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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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offenbar, was man damit anfangen kann«, sagte er, nachdem er das Kleingedruckte gelesen hatte. »Versammlungen organisieren … Säle vermieten … Erinnert mich an einen Berechtigungsschein«, er warf Antaea einen Blick zu, »zum Beispiel für die Teilnahme an einem Schulausflug oder einer Projektgruppe.«
    Sie nickte. »Nur beschreiben diese Scheine eher Projekte für Erwachsene – angeblich gibt es sogar einen, der zum Töten berechtigt, den hat allerdings noch niemand gesehen.«
    Â»Sieht aus wie Geld.« Darius rieb einen anderen Schein zwischen den Fingern. »Der Druck ist sehr hochwertig … Schwer zu fälschen. Ist das eine … Initiative«, er sprach das Wort genüsslich aus, »der Falken-Regierung ?«
    Antaea schüttelte den Kopf. »Die Dinger sind verboten. Aber sehr, sehr seltsam, nicht wahr? Ich nehme an, ihr habt so etwas auch noch nie gesehen?«
    Â»Dass Menschen ihre Rechte tauschen wie Geld?« Chaison schüttelte den Kopf. »Die Scheine sehen neu
aus. Vor unserer Gefangennahme ist mir nichts dergleichen untergekommen. Wer verteilt die denn?«
    Â»Angehörige der unteren Schichten«, antwortete sie. »Tagelöhner, Bedürftige und Kleinkriminelle, wie es scheint. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass sie allmählich auch anderswo in Umlauf gebracht werden – offenbar existiert ein Zufluss, über den sie ins Land gelangen, aber zu welchem Zweck …« Sie zuckte die Achseln, war aber sichtlich fasziniert.
    Â»Weißt du«, sagte Chaison vorsichtig, »wir haben eben darüber geklagt, wie frustrierend es ist, so untätig hier herumzusitzen. Deshalb wollen wir uns ein wenig im Habitat umsehen … Erkundigungen einziehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie sollen wir euch verborgen halten, wenn ihr euch aller Welt präsentiert?«
    Â»Wie lange denn noch?« Chaison deutete mit dem Daumen auf die leere Wand, hinter der Nebel und Wasser brodelten. »Solange dieses Wetter anhält, können wir nirgendwohin. Wir werden nichts tun, um aufzufallen, das versprechen wir dir. Aber wir brauchen Beschäftigung. Ich möchte wetten, nach dem plötzlichen Unwetter heute werden Arbeitskräfte gesucht, um die Seile des Habitats wieder festzuzurren, richtig? Ich habe schon als Habitatrigger gearbeitet. Ich werde mich freiwillig melden …«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Das ist keine schlechte Idee, aber die Sache hat noch einen Haken. Mit dem letzten Schiff ist ein Sonderkommando eingetroffen. Geheimpolizisten. Zusätzlich. Wollt ihr euch wirklich nach draußen wagen, solange die sich in der Gegend herumtreiben? Vielleicht sind sie ja euretwegen hier.«

    Chaison fand es bedenklich, dass sie ihnen diese Information bis jetzt vorenthalten hatte. Entweder sagte Antaea nicht die Wahrheit, oder sie gab ihr Wissen nur scheibchenweise preis, um ihn und seine Männer an der kurzen Leine zu halten.
    Â»Wieso dürfen wir uns im Habitat nicht frei bewegen ?«, fragte er. »Sind wir Gefangene?«
    Â»Ich bin wohl kaum diejenige, die euch einsperren will«, schoss sie zurück.
    Â»Vielen Dank für deine Besorgnis, aber ich bin fest entschlossen«, erklärte er. »Dass wir hier sind, ist schließlich bereits bekannt; meinst du nicht, dass wir uns genauso verdächtig machen, wenn wir uns nicht auf der Straße zeigen?«
    Sie verzog das Gesicht. »Na schön.«
    Chaison nahm einen der rätselhaften Scheine und schwenkte ihn durch die Luft. »Ergez’ Leute könnten uns herumreichen, damit die Einheimischen ein wenig Vertrauen zu uns fassen. Wir werden uns um Gelegenheitsarbeiten bemühen. Und dabei halten wir die Augen nach weiteren von diesen Dingern offen. Einverstanden? «
    Sie lächelte verschmitzt und nahm den Schein zurück. »Einverstanden. Aber streckt eure Köpfe nicht zu weit hinaus. Ich möchte euch nicht noch einmal retten müssen.«
    Als sie gegangen war, lächelte Chaison den anderen zu. »Hoffentlich hält sich das schlechte Wetter noch ein paar Tage.«

6
    Antaea ließ sich gegen das Habitat geländer sinken. Sie war zum Umfallen müde; aber noch wollte sie sich keine Ruhe gönnen. In den Winkeln ihres Bewusstseins lauerten Erinnerungen und Alpträume nur darauf, sie anzuspringen, sobald sie sich nicht mehr bewegte. Lieber zusammenbrechen als rasten.
    Offiziell hatte sie vom Heimatschutz den

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