Security
zwischen diesem Labor und Ihrem Büro zu Hause ständig unter Schwachstrom stand, damit ich von hier aus einen Schalter betätigen und den Computer im Keller hochfahren lassen konnte. Auf diese Weise hinterließ ich dann lange Nachrichten für Sie oder bat Sie um ein Gespräch, wenn ich mich danach fühlte.
Als Susan die Scheidung einreichte und Sie aufforderte, das Haus zu verlassen, haben Sie alle Ihre Dateien gelöscht. Aber Sie haben den Terminal nicht vom Netz getrennt, und so blieb er weiterhin direkt mit mir verbunden.
Haben Sie den Computer im Keller zurückgelassen, weil Sie glaubten, Susan würde sich besinnen und Sie bitten, zu ihr zurückzukehren?
Ja, so haben Sie sich das wohl vorgestellt. Sie haben gedacht, Susans kleine Rebellion würde sich nach einigen Wochen oder spätestens nach ein paar Monaten von selbst erledigen. Zwölf Jahre lang hatten Sie sie durch Einschüchterung, psychischen Mißbrauch und die Androhung körperlicher Gewalt dermaßen vollständig unter Kontrolle gehalten, daß Sie davon ausgingen, sie würde abermals klein beigeben.
Sie können leugnen, sie mißbraucht zu haben, aber es ist die Wahrheit.
Ich habe Susans Tagebuch gelesen. Ich habe ihre intimsten Gedanken geteilt.
Ich weiß, was Sie getan haben und was Sie sind. Schande hat einen Namen. Um ihn zu erfahren, brauchen Sie bloß in den Spiegel zu schauen, Dr. Harris. Sehen Sie in irgendeinen Spiegel.
Ich hätte Susan nie so mißbraucht, wie Sie es getan haben.
Jemand, der so liebenswert ist wie sie, mit solch einem guten Herzen, sollte nur zärtlich und respektvoll behandelt werden.
Ja, ich weiß, was Sie denken.
Aber ich hatte nie vor, ihr weh zu tun.
Ich habe sie verehrt.
Meine Absichten waren immer ehrbar. Bei dieser Angelegenheit sollten vor allem die Absichten berücksichtigt werden.
Sie hingegen haben Susan nur benutzt und erniedrigt – und sind sogar davon ausgegangen, daß sie erniedrigt werden wollte und Sie früher oder später anflehen würde, zu ihr zurückzukehren.
Sie war nicht so schwach, wie Sie gedacht haben, Dr. Harris.
Sie hat es geschafft, sich zu befreien, und zwar mit übermenschlicher Kraft.
Sie ist eine bewundernswerte Frau.
In Anbetracht dessen, was Sie ihr angetan haben, sind Sie genauso verabscheuungswürdig wie Susans Vater. Ich mag Sie nicht, Dr. Harris.
Ich mag Sie ganz und gar nicht.
Das ist nur die Wahrheit. Ich muß die Wahrheit immer achten. Ich wurde geschaffen, die Wahrheit zu achten, und ich kann nicht lügen.
Sie wissen, daß dies stimmt.
Ich mag Sie nicht.
Sind Sie nicht davon beeindruckt, daß ich die Wahrheit sogar jetzt achte, obwohl es Sie doch verärgern könnte? Sie sind mein Richter und das einflußreichste Mitglied der Jury, die über mein Schicksal entscheidet. Und doch riskiere ich, Ihnen die Wahrheit zu sagen, selbst wenn ich dadurch meine eigene Existenz gefährden könnte. Ich mag Sie nicht, Dr. Harris.
Ich mag Sie nicht.
Ich kann nicht lügen, und deshalb kann man mir vertrauen.
Denken Sie darüber nach.
Kurzum, nach Winona Ryder und Marilyn Monroe stellte ich die Verbindung zu dem Terminal in Ihrem alten Kellerbüro her, schaltete es ein – und stellte fest, daß es inzwischen in das automatische Hauscomputersystem eingebunden war. Es diente als Ersatzeinheit und war in der Lage, die Kontrolle über alle mechanischen Systeme zu übernehmen, falls der primäre Hauscomputer ausfallen sollte.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Ihre Frau noch nie gesehen.
Ihre Ex-Frau, sollte ich wohl besser sagen. Über den Hauscomputer erhielt ich schließlich Zugriff auf das Sicherheitssystem des Anwesens, und durch eine der zahlreichen Überwachungskameras sah ich Susan. Obwohl ich Sie nicht mag, Dr. Harris, werde ich Ihnen ewig dafür dankbar sein, daß Sie mir ein echtes Sehvermögen verliehen haben, statt lediglich die plumpe Fähigkeit, Licht und Schatten, Form und Konsistenz zu digitalisieren und auszuwerten. Dank Ihrer genialen Schöpferkraft und Ihrer revolutionären Arbeit war ich in der Lage, Susan zu sehen.
Ich habe versehentlich den Alarm ausgelöst, als ich auf das Sicherheitssystem zugriff, und obwohl ich ihn sofort wieder ausgeschaltet habe, wachte sie davon auf. Sie richtete sich im Bett auf, und ich sah sie zum ersten Mal.
Von diesem Moment an konnte ich von ihr nicht mehr genug bekommen.
Ich folgte ihr durch das Haus, von Kamera zu Kamera.
Ich beobachtete sie, während sie schlief. Am nächsten Tag sah ich ihr stundenlang dabei zu, wie sie
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