Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1249 - Bibliothek des Grauens

1249 - Bibliothek des Grauens

Titel: 1249 - Bibliothek des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Ja, die… die ist mir so unheimlich. Darin wartet das Böse…«
    Sir Ronald musste leise lachen. »Bitte, mein Kleiner, wer sagt denn so etwas?«
    »Die Leute sprechen darüber.«
    Der ältere Mann mit den grauen Haaren winkte ab.
    »Nein, Robby, das ist Unsinn. Du musst nicht glauben, was die Leute sagen. Das ganze Haus ist leer, Junge. Wir sind die Einzigen. Nur wir sind da. Wie in jeder Woche. Wir gehen hierher, schauen nach und verschwinden wieder. Die Welt hat sich verändert, mein Junge. Das Haus gehört uns. Es war auch bewohnt. Jetzt leben hin und wieder Menschen hier, sollten sie den ausdrücklichen Wunsch verspüren. Und wir sind hier für das Haus so etwas wie die Hausmeister. Wir haben ein Auge auf das Gebäude, und das muss auch so sein. Ich finde es jedenfalls gut, wenn man sich um Traditionen und sein Erbe kümmert. Du bist ebenfalls ein Asher, und ich gehe davon aus, dass du dich viele Jahre später ebenso um das Haus kümmerst wie jetzt ich. Kann sein, dass du sogar deinen Enkel mitbringst und ihm das Gleiche erzählen wirst wie ich dir.«
    Der Junge hatte sehr genau zugehört und jedes Wort verstanden. Trotzdem hatte ihn der Großvater nicht überzeugen können. »Ich will aber nicht in die Bibliothek.«
    »Gut, Robby, ich kann dich nicht zwingen. Ich wundere mich nur, wie sehr du auf das Geschwätz der Leute hörst.«
    »Viele haben Angst, Grandy.«
    Der Mann nickte. »Das ist auch mir zu Ohren gekommen, mein Junge. Aber glaube mir, die Leute sind manchmal komisch. Sie bilden sich irgendetwas ein, an das sie später sogar selbst glauben.« Er winkte ab. »Wenn sie dann genauer darüber nachdenken, stellt es sich als Luftblase heraus.«
    »Einer hat sogar gesagt, dass es hier Tote gegeben hat.«
    »Stimmt, Robby. Das waren Unfälle.«
    »Von Geistern beeinflusst. Sagen die Leute.«
    Sir Ronald Asher seufzte.
    »Ja, ja, man spricht eben viel über Dinge, die man nicht kennt. Aber so sind die Menschen, mein Junge. Du wirst es erleben, wenn du älter bist. Ich jedenfalls bin von meinem Rundgang immer wieder heil zurückgekommen.« Eine Hand fuhr über Robbys Haar. »Aber wenn du nicht willst, dann kannst du ja hier warten.«
    »Das werde ich auch, Grandy.«
    Sir Ronald schaute sich um. »Und was ist mit diesem Raum hier? Hast du keine Angst vor ihm?«
    »Nein!«
    »Warum das nicht?«
    Robby hob die Schultern. »Das weiß ich auch nicht. Ich… ich… habe nur Angst vor den Büchern. Die sind mir richtig unheimlich. Die sind auch böse.«
    Sir Ronald sagte nichts mehr. Er seufzte nur noch. Dabei stahl sich ein nachdenklicher Ausdruck in seine Augen. »Bis gleich dann, mein Junge.«
    »Ja, Grandy, ich warte.«
    Die alten Dielen gaben das Echo der Tritte zurück, als Sir Ronald Asher auf die zweiflügelige schwere Eichentür zuging, hinter der die Bibliothek lag. Sie war eine wahre Fundgrube für die Liebhaber von Büchern. Im Laufe der langen Zeit war hier viel Literatur zusammengekommen. Es drehten sich Gerüchte um die Bücher. Es gab Menschen, die meinten, dass in den Regalen Bücher ständen, die man am besten nicht in die Hände nahm und durchlas, weil sie einen schlechten und bösen Einfluss auf den Leser hatten. Außerdem war in diesem Haus schon Schlimmes geschehen, wie man sich erzählte, aber das lag lange zurück.
    So richtig hat Grandy nicht Recht!, dachte der Junge. Das Haus ist eben nicht ganz leer. Es gibt einen Bewohner. Das war ihm erzählt worden. Ein Mann hatte es gemietet, aber man hatte den Mann nie zu Gesicht bekommen. Er war zu einer geheimnisumwitterten Gestalt geworden. Man redete über ihn, man sprach von ihm, obwohl man ihn nicht kannte, und man dichtete immer etwas hinzu, sodass der unsichtbare Mieter für die Leute schon zu einer Schreckensgestalt geworden war.
    Im Moment war das Haus leer. Der Mieter war für ein paar Tage verreist. Deshalb musste sich auch Sir Ronald Asher um das Anwesen kümmern. Nur ein Kontrollgang, nicht mehr.
    Bevor er die Tür aufzog, drehte er sich noch einmal um. Er lächelte seinem Enkel zu, der klein und verloren in der großen Halle stand und ihn aus traurigen Augen anschaute.
    »He, Robby, was hast du?«
    Angst habe ich!, wollte Robby sagen. Das brachte er nicht über die Lippen, und er wollte sich vor seinem Großvater nicht blamieren. Deshalb schüttelte er den Kopf.
    Sir Ronald lächelte. »Ich bin schnell wieder zurück. Dann fahren wir noch zu einem Café und trinken was. Du bekommst auch ein großes Stück Kuchen. Ist das

Weitere Kostenlose Bücher