Seelenrächer
daraus zieht. Letztendlich aber warst du derjenige, der den Leuten unsere Vergangenheit verschwiegen hat, und nicht ich. Hättest du das nicht getan, hätte Moss niemals Verdacht geschöpft. Begreifst du denn nicht? Dass die Dinge momentan so aussehen, wie sie aussehen, liegt größtenteils daran, dass du solche Angst hattest, was die Leute über uns denken könnten. Das musst du jetzt jedoch alles vergessen und mir vertrauen. Du musst mir in die Augen sehen und glauben, was ich dir sage. Ich bin nicht euer Mann. Ich habe das alles nicht getan. Nichts davon.«
Mittwoch, 3. September, 21:50 Uhr
In Janes Wohnzimmer verfolgte Maggs, wie der Polizeipräsident gegenüber der Presse eine Stellungnahme abgab. Er konnte kaum fassen, was er da hörte. Jane saß auf der Armlehne seines Stuhls. Sie hielt seine Hand, und ihre Augen leuchteten vor Aufregung.
»Wir haben zwei Personen in Gewahrsam genommen«, erklärte der Polizeipräsident gerade. »Beide unterstützen uns bei unserer Suche nach Eva. Mehr kann ich dazu vorerst nicht sagen. Sicher haben Sie jede Menge Fragen, aber ich muss Sie um Nachsicht bitten: Ich kann sie Ihnen im Moment nicht beantworten.«
Mit diesen Worten wandte er sich ab und steuerte auf den Eingang des Präsidiums zu.
Plötzlich saß Jane auf Maggs’ Schoß, schlang ihm die Arme um den Hals und bedeckte ihn mit Küssen. »Oh, Conor«, sagte sie, »hast du das gehört? Dir ist endlich Gerechtigkeit widerfahren: Du bist aus dem Schneider!«
Maggs starrte immer noch auf den Fernseher, bekam jedoch gar nicht mehr mit, was über den Bildschirm flimmerte. Stattdessen saß er wieder im Obersten Strafgerichtshof auf der Anklagebank, und unter den Zuschauern saß Eva und wickelte die Halskette, die er ihr geschenkt hatte, um den kleinen Finger.
An der Art, wie er plötzlich die Schultern nach vorne sinken ließ, konnte Jane sehen, wie erleichtert er war. Sie hatte die Hände an seine Wangen gelegt und küsste ihn immer wieder. »Ach, mein Liebster, das ist wundervoll! Es ist fantastisch! Lobe den Herrn, Conor, lobe den Herrn!«
Maggs erhob sich wortlos und blieb ein paar Augenblicke stehen, wobei er durch die Diele zur Wohnungstür hinausblickte, ohne wirklich etwas wahrzunehmen.
»Ist mit dir alles in Ordnung, Conor?«, fragte Jane.
»Ja, es geht mir gut. Ich vermute nur, nach der langen Zeit werde ich eine Weile brauchen, um diese Neuigkeit zu verdauen. Ich kann es noch gar nicht fassen.« Plötzlich riss er die Augen weit auf. »Sie verdächtigen nicht mehr mich, Jane. Nach allem, was Doyle und Quinn mir angetan haben, verdächtigen sie endlich nicht mehr mich.«
Mittlerweile standen ihm die Tränen in den Augen, und er zitterte leicht. »Du hast an mich geglaubt«, stellte er fest. »Als niemand anderer für mich da war, hast du stets an mich geglaubt.«
»Und das werde ich auch in Zukunft tun. Ich werde immer für dich da sein. Ich liebe dich, Conor, das weißt du. Für mich ist das mit uns beiden etwas auf Dauer.«
Er schlang die Arme um ihren Hals. »Ich liebe dich auch. Weißt du, was? Wir sollten feiern. Das ist ein denkwürdiger Moment, vielleicht sogar ein Wendepunkt in unserer Beziehung. Lass uns Champagner kaufen, Jane. Lass uns Champagner kaufen und zusammen ins Bett schlüpfen. Wir feiern ein bisschen.« Lächelnd küsste er sie. »Zieh dich aus«, befahl er, »zieh alle deine Sachen aus und leg dich ins Bett. Ich hole den Champagner.«
Er griff nach Jacke und Brieftasche und verließ die Wohnung. Jane blieb noch ein paar Minuten in der Diele stehen und badete in ihrem Glück. Sie spürte, wie sehr sie ihn liebte und wie sehr er ihre Liebe erwiderte. Ihr ging durch den Kopf, dass das im Moment so ziemlich das Einzige auf der Welt war, was für sie zählte.
Sie überlegte, ob er sie wohl bitten würde, seine Frau zu werden. Singend tänzelte sie nach nebenan, um sich ein Bad einlaufen zu lassen. Während die Wanne sich füllte, ging sie in ihr winziges Schlafzimmer hinüber, um ihr reizvollstes Nachthemd herauszulegen, und zog dabei das Bett ein wenig zurecht. Draußen auf dem Treppenabsatz hörte sie Schritte. »Conor, wenn du das schon bist, die Tür ist offen.«
Sie bekam keine Antwort. Jane fragte sich, ob es in dem kleinen Laden an der Ecke überhaupt Champagner gab oder ob Conor rasch zum Hotel hinaufgegangen war. Als sie hinter sich die Wohnungstür ins Schloss fallen hörte, drehte sie sich lächelnd um.
»Das ging aber schnell …« Erschrocken trat sie einen Schritt
Weitere Kostenlose Bücher