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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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Nasenlöcher frei. Als sie schließlich mit gefesselten Füßen und Händen neben mir in der Dunkelheit lag, nahm ich mir etwas Zeit zum Nachdenken.
    Ich kannte diesen Teil des Landes ziemlich gut, so dass ich nicht lange brauchte, um zu entscheiden, wohin ich sie bringen würde. Es begann zu regnen. Rasch lud ich sie in den Kofferraum. Dann blieb ich für einen Moment mit geschlossenen Augen stehen und ließ die Wassertropfen über mein Gesicht laufen, ehe ich einstieg. Der Mond war inzwischen hinter den Wolken verschwunden.
    Nachdem ich den Motor angelassen hatte, schaltete ich die Scheinwerfer an, wendete und fuhr zurück in Richtung Hauptstraße. Mein Ziel waren Ballylongford und das Land der O’Connors, die Ruinen von Lislaughtin Abbey. Jenseits des Feldes ragte der alte Turm von Carrigafoyle auf, einer Festung, von der die O’Connors behauptet hatten, sie sei uneinnehmbar. Im Jahre 1580 aber hatte William Pelham sie in Schutt und Asche gelegt, indem er kleine Kanonen und andere Geschosse einsetzte, die von englischen, in der Bucht ankernden Schiffen abgefeuert wurden.
    Nicht weit von dem Turm lag ein halb verfallenes Cottage, wie es viele entlang des River Shannon gibt. Es war langgezogen und niedrig. Niemand kam dort mehr hin. Ich parkte vor einem Tor ganz in der Nähe von Jimmy Hanrahans Haus. Jimmy lebte dort mit seinem Vater. Ich hatte Jimmy auf dem Musikfestival gesehen, allerdings ohne seinen Vater. Jimmys alter Herr verließ kaum noch das Haus. Seine Frau hatte sich in die Flussmündung gestürzt, nachdem Jimmy angeklagt worden war, eine alte Frau halb tot geschlagen zu haben. Seitdem sah der arme alte Narr in seiner Küche nur noch Tote.
    Als ich sie aus dem Kofferraum hob, war sie immer noch bewusstlos. Ich hatte sie teilweise in eine Plastikplane gehüllt, von der meine Hände immer wieder abrutschten. Ich schob das Tor auf und machte mich auf den Weg über eine morastige Wiese, die zu steinigen Ufern und dunklem Wasser abfiel. Plötzlich kam sie zu sich und wand sich wie ein Wurm. Ich verpasste ihr eine Ohrfeige. Sie war schwer, und der einsetzende Regen machte die Plastikplane glitschig wie Öl, so dass ich ohnehin Mühe hatte, sie zu halten. In halb gebückter Haltung kämpfte ich mich etwa hundert Meter das Ufer entlang.
    Klatschnass und vor Anstrengung keuchend erreichte ich schließlich das Cottage. Ich konnte von dort aus die Ruine des Turms sehen und dahinter die Überreste von Lislaughtin Abbey.
    Das Cottage hatte kein Dach mehr, die Querbalken zeichneten sich schwarz vor dem Nachthimmel ab. Ich war so erschöpft, dass sich meine Beine ganz weich anfühlten. Drinnen dauerte es einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie versuchte zu schreien, doch durch das Klebeband drangen nur gedämpfte Laute. Außerdem war sowieso niemand da, der sie hätte hören können. Es gab drei Räume, von denen einer erst im Nachhinein angefügt worden war, als Toilette oder vielleicht als kleine Küche. Ich betrachtete die Böden. An den Holzdielen klebten zum Teil alte Teppiche, zum Teil Streifen verrotteten Linoleums. Viele der Dielen waren ebenfalls schon halb verfault und die Nägel, die sie an Ort und Stelle hielten, verrostet. Als ich ein paar davon hochzog und in die Dunkelheit darunter fasste, stellte ich fest, dass es dort einen etwa zwei Fuß tiefen Hohlraum gab. Das war für meine Zwecke perfekt: Eine Leiche konnte dort verrotten, ohne dass je ein Mensch etwas davon mitbekam. Ich brach an den Stellen, wo es nötig war, Dielen heraus und legte sie zur Seite. Nach einer Weile war das Loch groß genug. Dann blickte ich ihr in die Augen. Was ich dort sah, war Entsetzen, reines und tiefstes Entsetzen. Ihre Angst erregte mich.
    Ich ließ sie in das Loch gleiten und schob und drückte so lange, bis sie richtig feststeckte und sich nicht mehr rühren konnte. Niemand würde sie hier schreien hören. Als ich sie schließlich mit ein paar Dielen und den stinkenden Teppichresten zudeckte, achtete ich darauf, dass sie trotzdem noch genug Luft zum Atmen bekam.
    Ein paar Stunden später fuhr ich tatsächlich nach Ballybunion, nur dieses Mal mit einer sturzbetrunkenen Frau namens Molly Parkinson auf dem Beifahrersitz. Sie hatte die Augen geschlossen und den Kopf gegen das Fenster gelehnt. Molly war eine Friseuse aus Dublin. Sie hatte mir die Haare geschnitten, und seit ein paar Wochen waren wir zusammen. Ich hatte einen Wohnwagen mit Blick auf die beiden Strände gemietet, wo früher

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