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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Hartz
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Klerus, auch seine vielen religiösen Motive in der Malerei waren vor allem der Tatsache zu schulden, dass es sich um Auftragsarbeiten handelte. Aber dennoch sind die letzten Worte (wenn er sie überhaupt gesagt hat) mehr Anklage an die eigene Person als Gnadengesuch vor Gott – ein wenig klingt durch: Was hätte ich noch tun, was noch schaffen können, wenn ich noch mehr Zeit auf Erden gehabt hätte? Und das werden wohl die meisten Sterbenden denken. Nicht nur die Künstler und Erfinder.

|29| Tycho Brahe
„Ich möchte nicht, dass es scheint, als habe ich umsonst gelebt.“
    Wahrheitsgehalt: 60 %
    Voller Name: Tyge Ottesen Brahe
    Tätigkeit: Astronom
    Gestorben: 24. Oktober 1601 in Prag
    Im Alter von: 54 Jahren
    Todesursache: Quecksilbervergiftung
    Letzte Worte im Original: „Ne frustra vixisse videar.“
    Quelle: Johannes Kepler
    Zitiert nach: Ernst Bindel: Johannes Kepler, Stuttgart 1971, S. 53
     
    Der Däne Tycho Brahe war einer der wichtigsten Astronomen der frühen Neuzeit. Noch vor der Erfindung des Teleskops gelangen ihm erstaunlich genaue Berechnungen, er entriss dem Weltall manches Geheimnis. Allein die Umstände seines Todes sind bis heute rätselhaft.
    Wie starb er?
    1599 kam Tycho Brahe nach Prag. Der neue König von Dänemark, Christian IV., hatte den Astronomen und ihrer Forschung zuletzt immer weniger Mittel zur Verfügung gestellt. Es war zum Streit zwischen dem König und dem berühmten Wissenschaftler gekommen, und schließlich hatte er seine Heimat verlassen. Er war zunächst nach Wandsbek gegangen (heute ein Stadtteil von Hamburg) und danach also nach Prag. Viele seiner Studenten begleiteten den großen Himmelsforscher. In Prag hatte Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Brahe eine hochmoderne neue Sternwarte versprochen; leider starb der Astronom, bevor sie fertiggestellt wurde.
    Die Umstände seines Todes sind noch immer ungeklärt. Sicher ist zumindest Folgendes: Am 13. Oktober 1601 war Tycho Brahe auf ein Festessen des Kaisers geladen. Dies verließ er jedoch vorzeitig aufgrund von Blasenschmerzen. Es hieß damals, dass er sich einen Blasenriss zugezogen hatte – vielleicht weil die Etikette vorschrieb, dass die Gäste nicht vor dem |30| Kaiser die Tafel verlassen durften, auch nicht, um die Toilette zu besuchen. Nach diesem Vorfall war Tycho Brahe zehn Tage bettlägerig.
    Der Arzt Jan Jessenius, einer der engsten Freunde, schrieb später über die letzten Tage im Leben Brahes und sagte aus, dieser habe in den letzten Tagen seines Lebens bei klarem Bewusstsein noch seine Hinterlassenschaften geordnet und sich von Freunden und Verwandten verabschiedet. Testamentarisch ließ er festhalten, dass sein Assistent Johannes Kepler seine astronomischen Untersuchungen fortführen solle. Dazwischen gab es jedoch offenbar immer wieder Schübe von Verwirrung. Daneben hatte er starke Schmerzen; nur einmal verbesserte sich sein Zustand noch ein wenig und gab Anlass zur Hoffnung, doch dann starb er am 24. Oktober 1601.
    Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Brahes Leiche exhumiert. Man entnahm Haarproben, die in den 1990er Jahren endlich gründlich analysiert werden konnten. Darin stellte man eine tödlich hohe Konzentration von Quecksilber fest. Am Abend des Banketts, so das Ergebnis der akribischen Untersuchungen, war das Gift zum ersten Mal in Brahes Körper eingedrungen. 20 Stunden vor seinem Tod stieg die Konzentration des Quecksilbers auf einmal so schnell und so stark, dass er schließlich daran starb.
    Doch woher kam das Quecksilber? Hatte Brahe quecksilberhaltige Arzneien eingenommen bzw. verabreicht bekommen? Zwar wurde Quecksilber schon in der Antike als Heilmittel angewendet, allerdings nur äußerlich; für den (natürlich ebenso schädlichen) oralen Gebrauch verwendete man es in der Medizin erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts. Waren seine eigenen Experimente Schuld? Oder hatte man ihn umgebracht (s. u.)? Weitere Erkenntnisse wird vielleicht die neuste Forschung ans Licht bringen: Ende 2010 wurde Tycho Brahe noch einmal exhumiert. Nun will man den Umständen seines Todes mit modernster Gen-, Röntgen- und Computertechnik zu Leibe rücken. Wir warten auf Ergebnisse.
    Die letzten Worte
    Tycho Brahe soll in den Tagen vor seinem Tod im Fieber immer wieder gesagt haben: „Ich möchte nicht, dass es scheint, als habe ich umsonst gelebt.“ Diese Worte gab er auf Latein von sich, der universitären
lingua franca
der frühen Neuzeit. Durch Kepler sind diese Worte als Brahes letzte bekannt

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