Sehen Sie, so stirbt man also
Tier, wenn man den Ausgang einer Angelegenheit günstig beeinflussen wollte, und Asklepios war (neben Eule und Schlange) der Hahn heilig. Der Angesprochene, Kriton, war einer der vielen Schüler des Sokrates, und er war einer von denen, die den Philosophen dazu drängten, zu fliehen. Der Ansprechpartner ist somit geklärt, aber wieso gerade Asklepios? Warum nicht, im Angesicht des Todes, den Gott der Unterwelt, Hades, oder gleich Göttervater Zeus? Vielleicht ist der springende Punkt die Formulierung „wir schulden“ – es mag sein, dass Sokrates zuvor an einer Krankheit gelitten und diese überwunden hatte; in solch einem Falle hätte man Asklepios durchaus ein Opfer darbringen können.
Es ist allerdings auch möglich, dass er diesen Ausspruch auf den Schierling bezog. Den alten Griechen wird bekannt gewesen sein, dass dieser in ganz geringen Dosen ein krampflösendes und schmerzstillendes Heilmittel war. Somit könnte dies auch ein ironischer Seitenhieb auf die Hinrichtungspraxis gewesen sein – von einem, der selbst mit dem Tod vor Augen noch daran denkt, einem Freund einen geradezu geschäftsmäßig wirkenden Auftrag zu erteilen und somit dem Moment des Sterbens jegliche Erhabenheit und Bedeutung zu nehmen, was die Hinrichtung gewissermaßen ad absurdum führt.
|12| Alexander der Große
„Dem Besten.“
Wahrheitsgehalt: 10 %
Voller Name: Alexander III. von Makedonien
Tätigkeit: König
Gestorben: 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon
Im Alter von: 33 Jahren
Todesursache: Vergiftung
Letzte Worte im Original: „Τῷ κρατίστῳ.“
Quelle: Arrian, Anabasis 7.26.3
Alternativ: „Es gibt keine anderen Welten mehr zu erobern.“
Alexander der Große, König Makedoniens und Herrscher aller Griechen, war einer der größten Strategen der Geschichte. Als er mit Anfang dreißig starb, hatte er ein Weltreich erobert, das von der Adria bis zum Hindukusch reichte. Dennoch starb er nicht durch das Schwert eines Feindes, sondern (wahrscheinlich) an einer Nieswurz-Vergiftung.
Wie starb er?
Alexander begann 334 v. Chr., mit Anfang zwanzig, einen groß angelegten Feldzug gegen Persien, der die persische Invasion in Griechenland (über 150 Jahre zuvor) rächen und das östliche Mittelmeer von der Herrschaft der persischen Großkönige befreien sollte. Mit ca. 35 000 Soldaten überschritt er den Hellespont und befreite durch den Sieg gegen Mithridates die griechischen Küstenstädte in Kleinasien, eroberte Syrien und Ägypten, und 331 v. Chr. schlug er Dareios III. und dessen riesiges Heer in der legendären Schlacht bei Gaugamela. In Babylon ließ er sich zum neuen Großkönig ernennen.
Alexander zog noch weiter gen Osten, eroberte die östlichen Landesteile und Baktrien, heiratete die 13-Jährige baktrische Königstochter Roxane und kam schließlich bis nach Indien, wo er den Fürsten Poros besiegte. Aber sein Vorhaben, „bis an das Ende der Welt zu marschieren“, ging nicht auf: Nach fast zehn Jahren Krieg hatten seine erschöpften Truppen 325 v. Chr. genug. Sie meuterten, und das zwang Alexander, sich wieder auf den Heimweg nach Makedonien zu machen. Den Marsch durch die Wüste der heutigen Grenzregion von Iran und Pakistan überlebte nur ein Teil seiner Soldaten.
|13| Anfang 323 v. Chr. trafen die Truppen wieder in Babylon ein. Inwieweit Alexander hier noch Pläne für weitere Eroberungen schmiedete, ist unklar; eventuell wollte er noch bis Rom ziehen. Im Mai bekam er Fieber. Was letztlich seinen Tod verursachte, ist ebenfalls nicht ganz zu klären. Eine wahrscheinliche Variante ist, dass seine Ärzte versuchten, ihn mit Nieswurz (
Veratrum album
) zu heilen, einer giftigen Pflanze, die damals im östlichen Mittelmeer sehr verbreitet war. Alexanders überlieferte Krankheitssymptome, wie Erbrechen, Übelkeit und Schüttelfrost, sind denen einer Nieswurzvergiftung ganz ähnlich – eventuell haben die Ärzte ihm immer wieder geringe Dosen verabreicht, die dann letztlich tödlich waren. Alexanders übermäßiger Alkoholkonsum, vor allem dem Wein sprach er reichlich zu, war sicherlich auch nicht ganz unschuldig an seinem Tod. Am 10. Juni starb er.
Die letzten Worte
Alexanders letzte Worte sind beim griechischen Geschichtsschreiber Arrian überliefert, der fast 500 Jahre nach Alexander lebte – so viel zur Authentizität. Er schreibt Folgendes: An seinem Sterbebett wurde Alexander gefragt, wem seiner Nachfolger die Herrschaft über das Weltreich zufallen sollte, das er hinterließ. Seine Antwort
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