Sehen Sie, so stirbt man also
erfand mehrere neue dramatische Subgenres, so etwa das „Mantel- und Degen-Stück“. Sein unbestrittener Verdienst ist es, die verschiedenen Formen des Theaters, die er bei seinen Vorgängern fand, adaptiert und in eine Form gebracht zu haben, die auf der Bühne dauerhaft Bestand haben sollte – und das gilt nicht nur für Spanien, sondern für ganz Europa. 1609 veröffentlichte er das Manifest „Arte nuevo de hacer comedias en este tiempo“. Bereits darin spricht er davon, dass er 483 Theaterstücke geschrieben habe. Insgesamt schrieb Lope de Vega wohl an die 1500 Stücke, und etwa 500 sind heute noch erhalten (die wohl bekanntesten: „Fuenteovejuna“, „La dama boba“ und „Peribáñez y el Comendador de Ocaña“). Sein Gesamtwerk, das neben dem Bühnenwerk noch Lyrik, Romane, Episteln u. v. m. umfasst, hat es auf über 130 000 eng beschriebene Blätter gebracht.
|34| Nachdem sein Sohn Carlos Felix und seine zweite Frau starben, widmete sich Lope de Vega ab 1613 zunehmend religiösen Themen. Im Jahre 1614 wurde er, der in der Jugend das Theologiestudium abgebrochen hatte, um in den Krieg zu ziehen, schließlich doch noch zum Priester geweiht. Und das, obgleich er weiterhin Beziehungen zu verschiedenen Frauen pflegte.
1627 wurde er in den Orden der Johanniterritter aufgenommen, dennoch bot ihm das letzte Jahrzehnt seines Lebens nicht mehr viel Freude: Er bekam zunehmend Konkurrenz von jüngeren Schriftstellern, und allgemein erschienen seine Werke inzwischen ein wenig altmodisch. Dann erblindete seine langjährige Geliebte Marta, eine seiner Töchter starb und 1635 ertrank sein Sohn Lope, wie er ein Dichter. Im selben Jahr starb auch de Vega in Madrid an Scharlach.
Er wurde auf dem Friedhof der Iglesia de San Sebastián beigesetzt. Der Großteil seines Vermögens fiel an die Kirche und den Staat, und es wurde ein neun Tage dauerndes Staatsbegräbnis veranstaltet. Eine große Menschenmenge wohnte der Beerdigung bei, trotz aller Skandale, die ihn zeitlebens umwitterten, war der Dichter beim Volk stets beliebt gewesen – und auch bei seinen Kollegen: Nach seinem Tod erschienen Lobreden auf ihn von rund zweihundert Schriftstellern.
Die letzten Worte
An seinem Sterbebett versicherte ein Arzt Lope de Vega, dass sein Ende nah sei. Daraufhin gab er folgende letzte Worte von sich: „Gut, dann sage ich es: Dante macht mich krank.“ Sicherlich meinte er damit Dante Alighieri, den Schöpfer der „Divina Commedia“. Ob er damit auf Dantes schauerliche Beschreibungen der Hölle im „Inferno“ anspielte, der Lope de Vega sich, seiner vielen Verfehlungen bewusst, auf dem Totenbett nahe gefühlt haben mag? Oder ob diese Bemerkung, aus Neid geboren, auf den Ruhm des Italieners zielte, der als größter europäischer Literat schlechthin galt? Klären lässt sich das ebenso wenig wie die Herkunft dieses überlieferten Ausspruchs, der wohl auf den berühmten „Volksmund“ zurückgeht. Dennoch – wenn ein Schriftsteller, vor allem einer, der ein so riesiges Oeuvre hinterlässt, sich einen solchen Ausspruch für das eigene Sterbebett aufhebt, dann ist das allein schon bemerkenswert. Und es ist vielleicht eben auch bezeichnend für einen Mann, der sich zum Priester weihen ließ, gleichzeitig aber nicht darauf verzichtete, in den Betten verschiedener Frauen sein fleischliches Glück zu suchen, dass er ganz am Ende seines Lebens ein solch „profan“ wirkendes Statement abgab. Nichtsdestoweniger lässt es uns heute noch schmunzeln.
|35| Galileo Galilei
„Und sie bewegt sich doch!“
Wahrheitsgehalt: 0 %
Tätigkeit: Astronom
Gestorben: 8. Januar 1642 in Arcetri
Im Alter von: 77 Jahren
Todesursache: Altersschwäche
Letzte Worte im Original: „Eppur si muove!“
Quelle: Unklar
Zitiert nach: Stephen Hawking: On the Shoulders of Giants, Philadelphia 2002, S. 397
Galileo ist der Begründer der modernen Astronomie. Als Erster verwendete er ein Teleskop, um den Himmel zu beobachten. Er entdeckte die Jupitermonde und bestätigte Kopernikus’ Annahme, dass die Erde und die anderen Planeten um die Sonne kreisen. Dafür kam er vor Gericht, und am Ende musste er seine Theorien widerrufen.
Wie starb er?
Im Juni 1633 wurde Galileo von der Inquisition in Rom angeklagt, ketzerische Gedanken zu verbreiten. Schon lange vertrat er das heliozentrische Weltbild, das Nikolaus Kopernikus beinahe 100 Jahre zuvor entwickelt hatte, zum ersten Mal in einem Brief an Kepler 1597. Dies entsprach in keiner Weise den Dogmen
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