Secrets - Was niemand weiß
haben, die ihr half, damit zurechtzukommen, wenn Caleb mal wieder völlig in der Arbeit aufging.
Tief im Innern sorgte sie sich zwar, ihr Ehemann könnte vielleicht nicht ausschließlich mit seiner Arbeit beschäftigt sein, sondern mit jemand anderem. Doch diesen Gedanken verdrängte sie mit so viel Geschick, dass sie fast glaubte, sie hätte ihre Ängste überwunden.
In der Nacht auf Samstag wurde Vicki klar, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte. Es war drei Uhr morgens, und sie hörte gerade Calebs Wagen vorfahren. Seit sie sich im Flur geliebt hatten, hatte er jeden einzelnen Tag bis spät in die Nacht gearbeitet. Offenbar hatte er ihre Geduld, weil er an diesem Abend spät gekommen war, mit einem Freifahrtschein verwechselt, wieder zu seinem üblichen Verhalten als Workaholic zurückkehren zu dürfen.
Vicki hatte mehrere Aktennotizen für “Heart” verfasst, während sie auf Caleb gewartet hatte. Jetzt ging sie in die Küche, schenkte Kaffee in zwei Tassen und trug sie ins Wohnzimmer.
“Vicki?”, rief er, als er durch die Hintertür ins Haus trat. Offenbar hatte er das Licht gesehen.
“Ich bin hier.” Sie schob mehrere Zeitschriften auf dem Sofatisch zur Seite und überlegte rasch, wie sie das Thema ansprechen konnte, ohne einen großen Krach auszulösen. Sie wollte nicht als Nörglerin erscheinen, aber es war wichtig, dass sie miteinander redeten, für sie beide und für ihr Kind. Wie sie Caleb schon gesagt hatte, sie würde nicht zulassen, dass ihr Kind sich vorkam wie eine Verpflichtung.
In dem Moment, als Caleb hereinkam, wurde ihr jedoch klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Sein Anzug war nass vom Regen, genau wie sein Haar, das ziemlich zerzaust aussah. Doch was Vicki am meisten erschreckte, war der trostlose Ausdruck in seinen Augen. So hatte sie ihn erst einmal gesehen, und zwar in der Nacht, nachdem sie ihn gebeten hatte, auszuziehen und er gemerkt hatte, dass er sie nicht umstimmen konnte.
“Was ist passiert?” Sie ging zu ihm, um ihm aus dem Mantel zu helfen.
Er überließ ihr den Mantel und sank auf das Sofa. Besorgt setzte Vicki sich neben ihn. “Caleb, Schatz?”
“Ich bin bloß müde.” Er starrte auf die gegenüberliegende Wand, doch Vicki wusste, dass er nicht das Bild betrachtete, das dort hing.
“Nein”, widersprach sie, legte eine Hand auf sein Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. “Du wirst nicht wieder damit anfangen.”
“Womit?” Er legte seine Hand auf ihre, zog sie aber nicht weg.
“Geheimnisse für dich zu behalten, weil sie wehtun.” Missbilligend schüttelte sie den Kopf.
“Gerade jetzt sollst du dir nicht auch noch Sorgen machen. Ich will nicht, dass dir wehgetan wird.”
Seine Fürsorge berührte sie tief. Er war der liebenswerteste Mensch, den sie je kennengelernt hatte. “Weißt du, was mir am meisten wehtut? Wenn ich aus deinem Leben ausgeschlossen werde. Tue mir das nicht an, Caleb. Nicht wieder”, bat sie ihn eindringlich.
Traurig sah er sie an. Vicki schmiegte sich an ihn und hielt ihn fest. Würde er mit ihr reden? Würde er den nächsten Schritt in ihrer neuen Beziehung machen? Eine Beziehung, in der sie gleichberechtigte Partner waren und in der sie beide für das Wohl des anderen Verantwortung trugen?
“Vor zwei Tagen …”, fing er an zu erzählen, “… begann ein großer Deal, den wir schon seit einem Jahr vorbereiten, zu platzen.”
“Was ist passiert?”
“Maxwell ist unser Mandant, Horrocks der Käufer. Der Vertrag war kurz vor der Unterzeichnung, als Horrocks eine große Diskrepanz in den Finanzberichten entdeckte, die Maxwell geliefert hatte.”
Vicki verstand genug vom Geschäft, um das Ausmaß des Problems zu erkennen. “Horrocks weigert sich zu unterzeichnen?”
“Nicht nur das. Horrocks beschuldigt Maxwell der absichtlichen Täuschung.”
Vicki wusste, dass Caleb ein absoluter Perfektionist in seiner Arbeit war. Niemals würde er bei einem Betrug mitmachen. “Hat jemand von Maxwell dich in Schwierigkeiten gebracht?”
“Nicht absichtlich. Letztendlich ist der Leiter der Finanzabteilung mit seinen Mitarbeitern für die falschen Zahlen verantwortlich.” Seufzend legte Caleb das Kinn auf ihr Haar. “Hast du heute schon die Zeitung gelesen?”
“Nein, ich hatte keine Zeit.” Alarmiert von seinem Ton, ging sie zu dem kleinen Sideboard, auf das sie immer die Zeitung legte, sobald sie geliefert wurde, und brachte sie Caleb.
Caleb nahm sie, wartete aber, bis Vicki sich wieder neben ihn gesetzt hatte, bevor
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