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S.E.C.R.E.T.

S.E.C.R.E.T.

Titel: S.E.C.R.E.T. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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geantwortet hatte. Dann berichtete ich ihr, was wir getan hatten.
    »Hat es dir Spaß gemacht?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete ich. »Vielleicht mache ich so etwas ja sogar noch mal. Mit dem richtigen Partner. Mit jemandem, dem ich vertrauen kann.«
    »Cassie, ich habe etwas für dich«, sagte sie, zog eine Schreibtischschublade auf, holte ein kleines hölzernes Kästchen hervor und öffnete es.
    Der Anhänger für Schritt acht hob sich schimmernd vom schwarz-samtenen Untergrund ab.
    »Aber ich hielt Theo für eine Zufallsbekanntschaft, nicht für ein Mitglied.«
    »Es spielt keine Rolle, ob er zu unserer Gesellschaft gehört oder nicht.«
    »Ich verstehe das nicht.«
    »Bei diesem Schritt geht es um Wagemut, der sich von Mut unterscheidet, denn es geht dabei darum, Risiken einzugehen, ohne groß nachzudenken. Wagemut sagt: ›Los geht’s.‹ Ob also Theo zu S.E.C.R.E.T. gehörte oder nicht, ist nicht wichtig. Du hast dir diesen Anhänger verdient.«
    Ich nahm den Charm aus der Schachtel, drehte ihn in der Hand um und befestigte ihn an meinem Armband. Ich schüttelte mein Handgelenk und bewunderte dabei die glitzernden Münzen. Theo war also jemand gewesen, der mich einfach nur anziehend gefunden hatte? Oder hatte er doch etwas mit S.E.C.R.E.T. zu tun? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Aber vielleicht hatte Mathilda ja recht. Es spielte keine Rolle.
    »Ich bemühe mich also zu glauben, dass Theo mich einfach so attraktiv fand«, sagte ich. »Obwohl ich immer noch meine Zweifel habe.«
    »Gut, Cassie. Du bist eben kein Mauerblümchen mehr. Du, mein Liebes, stehst nun in voller Blüte.«

 
    ZWÖLF
    In den Wochen vor Mardi Gras kommt einem ganz New Orleans wie eine Braut vor, die die letzten Vorbereitungen für ihren großen Tag trifft. Es spielt keine Rolle, dass die Festlichkeiten dieses Jahr, nächstes Jahr und jedes Jahr stattfinden – jedes Mardi Gras fühlt sich an wie das letzte, das beste.
    Als ich gerade in die Stadt gezogen war, war ich von den sogenannten Krewes fasziniert. Das sind Gruppen – manche alt, manche modern –, die bei den Paraden in kostbaren, selbst entworfenen und gefertigten Kostümen auf eigens dafür gestalteten Umzugswagen zu bewundern sind. Zu Anfang hatte ich mich immer gefragt, warum man so viel Freizeit in die Aufgabe investiert, Kostüme zu nähen und Pailletten anzukleben. Aber nachdem ich ein paar Jahre hier gelebt hatte, begann ich, die Natur des durchschnittlichen New-Orleans-Einwohners zu bewundern: Die Menschen in dieser Stadt lebten und liebten intensiv und ausschließlich im Hier und Jetzt.
    Selbst wenn ich mich einer Krewe hätte anschließen wollen, wäre es, zumindest bei den älteren – die Namen wie Proteus, Rex und Bacchus trugen –, schlichtweg unmöglich gewesen, da ich nicht mit den altehrwürdigen Bayou-Familien verwandt war. Aber nun, da meine Zeit bei S.E.C.R.E.T. sich dem Ende zuneigte, hatte ich das starke Bedürfnis, jemandem oder etwas anzugehören. Das ist nun einmal das einzige Gegenmittel gegen Einsamkeit. Melancholie, so hatte ich erkannt, hat nichts Romantisches. Es ist nichts weiter als eine hübschere Umschreibung für Depression.
    In dem Monat vor Mardi Gras konnte ich nicht durch die Straßen in Marigny oder Tremé geschweige denn im French Quarter gehen, ohne die Nährunden zu beneiden. Die Leute hatten sich auf den Veranden versammelt, um von Hand die glitzernden Kostüme herzustellen und Pailletten auf kunstvoll verzierte Masken oder schwindelerregend hohe, gefederte Kopfbedeckungen zu kleben. An manchen Abenden joggte ich durch den Warehouse District und entdeckte durch einen Türspalt Menschen mit Gesichtsmaske und Sprühpistole, die letzte Hand an einen farbenprächtigen Umzugswagen legten. Oft bekam ich bei dem Anblick Herzklopfen vor Freude.
    Anders war es allerdings bei einem weiteren Ereignis, das mich eher mit Entsetzen erfüllte: die alljährliche Les Filles de Frenchmen Revue , eine Varieté-Vorstellung, deren Darsteller die Mitarbeiterinnen in den Bars und Restaurants der Marigny waren. In unserem Viertel galt diese Art des Feierns als besonders sexy. Jedes Jahr fragte mich Tracina, eine der Hauptorganisatorinnen, ohne großes Interesse, ob ich mitmachen wollte. Jedes Jahr sagte ich Nein. Unmissverständlich Nein.
    Will gestattete es Les Filles, im zweiten Stock des Cafés ihre Tänze zu proben. Dabei vergaß er nie zu erwähnen, dass zwanzig Mädchen die Treppen hinaufstampften, ohne durch die alten Bodendielen zu

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