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S.E.C.R.E.T.

S.E.C.R.E.T.

Titel: S.E.C.R.E.T. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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Schachtel. Schritt sieben: Neugier . Wie passend , dachte ich. Anna würde mit Bravour bestehen! Als Nächstes machte ich die Samttasche auf.
    Hätte Anna gesehen, was darin war, wäre sie vermutlich in Ohnmacht gefallen.
    Am nächsten Tag kurz nach Sonnenuntergang hielt der Wagen vor der Villa. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass der Fahrer die Autotür für mich öffnete, und wartete – etwas, das ein Mädchen wie ich aus Michigan sich zuvor niemals hätte vorstellen können. Dann trat ich auf den Kiesweg hinaus, an den Füßen die Pumps, die, sehr zu meiner Überraschung, recht bequem waren. Vielleicht weil sie ein kleines Vermögen gekostet hatten. Ich blickte am Haus empor und stellte fest, dass aus jedem Fenster eine Art ockerfarbenes Glühen drang, das nur auf mich zu warten schien. Die eiskalte Nachtluft biss in meine nackten Knöchel. Ich war dankbar für den langen Mantel, der meinen restlichen Körper bedeckte.
    Langsam stieg ich die Marmortreppe hinauf, die zu der Doppeltür am Eingang führte. Mein Magen rebellierte bei dem Gedanken daran, was die Fantasie dieses Abends mir bringen würde. Ich hoffte, durch die vorherigen Schritte genug Furchtlosigkeit, Vertrauen und Selbstvertrauen zu besitzen, um auch diesen wirklich durchziehen zu können. Zumindest waren das die Eigenschaften, die ich brauchen würde, hatte Matilda gesagt. Außerdem benötigte ich ein ebenso erfüllendes wie berauschendes Erlebnis, um die letzten Erinnerungen an Pierre aus meinem Körper zu tilgen und Will aus meinem Herzen zu verbannen. Ich tastete in meiner Tasche nach dem Samtbeutel und war zuversichtlich, dass mir heute Abend beides gelingen würde.
    Ich klopfte zweimal, und Claudette begrüßte mich im Foyer wie eine alte Bekannte. Fast hätte man uns für langjährige Freundinnen halten können.
    »Hatten Sie eine angenehme Fahrt?«
    »Habe ich doch immer«, antwortete ich und war erneut von dem imposanten Eingangsbereich überwältigt. Ich war dankbar, dass der Raum nur schwach erleuchtet war. Außerdem war es warm. Fast schon zu warm. Die Hitze kam aus einem Salon zu meiner Linken, in dem ein helles Feuer loderte. Ich bemerkte das goldene Geländer und den üppigen, roten Teppich, der die Treppe bedeckte. Die schwarz-weißen Bodenfliesen bildeten eine Spirale, die sich zu einem Wappen in der Mitte verdichtete. Es bestand aus einer Weide, die drei nackten Frauen Schatten spendete. Jede Frau hatte eine andere Hautfarbe – weiß, braun und schwarz. Darunter war zu lesen: Nullum judicium. Non limitat. Nulla verecundia.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich Claudette.
    »Unser Motto: Kein Urteil. Keine Grenzen. Keine Scham.«
    »Ich verstehe.«
    »Hast du es mitgebracht?«, fragte sie.
    Sie musste nicht näher ausführen, was sie mit »es« meinte.
    »Ja.« Ich zog den Samtbeutel aus meiner Tasche und reichte ihn ihr.
    »Es wird Zeit«, sagte sie, nahm mir den Beutel ab und trat hinter mich. Ich hörte, wie sie ihn öffnete. Ein paar Sekunden später band sie mir eine schwarze Satinbinde über die Augen. »Kannst du etwas sehen?«
    »Nein.« Und das konnte ich tatsächlich nicht. Vollkommene Schwärze. Claudettes Hände lagen auf meinen Schultern. Sie nahm mir den Mantel ab. Bevor ich noch fragen konnte, was ich als Nächstes tun sollte, hörte ich, wie sie sich leise zurückzog.
    Einige Minuten lang stand ich da, ohne mich groß zu bewegen. Die einzigen Geräusche, die ich hören konnte, waren das Knistern des Feuers, das Klackern meiner Pumps, als ich das Gewicht nervös von einem Fuß auf den anderen verlagerte, sowie das sanfte Klirren meines Armbandes, wenn ich den Arm bewegte.
    Ich war dankbar, dass dieses Zimmer so warm war. Abgesehen von meiner Augenbinde und den Pumps, hatte ich nichts an. Die Schritt-Karte hatte mich angewiesen, lediglich den Kamelhaarmantel und die Pumps anzuziehen und den Samtbeutel in die Tasche zu stecken. Eine gefühlte Ewigkeit stand ich nackt mit verbundenen Augen da und wartete darauf, dass meine Fantasie begann.
    Nach einer Weile merkte ich, dass meine anderen Sinne sich schärften. Irgendwann war ich sicher, dass jemand im Foyer war, obwohl ich niemanden hatte eintreten hören. Ich konnte die Anwesenheit lediglich spüren – eine Präsenz, die mir einen leichten Schauer über den Rücken sandte.
    »Ist jemand hier?«, fragte ich. »Bitte sag etwas.« Doch niemand sprach ein Wort.
    Ein paar Sekunden später hörte ich Atemzüge. »Da ist doch jemand!«, rief ich. Trotz der Hitze begann ich vor

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