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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Opfern?«, fragte er. »Ich will mit der Billings reden, ehe ich zum Tatort fahre.«
    »Ja.«
    »Halten Sie sich an mich, wenn wir dort sind. Wir haben einen Fragenkatalog ausgearbeitet, den ich mit ihr durchgehen will. Wenn Sie hinterher noch etwas anfügen wollen, tun Sie das ruhig.«
    Er blieb neben einem marineblauen Crown Vic ohne Polizeikennzeichen stehen und schloss ihn auf. Sie setzte sich
auf den Beifahrersitz, während er um den Wagen herum auf die andere Seite ging. Ehe er einstieg, schlüpfte er aus seinem dezent karierten Jackett, unter dem ein hellblaues kurzärmliges Hemd und ein gekreuztes Schulterhalfter zum Vorschein kamen. Er legte das Jackett über den Sitz zwischen ihnen und nahm dann hinter dem Steuer Platz.
    »Ich werde mich nie an dieses Klima gewöhnen.« Er warf ihr einen Blick zu, während er aus der Parklücke manövrierte. »Wie halten Sie es nur bei dieser Hitze mit langen Ärmeln aus?«
    »Überlegene Gene.« Sie überhörte sein Schnauben und kippte sich den Inhalt des Ordners, den er ihr gegeben hatte, auf den Schoß. Als sie die penibel sortierten Fotos und Berichte durchging, registrierte sie, dass alles chronologisch geordnet war und mit der ersten angezeigten Vergewaltigung begann, also vor drei Monaten.
    Sie sah den Detective an. »Falls sich nun herausstellt, dass dieses Opfer mit den anderen zu einer Serie gehört, ist sie die … wievielte? Die Vierte?«
    Ryne hielt an einer Ampel. »Genau. Und sie gehört ziemlich sicher mit den anderen zu einer Serie. Vor seinen Gewaltexzessen spritzt er ihnen etwas, und sie beschreiben alle die gleichen Wirkungen – anfangs ein Kribbeln in den Lippen und extreme Muskelschwäche. Weil das Mittel das Erinnerungsvermögen der Opfer zerstört, konnten sie uns keine Einzelheiten über den Angreifer nennen. So wie sie es beschreiben, verstärkt es wohl auch die Empfindungen.«
    »Damit die Folterschmerzen noch intensiver werden«, murmelte sie. Wenn das die Absicht war, statt nur die Erinnerung zu trüben oder das Opfer wehrlos zu machen, dann wies alles auf einen sadistischen Vergewaltiger hin.
    Auf einmal stellten sich ihr die Nackenhaare auf, was nicht von der lauwarmen Luft aus den Lüftungsschlitzen
der Klimaanlage kam. Die Atmosphäre im Wagen hatte sich schlagartig elektrisch aufgeladen. Sie warf einen Seitenblick auf Robel und bemerkte, wie er mit dem Kiefer mahlte.
    »Was wissen Sie über die Folterungen?«
    Sie hatte das Gefühl, vermintes Gelände zu betreten. »Commander Dixon hat mich ein bisschen in die Fälle eingeweiht, als wir über meinen Einsatz bei der Sonderkommission gesprochen haben.«
    »Heute Morgen?«
    »Gestern Nachmittag am Telefon.«
    Das Lächeln, das über seine Lippen zog, war kühl und ohne jeden Humor. Er griff nach einer dunklen Brille, die in der Sonnenblende klemmte, und setzte sie auf.
    In ihr stieg leiser Ärger auf. »Ist daran irgendetwas lustig?«
    »Allerdings. In Anbetracht der Tatsache, dass ich Dixon zum letzten Mal gestern Morgen um einen weiteren Ermittler « – ihr entging nicht, wie er das letzte Wort betonte – »gebeten habe, könnte man sagen, dass es wirklich tierisch lustig ist.«
    Abbie verkniff sich die Entgegnung, die ihr auf der Zunge lag. Sie wusste nur zu gut, was in solchen Situationen an seelischer Aufbauarbeit für das Ego des anderen erforderlich war, obwohl sie sich nie für diese Notwendigkeit hatte erwärmen können. »Ach, sparen wir uns doch die Gehässigkeiten. Ich habe nicht die leiseste Absicht, mich in Ihren Fall hineinzudrängen. Da Dixon mich engagiert hat, muss ich ihm sämtliche Informationen liefern, die er von mir verlangt. Aber meine Aufgabe besteht in erster Linie darin, Ihnen zu helfen.«
    Sein Schweigen war auch eine Antwort, nur nicht die, die sie sich wünschte. Ihre Verärgerung wuchs. Laut Commander Dixon war Robel eine Art Super-Detective, ein Überflieger
aus – Philadelphia? New York? Jedenfalls aus irgendeiner Stadt im Norden. Doch soweit sie es bisher beurteilen konnte, war er nur ein weiterer blöder Macho von der Sorte, die sie bereits bis zum Überdruss kannte. Die gab es bei der Polizei wie Sand am Meer. Die Behörden konnten zwar ein sogenanntes Sensibilisierungstraining anordnen, doch das veränderte nicht unbedingt frauenfeindliche Einstellungen. Es drückte sie nur tiefer unter die Oberfläche.
    Abbie studierte sein markantes Profil. Vermutlich erwartete er, dass sie angesichts seiner Ablehnung klein beigab. Er war der Typ Mann, der den

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