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S.E.C.R.E.T.

S.E.C.R.E.T.

Titel: S.E.C.R.E.T. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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Federboas und Masken verliehen dem sonst so düsteren, grauen Zimmer einen festlichen Anstrich.
    Kit trug einen trägerlosen BH und Strümpfe. Sie war gerade dabei, ein paar Schritte aus ihrem Tanz zu proben. Ihr Kostüm hing an der bloßen Backsteinwand wie ein Kunstwerk. Sie hatte es extra anfertigen lassen: ein weißes Spitzenmieder über schwarzem Satin, mit einer pinkfarbenen Paspel an dem herzförmigen Ausschnitt. Die Bänder am Rücken waren ebenfalls pink. Ich streckte die Hand danach aus und schauderte unwillkürlich, als meine Finger den Satin berührten. Die Erinnerung an meine Augenbinde durchflutete mich wie eine heiße Welle. Niemals hätte ich das zustande gebracht, was Kit und der Rest der Mädchen vor einem voll besetzten Saal taten – zumindest nicht ohne Augenbinde.
    »Hey, Cass. Denk dran, Will noch mal Danke zu sagen, weil er uns auch nach Dienstschluss hier noch proben lässt. Ich geb dir die Schlüssel dann im Blue Nile zurück«, sagte sie, wobei ihre Füße keinen einzigen Takt verpassten. »Du kommst doch heute Abend, oder?«
    »Das will ich um nichts in der Welt verpassen.«
    »Du solltest irgendwann mittanzen, Cassie!«, rief Angela aus der Mädchentraube heraus, die das Bad bevölkerte.
    Ihre Aufmerksamkeit schmeichelte mir, aber ich sagte: »Ich würde mich nur komplett lächerlich machen.«
    »Du sollst dich lächerlich machen. Das macht die Sache ja so sexy«, entgegnete sie.
    Die anderen Frauen lachten und nickten, während Kit mir mit ihrem Hintern etwas vorwackelte. »Na, ist das etwa ’ne Lesbenklamotte?«, fragte sie neckisch.
    Als sie vor ein paar Jahren ihr Coming-out hatte, war niemand überrascht gewesen – mit Ausnahme von Will. »Du bist ein typischer Hetero«, hatte Tracina gesagt und entnervt mit den Augen gerollt. »Nur weil sie sich sexy kleidet, denkst du, sie steht auf Männer.«
    Seit ihrem Coming-out hatte Kit eine feste Freundin. Heute hatte sie sich ein Muttermal neben den Mund gemalt, falsche Wimpern angeklebt und den rotesten Lippenstift aufgetragen, den ich je gesehen hatte. Sie hatte sich ihre blauen Haare etwas länger wachsen lassen und trug nun einen sehr attraktiven Stufenschnitt. Ihre übertrieben mädchenhafte Aufmachung stand im Kontrast zu den für sie charakteristischen Stiefeln und den schwarzen Frottier-Schweißbändern, die sie immer an beiden Handgelenken trug.
    »Vielleicht mache ich ja nächstes Jahr mit, Kit«, sagte ich und meinte es beinahe ernst.
    »Versprochen?«
    »Nein.« Ich lachte.
    Ich wünschte den Mädchen viel Glück und lief die Treppe hinunter. Unten angelangt, fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, Kit die Schlüssel zu geben. Ich kehrte um und stieß geradewegs mit Kit zusammen, die anscheinend den gleichen Gedanken gehabt hatte und mir nachgelaufen war. Kit verlor das Gleichgewicht und fiel die letzten fünf Stufen herunter, sodass sie mit dem Hintern auf dem harten Fliesenboden landete.
    »Kit!«
    »Heilige Scheiße«, stöhnte sie und rollte sich auf die Seite.
    »Geht es dir gut?«
    »Ich glaube, ich hab mir den Arsch gebrochen!«
    Ich kraxelte die verbeibenden Treppenstufen zu ihr hinunter. »Oh mein Gott! Es tut mir so leid! Lass mich dir helfen!«
    In diesem Augenblick kam Angela mit ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen vorsichtig die Treppe herunter, eine grell pinkfarbene Federboa um Schultern und Handgelenke geschlungen.
    Kit lag ganz still da. »Beweg mich nicht, Ange. Oh. Das ist gar nicht gut. Es ist nicht mein Arsch. Sondern das Steißbein.«
    »Oh Liebes!«, rief Angela und beugte sich über sie. »Kannst du dich hinsetzen? Spürst du deine Beine noch? Siehst du doppelt? Wer bin ich? Wer ist der Präsident? Soll ich den Krankenwagen rufen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Angela auf wackligen Beinen zum Küchentelefon hinüber. Ich beobachtete, wie Kit versuchte, sich aufzurichten, dann aber zusammenzuckte und sich wieder hinlegte. »Cassie«, flüsterte sie.
    Ich kroch dichter zu ihr heran. »Was ist, Kit?«
    »Cass … dieser Boden hier … ist wirklich schmutzig.«
    »Ich weiß. Tut mir leid«, sagte ich. Ich wollte gerade ihre Hand nehmen, um sie zu trösten, als ich bemerkte, dass durch den Sturz ihre Schweißbänder hinaufgerutscht waren. An einem Arm wurde nun ein glänzend goldenes Armband sichtbar. Ein S.E.C.R.E.T.-Armband! Mit unzähligen Anhängern!
    Wir tauschten einen Blick.
    »Was zum –?«
    »Meinem Arsch geht’s gut, Cassie. Und noch eins«, flüsterte Kit und winkte mich mit dem Finger

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