Sehen Sie, so stirbt man also
geworden; ob dies den Tatsachen entspricht, ist sicherlich fraglich. Dennoch: Der Wunsch nach Unsterblichkeit ist so alt wie der Mensch selbst – wenn es auch nur die Unsterblichkeit ist, die der Künstler, der Herrscher oder eben |31| auch der Wissenschaftler zu erlangen vermag, dessen Werke und Taten sich für immer in der Erinnerung der Menschen lebendig halten.
Der Fall Tycho Brahe – war es Mord?
Nach dem Fund von Quecksilberspuren in Tycho Brahes Haar wurden in den Medien natürlich immer wieder Verschwörungstheorien laut. Besonders zwei Personen aus dem Umfeld des Astronomen gelten als Verdächtige:
1. Johannes Kepler
Eine These sieht seinen Assistenten Johannes Kepler als Brahes Mörder. Unter anderem wird sie aufbereitet im Buch „Der Fall Kepler. Mord im Namen der Wissenschaft“ (Berlin 2006) von Joshua und Anne-Lee Gilder. Immerhin könnte der Astronom, der später seinem Lehrmeister an Bedeutung kaum nachstand, es auf Tycho Brahes wissenschaftliche Erkenntnisse abgesehen haben. Aufbauend auf dessen Thesen entwickelte Kepler z. B. die Keplerschen Gesetze – wer kann schon sagen, ob er tatsächlich alle Forschungsergebnisse seines Lehrers unter dessen Namen veröffentlicht hat?
2. Erik Brahe
Eine andere Theorie kam 2007 auf, als der dänische Germanist Peter Andersen das 600 Seiten starke Tagebuch Erik Brahes fand. Dieser war ein schwedischer Adliger und entfernter Vetter von Tycho. Tycho kannte seinen Vetter kaum; in seiner schwedischen Heimat war er indes berühmt-berüchtigt als Frauenheld und Bonvivant. Nun tauchte Erik Brahe im Juli 1601, drei Monate vor Brahes Tod, auf einmal am Prager Hof auf. Erik war, neben Kepler, eine der wenigen Personen an dessen Totenbett. Er hätte ihm durchaus die tödliche Dosis Quecksilber verabreichen können. In seinem Tagebuch (das zum Teil in Geheimschrift verfasst ist und auch auf konspirative Treffen mit dem dänischen König hinweist) gibt Erik in den Wochen vor Tychos Tod zahlreiche Schuldbekenntnisse von sich. „Mea magna culpa“ („Meine Schuld. Meine allergrößte Schuld“), schreibt er immer wieder, und: „Heilige Mutter Maria, leg mir Ketten an, denn nur die können mich retten!“ War er der Mörder seines Vetters, vielleicht im Auftrag König Christians, der dem berühmten Landsmann sein Fortgehen aus Dänemark nicht verzeihen konnte und verhindern wollte, dass Tycho Brahes Erkenntnisse nun Kaiser Rudolf zugute kamen?
Gegen diese Theorien über Mord und Mörder spricht freilich, dass die hochtoxische Wirkung von Quecksilber um 1600 noch so gut wie unbekannt war. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Medizin, sich mit den Folgen der Aufnahme von Quecksilber im Organismus näher zu beschäftigen.
Bei Tycho Brahe kann man mit Fug und Recht sagen, dass er
nicht
„umsonst gelebt“ hat. Zeitlebens entwickelte er Instrumente, die wegweisend für die Astronomie sein sollten. Er entdeckte die Supernova von 1572, beschrieb |32| den Kometen von 1577, entwickelte ein neues Bild des Sonnensystems, das nicht mehr komplett geozentrisch war, und nach seinem Tod bestätigte (ausgerechnet) Kepler die These von den Planeten als sich frei im All bewegenden Körpern. Den größten Schritt in der Entwicklung der Astronomie erlebte er indes nicht mehr: Acht Jahre nach seinem Ableben blickte erstmals ein berühmter Kollege durch ein Teleskop – es war Galileo Galilei.
|33| Lope de Vega
„Gut, dann sage ich es: Dante macht mich krank.“
Wahrheitsgehalt: 30 %
Voller Name: Félix Lope de Vega y Carpio
Tätigkeit: Theaterschriftsteller und Dichter
Gestorben: 27. August 1635 in Madrid
Im Alter von: 72 Jahren Todesursache: Scharlach
Letzte Worte im Original: „De acuerdo, entonces, lo diré: Dante me hace enfermar.“
Quelle: Unklar
Zitiert nach: Jon R. Waltz, Roger C. Park und Richard D. Friedman: Evidence. Cases and Materials, Eagan 112008, S. 315
Er war einer der beliebtesten und einflussreichsten Dichter und Schriftsteller Spaniens: Lope de Vega brachte es in seiner Heimat zu solchem Ansehen, dass es eine Zeitlang üblich war, etwas besonders gut Gelungenes mit den Worten „Es de Lope!“ („Das ist von Lope!“) zu bezeichnen. Seine letzten Worte nutzte er jedoch, um mit einem anderen literarischen Großmeister „abzurechnen“.
Wie starb er?
Als Félix Lope de Vega y Carpio am 27. August 1635 starb, hinterließ er ein literarisches Vermächtnis, das seinesgleichen sucht. Er erneuerte das Genre der Komödie und
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