Sehen Sie, so stirbt man also
der katholischen Kirche – die Sonne musste sich deren Verständnis nach selbstverständlich um die Erde drehen und nicht umgekehrt. Dieses Weltbild, das ptolemäische, bestand seit beinahe eineinhalbtausend Jahren und war fester Bestandteil der kirchlichen Lehre.
Galileo verstand sich selbst als gläubigen Katholiken, aber widerrufen wollte er seine Theorie nicht, immerhin fußte sie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Bereits 1616 hatte die Kirche ihn ermahnt, von seinen Thesen Abstand zu nehmen. Gedruckt wurden diese freilich erst 1632, in Galileos Schrift „Dialogo di Galileo Galilei sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e Copernicano“. Noch im August jenes Jahres wurde das Werk von der Kirche verboten, sein Druck und Besitz unter Strafe gestellt. Als Galileo |36| Anfang 1633 wieder in Rom war, wurde ihm also der Prozess gemacht. Als die Inquisition ihm mit Folter und Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen drohte, gab er schließlich nach und widerrief am 22. Juni 1633 seine bisher veröffentlichten Ergebnisse.
Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 69 Jahre alt. Doch trotz seines Alters wurde Galileo nach dem Prozess unter Hausarrest gestellt, die Lehrtätigkeit war ihm untersagt. Stattdessen hatte er jede Woche eine bestimmte Anzahl an Psalmen zu beten. Er verfasste zwar noch ein weiteres Werk, sein bedeutendstes auf dem Gebiet der Physik, aber es war klar, dass er es im katholischen Italien nicht würde veröffentlichen können. Es erschien zunächst auf Latein in Straßburg, dann auf Italienisch im niederländischen Leiden. 1638 wurde er vollständig blind; von nun an konnte Galileo nur noch auf den Tod warten, der ihn Anfang 1642 von der Einsamkeit des Exils im eigenen Land erlöste.
Beinahe 360 Jahre nach dem Prozess, am 31. Oktober 1992, entschuldigte sich Papst Johannes Paul II. im Namen der römisch-katholischen Kirche für den Prozess gegen Galileo, das Urteil gegen ihn wurde wieder aufgehoben.
Die letzten Worte
„Und sie bewegt sich doch!“ – das sind mit die legendärsten letzten Worte überhaupt. Sie wurden und werden oft Galileo Galilei zugeschrieben, der somit auf dem Sterbebett seine größte und verhängnisvollste Theorie, die der Bewegung der Erde um die Sonne, wieder aufnahm, die er neun Jahre zuvor hatte widerrufen müssen. Eine trotzige (wenngleich natürlich verständliche) Reaktion eines Wissenschaftlers, und wenn sie irgendwo angebracht ist, dann vielleicht gerade dort, wo man Reue und Buße und eine Hinwendung zur Religion erwartet: auf dem Sterbebett. Eine andere Überlieferung schreibt Galileo diese Worte zu, als er das Inquisitionstribunal verließ – als Flüstern oder Murmeln.
Dabei hat Galileo diese Worte wohl nie gesagt. Eventuell stammen sie von Giordano Bruno, dem Philosoph und Astronom, der 1600 von der Inquisition in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Er war ebenfalls Anhänger des Heliozentrismus und hatte außerdem verbreitet, die Sonne sei nichts als ein Stern und das Universum enthalte eine unzählige Zahl weiterer Welten. Aber wahrscheinlich ist der Ausspruch ganz erfunden, denn auch Bruno wird noch ein anderes letztes Wort zugesprochen, das um Einiges eindrucksvoller ist: „Vielleicht verkündet ihr das Urteil gegen mich mit größerer Furcht, als ich es entgegennehme.“
|37| Georges Danton
„Zeige meinen Kopf dem Volk, er ist es wert.“
Wahrheitsgehalt: 100 %
Voller Name: Georges Jacques Danton
Tätigkeit: Revolutionsführer
Gestorben: 5. April 1794 in Paris
Im Alter von: 34 Jahren
Todesursache: Hinrichtung
Letzte Worte im Original: „Tu montreras ma tête au peuple; elle en vaut bien la peine.“
Quelle: unklar
Zitiert nach: Émile Campardon: Histoire du tribunal révolutionnaire de Paris 10 mars 1793–31 mai 1795, Paris 1862, Bd. 1, S. 377
Er war als Führer des Mittelstandes einer der Köpfe der Französischen Revolution – und verlor sein Leben, wie so viele, auf der Guillotine. Georges Danton war Anwalt, Redner, Abgeordneter und Minister und maßgeblich an der Konstruktion der Revolution beteiligt, die jedoch am Ende, wie Vergniaud sagte, „ihre eigenen Kinder fraß“.
Wie starb er?
Der Rechtsanwalt Georges Jacques Danton war in erster Linie als brillanter Redner bekannt. Es war vor allem diese Fähigkeit, die ihn eine Zeitlang an die Spitze der revolutionären Bewegung in Frankreich katapultierte. Zusammen mit Robespierre und Marat stand er an der Spitze der Cordeliers. Im Jahre 1792 war er Justizminister und
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