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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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solle. Seine Worte werden nicht erhört.
    Denn alles kehrt wieder, geht zurück an die vertrauten Orte, nur in anderen Farben und mit anderen Namen.
     
    Den Liran, den ich kenne, gibt es danach nicht mehr. Er hockt tagelang an genau der Stelle, an der er mich zurückgelassen hat und brüllt die blutige Erde an, sie möge mich zurückgeben. Er reibt sich mein getrocknetes Blut ins Gesicht, hämmert mit den Fäusten auf seine Insel ein, droht, fleht, bis er schließlich nur noch weint. Und was tue ich? Ich sitze die ganze Zeit neben ihm, will meine Arme um ihn schlingen, ihm sagen, dass ich hier bin, für immer sein, aber ich bin tot, er sieht mich nicht, spürt mich nicht.
    Ich streiche ihm ungefühlt über das schwarze Haar in der Nacht, wenn seine Träume aus Feuer sind. Ich küsse ihm lautlos die Tränen von den Wangen, wenn er allen bekannten und unbekannten Göttern den Krieg erklärt, nur um sich besser zu fühlen, nur um etwas zu tun - damit der Schmerz endlich fort geht.
    Doch eines Nachts kommt die Druidin zu ihm. Sie stößt ihn an mit ihrem alten Stock, als wäre er ein Hund, der eingeschlafen ist und nicht länger die Herde im Auge behält. Liran blinzelt im Licht der Fackel, die die alte Frau über sein Gesicht hält. Er sieht schlimm aus, hohle Wangen, fiebrige Augen.
    »Du bist mehr als das hier!«, schimpft sie. »Du wirst gebraucht, Fian. Also erhebe dich und kämpfe!«
    Und Liran erhebt sich.
    ›Wen schickt man, wenn man die Welt retten will?‹
    Man schickt denjenigen, der am Ende einer Schlacht noch steht, atmet - der dabei alles verloren - aber immer noch Zorn in seinem Blick übrig hat.
    Es gibt nur eines, dass er selbst durch eintausend Jahre wieder finden wird! Seine eigene Seele.
     
    Dann liegt mein Bruder da. Nackt. In einem Boot aus Stein.
    Die Druidin senkt das heilige Messer, der geweihte Stein schneidet durch seine Haut.
    Rotes Blut sprudelt hervor.
    Die Druidin legt ihre vergehenden Lippen darauf. Nimmt es in ihrer Kehle auf. Schwankt. Verliert fast den Weg.
    Sie öffnet seinen Nabel und verreibt das Harz und die Asche eines Baumes darin. Steckt ihm die Federn einer Eule zwischen die Schultern, malt die Augen und Pfoten zweier Wölfe mit Färberwaid auf seine Brust.
    Öffnet ihn überall und spuckt blaues Feuer in die Wunden. Es zischt wild, als die Flammen tanzend darin versinken.
    Das Meer brauchte sie ihm nicht zu geben. Er hat genug davon in seinen Körper gesaugt, als er geboren wurde.
    Enya schickt ihn fort mit Schmerzen und mit Schmerzen soll er erwachen.
    Sie tanzt singend um das steinerne Boot, vollendet den Kreis.
    Ich sehe den Zauber gehen, hinein in eine noch wartende Welt.
    Ich sehe die Geburt des Gezeitenkriegers.
     
    Und dann erlebe ich den Verrat.
    Ich stehe auf den hölzernen Planken des Schiffes, das den eingesperrten Magier fortgebracht hat. Dichter lotrechter Regen stürzt aus einem schwarzen Himmel. Abertausende silbrige Fäden glitzern im Licht der wenigen Fackeln, deren Schein nach nur wenigen Schritten von der Dunkelheit verschluckt wird. Als läge das Schiff in einem weit aufgerissenen Maul, von dem schimmernder Geifer tropft. Eine sanfte Dünung hebt und senkt den Rumpf, wie von einem tiefen Atem getragen.
    Um meine nackten Füße schwappt rotes Wasser. Und da ist er, der Verräter. Es ist Athas, einer von uns, ein Fian. Er kniet vor dem Sarkophag, das blutige Schwert noch immer in der Hand, hebelt er die bronzenen Bänder auf, die das Gefängnis Sunabrus wie glänzende Seile umschlingen. Wie ein Irrer murmelt er:»Ich werde Euch befreien, Einziger .« Wieder und wieder, während das nasse Haar wirr auf seinem Gesicht klebt. Ich steige über die toten Wachen und Seeleute hinweg, deren vergossenes Leben das Holz verfärbt. Ich flüstere ihn an:»Verräter! Ich werde dich finden!« Entsetzt schaut er auf, wirbelt den Kopf in alle Richtungen, doch es ist niemand da.
    »Wer? … Wer hat das gesagt?« Ich spucke ihm ins Gesicht. Der zahnlose Fluch einer Toten.
    »Verbannt sein sollst du, niemals wiederkehren auf deine Insel. Hinweg über die neunte Welle mit dir.« Jetzt wimmert Athas, kappt die letzten Bronzebänder, reißt sie vom Sarkophag. Jeden seiner Atemzüge verfluche ich. Er brüllt wild, will den Deckstein verschieben, doch die Zauber sind zu schwer. Drinnen im Sarg hört man dumpf das Wüten des Magiers. Alles verdreht sich in mir, ist so verkehrt, so unrecht. Doch plötzlich kommt Wind auf. Zuerst nur wie ein Wispern, dann beginnt er zu singen und

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