staunte auch darüber, wie sehr meine Welt sich durch ein einziges »Ja« verändert hatte. In den vergangenen Monaten hatte ich Dinge zu tun gelernt, die noch vor einem Jahr absolut unvorstellbar gewesen wären. Dabei meine ich nicht nur den Sex mit Fremden. Das galt genauso für die ehrenamtliche Tätigkeit beim Wohltätigkeitsball, das regelmäßige Joggen und meinen figurbetonteren Kleidungsstil. Es galt dafür, dass ich bei anderen Menschen mehr aus mir herausging, dass ich für mich selbst eintrat, und jetzt, dass ich hier war – allein, ohne zu wissen, wie die vier Tage sich entwickeln würden. Bevor ich das Geschenk von S.E.C.R.E.T. angenommen hatte, hätte ich derlei Dinge nie gewagt.
    Als dieser junge Mann, der seine Skier auf der Schulter balancierte, mich auf dem Marktplatz angesprochen hatte, war ich nicht gleich zurückgewichen oder hatte seinen Annäherungsversuch hinterfragt. Ich hatte zu akzeptieren versucht, dass das hier möglich war, dass ich der Aufmerksamkeit dieses Mannes würdig war. Eine Stunde später stand ich buchstäblich auf dem Dach der Welt und hatte das Gefühl, verwandelt zu sein. Doch ein Teil von mir bezweifelte die Spontaneität immer noch. Ein Teil von mir wartete immer noch darauf, dass wir auf irgendeinem Gipfel einen langen Blick tauschten und Theo mich fragte, ob ich diesen Schritt akzeptieren würde.
    »Wunderschön«, murmelte Theo, der neben mir zum Stehen kam.
    »Absolut. Ich glaube, so etwas Ungeheuerliches habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
    »Ich meinte Sie«, sagte er, und ich erhaschte einen Blick auf sein lässiges Grinsen, bevor er sich abstieß und über den Rand des Bowl in die Tiefe hinabsauste.
    Ich hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Ein paar beängstigende Augenblicke hatte ich das Gefühl, durch die Luft zu segeln. Nach einer wackligen Landung richtete ich mich auf und fuhr durch die gecarvten Spurrillen, die er vor mir gegraben hatte. Geschickt schlängelte er sich durch die Lichtungen, wobei er immer mal wieder einen Blick zurückwarf, um sich zu vergewissern, dass ich mithielt. Nach einer scharfen Rechtskurve an einem nicht markierten Pfad kamen wir an ein paar aufgerichteten Skiern vorbei, die am Rande des gemütlichen Dörfchens in den Schnee gesteckt worden waren. Das Dorf selbst leuchtete nun gelb und rosa im schwindenden Sonnenlicht.
    Am Fuße des Berges fuhren wir aufeinander zu. Er riss triumphierend den Arm in die Höhe. »Mutiges Mädchen!«, rief er.
    »Was war denn daran mutig?«, fragte ich und schlug ein. Ich war erhitzt und schwindelig von der schnellen Abfahrt.
    »Die erste Meile der letzten Piste war eine besonders schwere schwarze, und Sie haben sie einfach gemeistert. Ohne überhaupt nachzudenken!«
    Ich war gleichzeitig stolz und fröhlich. »Einen Drink, um das zu feiern?«, fragte ich.
    Also stapften wir zu meinem Hotel und durchquerten die große Empfangshalle, wo jeder Theo zu kennen schien. Er stellte mich dem Kellner vor, Marcel, einem alten Freund, der ebenfalls aus Quebec stammte. Marcel brachte uns zwei Becher mit heißem Grog, gefolgt von zwei dampfenden Schüsseln mit Muscheln und Pommes Frites.
    Ich war so hungrig, dass ich eine Handvoll Fritten einfach so herunterschlang. Dann ging mir auf, wie ich mich benahm. »Oh mein Gott«, rief ich verlegen. »Ich esse wie ein Tier. Sehen Sie nur!« Ich konnte mich dennoch nicht zurückhalten und steckte mir noch ein paar Pommes in den Mund.
    »Mache ich immer so«, sagte Theo, streckte den Arm über den Tisch hinweg aus und zog mich hinüber, um mich zu küssen. Seine Hände waren stark und trotz Handschuhen schwielig von den Skistöcken, die er immerzu

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