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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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klarer.
    Plötzlich ließ man seine Hand los. Der warme Halt war fort. Sam wimmerte leise und unglücklich. Er wollte etwas sagen, aber das war so schwer. Dann spürte er wieder die fremde Hand, die seine hielt, und er beruhigte sich.
    „Sam“, sagte die Stimme. Er öffnete die Augen ein wenig und da war jemand neben ihm.
    „Die Operation ist vorbei, Sam. Alles ist gut gegangen. Weißt du noch, wer ich bin?“
    Sam dachte nach. „Jerry“, sagte er mühsam.
    „Schon wieder richtig. Du wirst immer besser“, sagte Jerry. „Hast du Schmerzen?“
    „Nein.“
    „Würde mich auch wundern. Hab dich bis zum Kragen vollgepumpt. Eigentlich müsstest du auf Wolke sieben schweben.“
    „Hm“, machte Sam und war froh, dass Jerry weiter seine Hand hielt.
    „Weißt du, ich bin schon … gelinde gesagt … erstaunt, dass es so was wie dich gibt, Sam.“
    Sam blinzelte ihn an.
    „Magst du mich denn? Oder findest du mich komisch?“, fragte er Jerry, der über die Frage lächelte.
     „Du bist der tollste Meerjungfraumann, den ich kenne. Und ich kenne zwei seit gestern.“
    Sam lächelte ein wenig und schloss wieder die Augen. Seine Lider fühlten sich so schwer an und irgendwas an Jerrys letztem Satz verwirrte ihn. Aber er wusste nicht, was es war.
    „Wie tief kannst du eigentlich tauchen? Nur mal so aus Neugier.“ Jerry tröpfelte etwas Wasser auf Sams Fluke, die über den Wannenrand hing.
    „Bis zum Grund“, flüsterte Sam.
    Jerry nickte. „Wenigstens machst du präzise Angaben.“
    „Was wird denn jetzt aus den Kindern?“, fragte Sam leise.
    „Den Kindern?“ Jerry stellte den Tropf etwas langsamer ein.
    „Greg wollte mich mitnehmen. Dort sind Leute, die eine Medizin für kranke Kinder finden wollen. Aus meinem Blut kann man Medizin für sie machen.“
    „Ach, du kleiner Schatz“, sagte Jerry. „Das ist doch Unsinn.“
    „Nein“, sagte Sam mühsam. „Es ist wahr. Die sterben sonst. Ich habe das selbst gesehen.“
    „Diese Kinder gibt es dort gar nicht, Sam. Dein Greg ist ein Lügner. Menschen lügen.“
    „Warum?“
    „Weil sie sich davon Vorteile versprechen. Greg wollte dich nur anlocken, um dich woanders hinzubringen.“
    „Nein, er hat mich gern.“ Sam seufzte schmerzlich auf.
    Jerry strich ihm über die Stirn.
    „Selbst wenn, er hat es nicht gut mit dir gemeint. Du weißt nicht, wohin er dich gebracht hätte.“
    „Aber ... er wollte mich freilassen, wenn ich keine Lust mehr habe, bei ihm zu sein.“
    Jerry schüttelte den Kopf.
    Die Tür öffnete sich und George schaute herein.
    „Ich dachte, du ruhst dich mal aus“, sagte Jerry. „Wir kommen hier klar.“
    „Ich hab ja schon kurz geschlafen. Wollte mal nach euch sehen.“
     „War mein Onkel noch da?“, fragte Sam.
    „Und ob der da war“, sagte George. „Er hat dich sogar hier rüber getragen.“
    „Wirklich?“, fragte Sam selig.
    „Er hat dich sehr gern. Es fällt ihm nur schwer, das zuzugeben. Hab einfach Geduld mit ihm“, sagte George.
    „Ist er noch böse auf mich?“
    „Nein, er ist nicht mehr böse auf dich.“
    George lächelte. Jeden Tag eine gute Tat.
    Er ging neben Sams Wanne in die Hocke und strich ihm über den Kopf. Sam schloss die Augen und sirrte leise.
    Jerry stieß ihn an und George nickte. Sam sog jede kleine Zuwendung in sich auf, wie ein Schwamm das Wasser. Die letzten Jahre hatte seine Seele gehungert, nach Nähe, Freundschaft und Fürsorge.
     „Jerry, Laine hatte die Idee, dass wir Sam in ein bis zwei Tagen in die Halle zurück bringen, wo Abernathy mit den beiden war. Dort steht ein Aquarium, in dem Sam sich erholen könnte. Er kann ja nicht in deinem Bad bleiben. Wäre das okay für dich oder hast du dort Angst?“, wandte er sich an Sam.
    „Ist okay. Wo ist Greg denn jetzt?“, fragte Sam.
    „Das wissen wir nicht. Aber es kann sein, dass er tot ist. Dein Wal hat sich auf ihn fallen lassen. Du brauchst also keine Angst zu haben. Er kommt bestimmt nicht zurück.“
    George wunderte sich, als Sams Gesicht traurig wurde.
    „Ich will nicht, dass er tot ist. Er mochte mich.“
    „Sicher? Er hat Laine und dich entführt. Tut man das, wenn man jemanden mag?“, fragte George.
    Sams Unterlippe zitterte ein wenig.
    „Das haben wir eben schon diskutiert“, warf Jerry ein. „Du solltest dich nicht aufregen, Sam. Und weinen musst du auch nicht deswegen. Wir wissen nicht, was mit Greg passiert ist. Und was er tun wollte, weiß auch niemand. Jetzt musst du erst mal gesund werden und darfst nicht traurig

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