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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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aber lustig und cool war er auch. Ein kleiner Macho manchmal.
    Fliege ich etwa auf die bösen Jungs?, fragte sie sich. Sam war sanft und übervorsichtig. Bill polterte einfach drauf los und sagte stets, was er dachte. Laine seufzte.
    Ich mag sie beide … ich liebe sie beide, dachte sie. Sie wünschte sich die Zeit zurück, als sie und Bill ihren wöchentlichen Sam-Tag absolviert hatten. Damals war alles in Ordnung gewesen. Es hatte keine Probleme oder Streit gegeben. Die Vorstellung, mit Sam zu streiten, verursachte ihr beinahe Übelkeit. Mit Sam stritt man nicht. Mit Sam war immer alles friedlich und schön ...
    Sam sah nicht zu ihr hin. Er schien ihren Vater im Visier zu haben. Laine hatte schon bemerkt, dass Sam sein Herz an George gehängt hatte. Eine kurze Welle der Eifersucht durchflutete sie. Sam war ihre Entdeckung. Sie hatte ihn in der Höhle gefunden und an sich gewöhnt und jetzt wandte er sich lauter anderen Menschen zu. Sogar Abernathy, der ihn schlecht behandelt hatte. Das fühlte sich ungerecht an. Laine presste die Lippen zusammen und warf noch einen Blick auf das Aquarium.
    Sam richtete sich gerade auf. Dann schwamm er langsam, mit minimalem Flossenschlag, nach oben.
    „Schau mal, dein Adoptivsohn will was“, sagte Bill.
    „Bill!“, tadelte George ihn.
    „Wieso? Sam ist voll verknallt in dich. Das sieht doch jeder Idiot. Wenn du was sagst, gehorcht er wie ein Soldat dem General. Da könnte man glatt neidisch werden.“
    „Das gibt sich wieder“, sagte George.
    „Das glaube ich nicht“, meinte Bill. „Er folgt dir die ganze Zeit mit den Augen, wenn du im Raum bist. Du bist der Wassermann-Flüsterer unter uns. Tu mir nen Gefallen. Bring dem Sirr-Meister ein paar Manieren bei. Da bin ich nämlich kläglich gescheitert.“
    „Und du tust mir auch einen und steigst erst mal nicht zu Sam ins Wasser. Laine werde ich das auch verbieten, bis wir wissen, woran wir mit ihm sind. Wir können nur ahnen, wie er sich noch entwickeln wird. Seine Spezies ist unbekannt. Vielleicht habt ihr mit einem jungen Tigerhai gespielt, ohne es zu wissen. Versprichst du mir, dass ihr nicht mehr alleine mit ihm schwimmen geht? Vor allem Laine nicht.“
    „Keine Sorge, ich kenne unseren Frankenfisch“, sagte Bill.
    „Ich glaube nicht, dass er Laine etwas antut. Bei meiner Wenigkeit würd ich aber nicht drauf wetten. Ist vielleicht die männliche Konkurrenz oder dass er keine romantischen Gefühle für mich hat. Er hatte mich schon zweimal in der Mangel, das war kein Spaß. Wenn er größer wird, muss er an die Kette.“
    „So weit wird es bestimmt nicht kommen. Er ist kein schlechter Junge, im Gegenteil“, sagte George. „Er kann vielleicht nur seine Natur nicht kontrollieren. Das kann man üben. Und er sehnt sich nach Fürsorge, er ist zuviel allein gewesen.“
    „Kann sein“, gab Bill zu. „Aber das war jedes Mal ne Zitterpartie, ob alles gut geht, wenn wir zu ihm gefahren sind. Das konnte ich nicht mehrmals die Woche hinkriegen. Ich hab nen Job.“
    „Das ist kein Vorwurf. Du warst damit klar überfordert. Ich werde mich jetzt auch um ihn kümmern“, sagte George.
    „Dann viel Spaß. Sam ist jetzt schon dein getreuer Sklave. Wenn er sich einmal an dich hängt, wirst du ihn nicht mehr los. Glaub’s mir“, grinste Bill und klopfte George einmal auf die Schulter.
    George dachte an Marcs Bemerkung, dass Sam trotz der Beschimpfungen immer wieder versucht hatte, Kontakt mit seinem Onkel aufzunehmen.
    Er war so anhänglich ...
    „George?“, rief Sam. „Kommst du mal bitte zu mir?“
    George stieg mit drei Schritten die Leiter hinauf. Sam hielt sich mit einer Hand am Beckenrand fest, die andere presste er vorsichtig auf das Pflaster.
    „Hast du was? Soll ich Jerry holen?“
    „Nein, es geht mir gut. Ich habe nachgedacht. Würdest du für mich rausfinden, was mit Greg passiert ist? Ich muss es wissen. Bitte.“
    Grüne Augen blickten George an und er konnte nicht anders, als zu nicken. Er strich Sam über den Kopf.
    „Wenn du es willst, dann finde ich es heraus.“
     
     

    George parkte vor seinem Haus und warf einen Blick zu Sam auf dem Beifahrersitz.
    „Bereit? Heute hast du einen anstrengenden Tag vor dir.“ Sam nickte. Er war ein wenig blass. Heute nahm George ihn mit in sein Haus. In ein Menschenhaus. Sam hoffte, dass er keine Fehler machen würde. Vielleicht schickte Georges Frau ihn fort, wenn er etwas falsch machte. Wenn sie feststellten, dass er für einen Besuch in einem menschlichen Heim

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