Seherin von Kell
nach dem anderen warf er die Dolche in die Luft, wo sie in einer winzigen Rauchwolke verschwanden. Er drehte sich um. »Leb wohl, Belgarath«, sagte er zu dem alten Zauberer. »Wir hatten Spaß, nicht wahr?«
»Es war schön«, bestätigte Belgarath mit Tränen in den Augen.
»Und Durnik«, sagte Beldin, »es sieht ganz so aus, als müßtest du mich ersetzen.«
»Du redest, als würdest du in den Tod ziehen!« sagte Durnik.
»O nein, Durnik. Ich beabsichtige nicht, zu sterben. Ich habe nur vor, mich ein bißchen zu ändern. Ihr zwei, grüßt die Zwillinge von mir. Erklärt ihnen alles. Und Ihr, Yarblek, genießt Euren Reichtum, aber ich bin immer noch der Meinung, daß ich das bessere Geschäft gemacht habe. Garion, sorg dafür, daß die Welt sich weiter dreht.«
»Dafür ist jetzt Eriond zuständig.«
»Ich weiß, aber hab ein Auge auf ihn. Paß auf, daß er nicht in Schwierigkeiten gerät.«
Zu Ce'Nedra sagte Beldin nichts, aber er gab ihr einen herzhaften Schmatz. Dann küßte er auch Poledra. Sie blickte ihn nur an, und ihre goldenen Augen waren voll Liebe.
»Leb wohl, alte Kuh«, sagte er schließlich zu Polgara und klatschte ihr vertraut auf die Kehrseite, dann blickte er bedeutungsvoll auf ihren Bauch. »Ich hab' dir ja gesagt, daß du fett wirst, wenn du so viele Süßigkeiten in dich hineinstopfst.«
Da küßte sie ihn, und Tränen glänzten in ihren Augen.
»Und jetzt, mein Liebling«, wandte er sich an Vella, »wollen wir einen kleinen Spaziergang machen. Es gibt noch viel zu sagen, bevor wir das Tal verlassen.« Hand in Hand wanderten die beiden den Hang hinauf. Auf der Hügelkuppe blieben sie stehen und unterhielten sich eine Zeitlang miteinander. Dann umarmten sie sich, küßten einander lange und leidenschaftlich, und während sie sich noch eng umschlungen hielten, fingen sie zu schimmern an und schienen sich fast aufzulösen.
Der eine Falke war sehr vertraut. Die Streifen auf seinen Schwingen waren stahlblau. Der andere Falke jedoch hatte lavendelfarbene Streifen auf seinen – nein, ihren – Flügeln. Gemeinsam hoben sie sich in die Lüfte und stiegen in einer mühelosen Spirale aufwärts. Höher und höher drehten sie sich in diesem formellen Hochzeitstanz, bis sie nur noch zwei Punkte waren.
Dann waren sie verschwunden, um nie wieder zurückzukehren.
Garion und die anderen blieben noch zwei Wochen im Haus.
Dann, als sie bemerkte, daß Polgara und Durnik sich danach sehn-ten, allein zu sein, schlug Poledra vor, daß sie und die übrigen zum Aldurtal weiterritten. Mit dem Versprechen, am Abend zurückzu-kommen, nahmen Garion und Ce'Nedra ihren Sohn und den inzwischen fast ausgewachsenen jungen Wolf und begleiteten Belgarath und Poledra hinunter ins Herz des Tales.
Sie erreichten Belgaraths gedrungenen Turm gegen Mittag und stiegen die Treppe zu dem kreisrunden Raum hinauf. »Paßt auf diese Stufe auf«, warnte der alte Mann abwesend, während sie hinaufstiegen. Diesmal jedoch blieb Garion stehen und ließ die anderen weitergehen. Er hob die Steinplatte der Stufe auf und blickte darunter. Ein runder Stein von der Größe einer Haselnuß lag da. Er griff nach ihm und steckte ihn in die Tasche, dann legte er die Steinplatte zurück. Ihm fiel auf, daß alle anderen Stufen in der Mitte abgetreten waren, nur diese nicht, da fragte er sich, wie viele Jahrhunderte –
oder Jahrtausende – der alte Mann über diese Stufe hinweggestiegen war. Er folgte den anderen und war recht zufrieden mit sich.
»Was hast du gemacht?« fragte ihn Belgarath.
»Diese Stufe gerichtet«, erklärte Garion. Er händigte dem alten Mann den runden Stein aus. »Sie hat gewackelt, weil das darunter war. Jetzt wackelt sie nicht mehr.«
»Mir wird diese Stufe fehlen, Garion«, klagte sein Großvater. Stirnrunzelnd betrachtete er den Stein. »Oh!« murmelte er. »Jetzt erinnere ich mich. Ich hatte ihn mit voller Absicht unter die Stufe gelegt.«
»Warum in aller Welt?« fragte Ce'Nedra.
»Es ist ein Diamant, Ce'Nedra.« Belgarath zuckte mit den Schultern. »Ich wollte herausfinden, wie lange es dauern würde, ihn zu Pulver zu zermalmen.«
»Einen Diamanten?« keuchte sie, und ihre Augen weiteten sich.
»Du kannst ihn haben, wenn du möchtest.« Er warf ihn ihr zu.
Dann, wenn man ihr tolnedrisches Erbe bedachte, tat Ce'Nedra etwas völlig Selbstloses. »Nein danke, Belgarath«, sagte sie. »Ich möchte Euch doch nicht von einem alten Freund trennen. Wenn wir gehen, können Garion und ich ihn zurücklegen, wo er
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