Secrets - Was niemand weiß
er die erste Seite des Wirtschaftsteils aufschlug. Die Schlagzeile dort wühlte ihn immer noch auf. “Angesehene Anwaltskanzlei verpfuscht Firmenaufkauf”, las er laut vor. Er hatte das Gefühl, seine Träume würden gerade wie eine Seifenblase platzen.
Vicki berührte ihn sanft an der Schulter. “Du weißt, dass du dir nichts vorzuwerfen hast. Steht der Deal noch zur Debatte? Hast du etwas, womit du arbeiten kannst?”
Er warf die Zeitung auf ein Kissen. “Kaum. Wenn wir Horrocks nicht dazu überreden können, Maxwell Zeit zu geben, den strittigen Punkt zu klären, wird der Deal scheitern.”
“Die Schuld liegt bei Maxwell, nicht bei dir.”
“Nein. Es ist unsere Schuld. Maxwell ist unser Mandant, und wir hätten uns dieses Problems annehmen müssen.” Er würde sich nicht so einfach aus der Affäre ziehen.
Vicki gab ihm einen Klaps auf die Schulter. “Du bist Anwalt, kein Buchhalter. Hier geht es um Finanzprobleme.”
“Callaghan & Associates wurden von Maxwell mit der Abwicklung des Verkaufs beauftragt. Wir wurden dafür bezahlt, sicherzustellen, dass alles korrekt abgewickelt wird.” Er nahm ihre Hand von seiner Schulter und küsste ihre Fingerspitzen. “Wenn wir diesen Deal nicht retten, wird die Kanzlei Mandanten verlieren, und das wird der Anfang vom Ende sein.”
Vickis Augen blitzten. “Wenn es dazu kommt, fangen wir wieder von vorne an, selbst wenn das bedeutet, dass ich als deine Sekretärin arbeiten muss.” Sie lächelte. “Ohne Reue.”
Eine schwere Last schien von ihm abzufallen. Ein kleiner Teil von ihm hatte befürchtet, sie würde die Schließung der Kanzlei begrüßen, die sie immer als Rivalin betrachtet hatte. “Keine Reue?”
“Nie.”
Caleb war froh über seine Frau. Einer seiner Partner bekam bereits Druck von seiner Frau, die von ihm die Zusicherung verlangte, dass sie auch weiterhin den gewohnten Lebensstil aufrechterhalten konnte.
Vicki streichelte sein Kinn. “Ich habe vollkommenes Vertrauen in dich. Du wirst Erfolg haben, da bin ich ganz sicher. Kann ich irgendetwas tun, um dir zu helfen?”
“Danke, Liebling, dass du fragst, aber das muss ich mit meinem Team schon allein bewältigen.”
Vicki tippte mit dem Finger gegen ihre Lippen. “Ich glaube, ich habe da so eine Idee, wie du eure anderen Mandanten dazu bringen kannst, bei euch zu bleiben.”
“Sollte ich mir Sorgen machen? Das letzte Mal, als du eine Idee hattest, musste ich zwei Monate lang im Hotel wohnen.”
“Na ja, daran hattest du schon einen Anteil”, erwiderte Vicki, ohne nachzudenken. Sie wusste, im Augenblick war ein denkbar ungünstiger Moment, darauf zu sprechen zu kommen, doch sie hatte es nicht mehr in der Hand. Mit seiner schnippischen Bemerkung schien er einen Schalter in ihr umgelegt zu haben.
“Als Ehemann war ich wohl kein Hauptgewinn, was? Aber jetzt machen wir unsere Sache doch gut.”
“Machen wir das wirklich?”, entgegnete sie und dachte im selben Moment: Warum musste ich das jetzt bloß sagen? Hatte sie sich nicht vorgenommen, diesen Punkt nicht anzusprechen? Doch offenbar hatte sie sich etwas vorgemacht. “Wir haben uns versprochen, keine Geheimnisse mehr voreinander zu haben, und doch …”
“Du glaubst, es gibt noch etwas, das wir klären müssen?” Er klang betroffen.
“Wir haben nie über Miranda gesprochen.” Erst jetzt, nachdem sie das Thema angeschnitten hatte, merkte sie, wie groß der Druck war, der sich in ihr aufgestaut hatte.
“Miranda? Was um alles in der Welt hat sie denn mit uns zu tun?”
Anscheinend verstand er nicht, wovon sie sprach. Ein ungutes Gefühl beschlich Vicki. Entweder log Caleb, oder sie hatte einen schrecklichen Fehler gemacht. Doch Caleb war nicht gerissen. Seine Verblüffung war unmöglich gespielt.
Plötzlich schien er zu begreifen. “Verdammt, Vicki!” Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. “Ich kann nicht glauben, was ich da in deinem Blick lese. Nun sprich es schon aus.”
Jetzt war es zu spät für einen Rückzieher. “Ich weiß, dass unsere Ehe lange Zeit sehr schwierig war”, begann sie, “aber der Grund, weshalb ich mich scheiden lassen wollte, war, weil ich dachte, du hättest eine Affäre mit Miranda.” Das war der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Untreue war die einzige Sache, die sie nicht hinnehmen konnte, möglicherweise deshalb, weil sie sich wegen des Verhaltens ihrer Mutter ständig schuldig fühlte.
Ärger stieg in Caleb auf. “Wie bist du darauf
Weitere Kostenlose Bücher