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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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sondern blieb einfach stehen und rauchte ihre Zigarette weiter.
    Ich ließ den Blick über den Platz schweifen, hinüber zu dem großen Festzelt, wo gerade eine Band spielte. »Mir reicht es von der Musik«, erklärte ich. »Ich bin schon den ganzen Abend hier. Und du? Lust auf einen Ortswechsel?«
    Mary zuckte mit den Achseln.
    »Nachdem du dich mit deiner Freundin gestritten hast, sollte ich dich zum Trost vielleicht irgendwo hinchauffieren.«
    »Wohin denn?«
    »Keine Ahnung, vielleicht zum Strand. Was meinst du? Wir könnten nach Ballybunion fahren und aufs Meer hinausschauen.«
    Sie dachte einen Moment über meinen Vorschlag nach. »Hast du denn überhaupt ein Auto?«
    Was für eine Frage! Lieber Himmel, ich hatte einen Ford Granada: einen Wagen wie ihn Jack Regan in der alten Fernsehserie »The Sweeney« gefahren hatte – mit silberfarbenem Lack, schwarzem Vinyldach und perfekter Polsterung. Er stand gleich um die Ecke in einer Seitenstraße. Nachdem ich sie dort auf den Beifahrersitz gepackt hatte, ließ ich den Motor an und brauste mit ihr in Richtung Küste.
    Etwa auf halber Strecke öffnete sie ihr Fenster einen Spalt, nahm das Päckchen Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an.
    Ich bekam eine Riesenwut. Dieses ewige Rauchen finde ich schrecklich, ja, ich hasse es richtig. Sie hatte nicht mal gefragt. Dabei lasse ich in meinem Wagen grundsätzlich niemanden rauchen. Vor lauter Zorn traten meine Knöchel weiß hervor, während ich starr geradeaus blickte. Sie sagte kein Wort, sondern saß nur da und zog an ihrem Glimmstengel, als würde sie daran saugen. Aus den Augenwinkeln sah ich Asche auf den Sitz rieseln.
    Es war, als hätte mir jemand eine Ohrfeige verpasst. Ich spürte, wie mich ein Zittern durchlief, und biss die Zähne zusammen.
    Rasch bremste ich ab und hielt nach einer Gelegenheit zum Wenden Ausschau.
    »Ich dachte, du wolltest mit mir zum Strand«, sagte sie.
    »Es ist zu weit, die Zeit reicht nicht aus. Ich halte einfach irgendwo an, dann können wir uns den Mond ansehen oder so.«
    »Den Mond«, wiederholte sie, während sie die Asche von ihrer Zigarette schnippte. »Was versprichst du dir davon, den Mond anzuschauen?«
    Die Asche landete auf der Fußmatte. Ich bog in einen Feldweg ein. Nach etwa hundert Metern wurde er etwas breiter und endete vor einem Tor, das aus fünf Holzpfosten bestand. Nachdem ich seitlich rangefahren war, schaltete ich den Motor aus. Keiner von uns beiden sagte etwas. Ich ließ mein Fenster herunter und stützte den Ellbogen auf die Kante.
    »Komm«, sagte ich schließlich, »lass uns ein wenig frische Luft schnappen. Du hast einiges intus, und das Letzte, was ich jetzt brauche, ist eine Besoffene, die mir den Wagen vollkotzt.«
    Mit diesen Worten stieg ich aus, ging um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und griff nach ihrer Hand, um ihr herauszuhelfen.
    Schwankend lehnte sie sich an mich, weil ihre Absätze zwischen den Steinen des Weges hängen blieben. Ich führte sie zu dem Tor, und sie lehnte sich dagegen. Noch immer saugte sie an ihrer Zigarette. Ohne nachzudenken, blies sie mir eine Rauchwolke ins Gesicht.
    Angewidert drehte ich den Kopf weg. Ich blickte für einen Moment zu Boden, dann zum Himmel hinauf. Der Mond leuchtete hell, auch wenn am Himmel einzelne Wolkenfetzen vorbeizogen. Ich trat vor sie hin und legte die Hände an ihre Taille. Meine Beine platzierte ich rechts und links von ihr. Dann küsste ich sie. Sie schmeckte nach Zigaretten. Das erinnerte mich an meine Mutter.
    Sie verschränkte die Finger in meinem Nacken und versuchte nun ihrerseits, mich zu küssen, doch ich wich zurück. Alles, was ich schmecken und riechen konnte, waren Zigaretten.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte sie. »Was ist los mit dir?«
    Ich gab ihr keine Antwort. Mein Blick schweifte über die Felder. In der Ferne funkelten die Lichter eines Hauses.
    »Was ist los?«, wiederholte sie lallend. »Wie war noch mal dein Name? Colin, oder? Mist, ich kann mich nicht mehr erinnern.« Sie kicherte. »Was hast du, Colin? Wartet deine Freundin auf dich oder so was in der Art?«
    Ich gab ihr noch immer keine Antwort, sondern starrte sie nur an.
    »Lass uns zurückfahren«, sagte sie. »Was soll’s, zum Strand haben wir es sowieso nicht geschafft, und eigentlich bist du auch gar nicht mein Typ.«
    »Wir können nicht zurück«, erwiderte ich.
    »Was soll das heißen, wir können nicht zurück? Natürlich können wir. Bring mich zurück, Colin. Nun komm schon, lass

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