Seelensturm
ich so auffiel, gleich am ersten Tag. Jetzt musste ich wohl reagieren, bevor die ganze Insel das Geschrei hörte. "Aah, Hallo. Auch auf dem Weg zum Treff? Ist ja gleich hier ums Eck`.“, sagte ich.
"Kommen sie, wir gehen zusammen hin!“, trällerte sie und hakte sich sofort bei mir ein. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn mich völlig unbekannte Leute gleich so vertraulich begrapschen. Gab es hier auf Korfu auch weibliche Marios?
Ich löste mich freundlich, aber bestimmt aus ihrer Umklammerung und setzte mich gleich in den einzigen Sessel, damit ich ja nicht mit ihr auf einer Zweiercouch sitzen musste. Sie machte ja einen netten Eindruck, aber ich wollte erst einmal Zeit für mich, bevor ich mich anderen Leuten anschloss.
Ich brauchte eben ein bisschen mehr Anlaufzeit als anderen Menschen. Mein Vertrauen wurde zu oft missbraucht, als dass ich gleich in jedem Menschen das Gute sehen könnte. Ich betrachtete erst einmal alles mit Abstand. Diese Vorsicht machte oft den Eindruck ich sei abweisend, arrogant oder kaltherzig, war aber nur eine Funktion meine Gefühle und innersten Gedanken zu schützen. Ich habe in den letzten Jahren leider bittere Erfahrungen machen müssen und gelernt, dass je mehr man seine Gefühle jemandem offenbarte, die "Verletzungsgefahr“ immer größer wurde.
Ich wollte nie wieder so verletzt werden, also blieben die Eisentore zu meinem Inneren so lange verschlossen, bis ich einhundertprozentig sicher war, wer mein Gegenüber ist. Egal ob Mann oder Frau.
Frau Seitz ließ sich aber offensichtlich nicht von meinem "Schutzwall" abschrecken.
"Ich bin ja so aufgeregt, bin das erste Mal alleine im Urlaub. Bin gespannt, wie das hier so abläuft, was die Reiseagentur so zu bieten hat. Wissen sie Frau Bauer das, ist alles so neu und spannend für mich, mal alles alleine zu machen. Das Buchen, die Formalitäten und so. Ich bin so Stolz auf mich, dass ich das geschafft habe. Ohne meinen Mann, Pardon Ex-Mann............."
Sie ließ das letzte Wort so im Raum stehen in der Hoffnung, dass ich diesen Faden aufgriff, und fragte geschieden, oder? Das „Teufelchen“ in mir tat das aber nicht: „Angela, was geht dich der Kram anderer Leute an?" sagte "ES". Außerdem machte Frau Seitz gar nicht den Eindruck eines hilflosen "Frauchens". Sie wollte durch ihre Kleidung zwar den Anschein erwecken, aber ihre Augen und ihre Gesichtszüge sagten etwas anderes aus. Seltsam, ich hatte ein komisches Gefühl bei dieser Frau. Oder hatte ich schon was an der „Schüssel“, war ich zu misstrauisch???
Um uns herum sammelten sich in der Zwischenzeit die restlichen Neuankömmlinge und unterbrachen uns, dem Himmel sei Dank, indem sie sich vorstellten. Ein junges Paar kam auf uns zu und stellte sich, ganz ungezwungen, als Klaus und Michaela vor, eine ältere Dame stellte sich als Frau Lammers aus Düsseldorf vor. Die reiste auch alleine, hoffentlich stürzte sich die Seitz auf die, dachte ich mir so.
Frau Lammers wäre vielleicht glücklich darüber eine Begleitung zu haben, machte so den Eindruck. Aber keine Spur, als Frau Lammers erwähnte, dass sie sich gerne bei den Ausflügen jemandem anschließen würde, bekam Frau Seitz nur einen kalten Gesichtsausdruck und ignorierte sie komplett. Klaus und Michaela boten sich sofort an und meinten sie hätten sich schon eine Bootsfahrt aus dem Prospekt ausgesucht und es wäre doch toll, wenn wir die zusammen machen könnten. Ich hielt mich zurück und sagte bloß: "Ich weiß noch gar nicht, was ich unternehmen möchte, muss die erste Woche erst einmal Erholungsurlaub machen. Die Arbeit hat mich total ausgelaugt." Ich stand auf und machte ein paar Fotos um den Fotoapparat zu testen. Frau Seitz meinte gleich: „Ich hoffe er geht noch.“ Ich sagte: „Das probiere ich gerade aus.“ Er schien zu funktionieren, ich war froh.
Endlich kam die Reiseleiterin auf uns zu und schrie uns schon hektisch entgegen: "Tut mir leid meine Herrschaften, aber ich hatte eine Reifenpanne und hier gibt es leider keinen ADAC. Ich musste mein Auto stehen lassen und bin den Rest mit einem Bauern auf seinem, mit Hühnern beladenen, Esels - Karren gefahren." Wir lachten alle und meinten wie aus einem Mund: "Erstmal hinsetzen und Luft holen."
Schon kam Konstantin, der inzwischen in Kellner - Tracht herumlief, mit einem riesigen Tablett Empfangs - Cocktails und Mineralwasser angelaufen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich total ausgetrocknet war und ich trank das erste Glas Wasser auf einen
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