Secrets - Was niemand weiß
zu sagen, was sie mit ihrem Verhalten bei ihm anrichtete, hatte er seine ganze Kraft auf die Arbeit konzentriert. In fünf Jahren hatte er mit seiner Anwaltskanzlei mehr erreicht, als viele andere in ihrem ganzen Leben. Doch niemand wusste, wie es in seinem Inneren aussah, und dass sein phänomenaler Erfolg auf Selbstverrat beruhte, weil er ständig seine leidenschaftlichen Gefühle unterdrückte.
Vicki rüttelte Caleb an der Schulter und zwang ihn, sie anzusehen. Ihr Blick wirkte gequält. “Nein, das ist nicht wahr. Ich habe nie … ich genieße es, wenn du mich liebst.”
Sie hatte mit dem Thema angefangen, richtig, aber wenn sie nicht bereit war, sich die Tiefe ihrer Probleme einzugestehen, sah er keinen Ausweg. Caleb setzte sich auf. “Ich werde eine kleine Fahrt machen.” Seine Stimme war rau, er war längst nicht mehr erregt. Rasch griff er nach seinem Hemd, schlüpfte in die Ärmel und verließ das Zimmer.
“Caleb, warte!”
Er fühlte sich abgelehnt, und da er nicht wollte, dass sie ihn in diesem Zustand sah, tat er so, als hätte er nichts gehört und ging einfach weiter.
Ungefähr um zwei Uhr morgens gab Vicky den Versuch auf, einzuschlafen. Caleb war schon lange wieder zurück, doch sie hatten nicht zusammen gegessen und den Abend gemeinsam verbracht, für den sie sich mit so viel Hoffnung hübsch gemacht hatte. Wie so oft in der Vergangenheit, war auch dieser Abend misslungen, außer dass diesmal nicht Calebs Arbeit daran schuld war, sondern ihre eigene Feigheit.
Sie lag auf dem Rücken und starrte mit tränenfeuchten Augen zur dunklen Zimmerdecke. Was war nur aus ihrem Leben geworden? Es hatte keinen Sinn, so zu tun, als wäre Caleb für ihre zerstörten Träume und das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich. Sie, Vicki, war mindestens ebenso schuld daran, wenn nicht sogar mehr. Wenn sie Caleb nur von Anfang an erzählt hätte, was sie fühlte! Dann wäre er niemals auf die Idee gekommen, dass sie ihn nicht begehrte.
Wie hatte er das nur ausgehalten?
“Er ist stark”, flüsterte sie. Stark und gewohnt, für alles im Leben zu kämpfen. Doch er war nicht in der Lage gewesen, sie von ihren Hemmungen zu befreien, die das Ergebnis von Großmutter Adas erbarmungsloser Erziehung waren.
Warum hatte Caleb ihr nie gesagt, was sie ihm antat? Und warum hatte sie ihn nie gefragt, was er sich im Bett wünschte? Weil sie gewohnt war, dass er die Führung übernahm, hatte sie ihm immer nur erlaubt, sie zu befriedigen. Aber wann hatte sie versucht, ihm Vergnügen zu bereiten?
Nie.
Sie spürte einen Stich im Innern. Ihre Unerfahrenheit war keine Entschuldigung, denn sie hatte schon bald gemerkt, dass Caleb sich etwas von ihr wünschte, von dem sie nicht wusste, wie sie es ihm geben sollte. Statt ihn zu fragen, hatte sie den Kopf in den Sand gesteckt und so getan, als sei alles okay. Sie hatte die Taktik benutzt, die ihr geholfen hatte zu überleben, nachdem ihre Mutter sie Adas Obhut überlassen hatte. Doch nur zu überleben, das genügte ihr nicht länger. Sie wollte glücklich sein.
Sie schob die Decke beiseite, stand auf und ging barfuß, nur mit einem dünnen Pyjama bekleidet, den Flur entlang zur Küche. Der Mond schimmerte durch die Fenster und verbreitete eine romantische Atmosphäre, als wollte er Vicki verspotten. Sie nahm die Milch aus dem Kühlschrank und goss sich ein Glas ein. Dann stellte sie die Milch zurück und legte anschließend die kühlen Finger auf die Augenlider.
Die Dielen knarrten am anderen Ende des Flurs, und im nächsten Moment kam Caleb, nur mit schwarzen Boxershorts bekleidet, in die Küche. “Was machst du denn noch hier?” Seine Stimme klang rau, sein Haar war zerzaust.
“Ich konnte nicht schlafen.” Als Erklärung hob sie ihr Glas. “Möchtest du auch etwas trinken?” Caleb stand nur wenige Meter von ihr entfernt und trotzdem war er meilenweit weg. Vicki wusste nicht, ob sie den Mut hatte, den Abstand zu überbrücken und zu ihm zu gehen.
Er machte eine ablehnende Geste.
Vicki trank ihr Glas leer und stellte es in die Spüle. “Habe ich dich aufgeweckt?” Wollte sie jetzt tatsächlich so tun, als hätte er sie nicht nackt und allein im Bett zurückgelassen? Wollte sie weiterhin ein Leben in ihrer eigenen Fantasiewelt führen? Oder würde sie sich endlich dazu überwinden, zu sagen, was gesagt werden musste?
“Nein, du hast mich nicht geweckt.”
Caleb war unglaublich schön, doch sie hatte Angst, ihn zu berühren. Sie schluckte und ging über die kühlen
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