Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
und die Wellen das Meer um sie herum in einen Hexenkessel verwandelten, gelang es den Ghulen irgendwie, sich ihr zu nähern. Der Größte von ihnen streckte schon seine Klauen nach ihr aus.
Sie konnte ihm gerade noch ausweichen. Lebe, Carrow! Er schlug nach ihr, verfehlt sie jedoch knapp …
Eine Rückenflosse glitt an ihr vorbei. Eine zweite gesellte sich dazu. Die Gerüchte waren … wahr! Schon bald waren sie von Haien umzingelt. Der größte Ghul verschwand vor ihren Augen, wurde einfach in die Tiefe hinabgezerrt. Befand sich vielleicht schon in diesem Augenblick ein Hai unter Carrow und musterte ihre Beine?
Sie zwang sich, nahezu reglos zu verharren, auch wenn das bedeutete, dass ihr Gesicht nur knapp über der Oberfläche trieb. Als ein Hai sie anstieß, unterdrückte Carrow gerade noch einen Schrei und schaffte es irgendwie, sich nicht zu bewegen.
Ihre Strategie funktionierte. Sie tanzte ruhig in den Wellen auf und ab, während hinter ein panischer Ghul nach dem anderen in die Tiefe gerissen wurde. Obwohl das Ufer immer noch in Sichtweite war, konnte sie es nicht riskieren, darauf zuzuschwimmen.
Während der Regen auf ihr Gesicht prasselte und überall um sie herum Gefahr lauerte, ließ die bittere Kälte ihre Lider schwer werden. Sie trieb einfach dahin … völlig gefühllos.
Irgendwann war ihr gar nicht mehr kalt, sie war nur so schrecklich müde. Hypothermie . Sie kämpfte darum, die Augen offen zu halten, verlor den Kampf aber am Ende.
Ich mach sie nur einen kleinen Moment lang zu.
Malkom hatte beobachtet, wie sie von der Klippe sprang und wie das Wasser ihren Körper packte und mit sich riss. Ihm war beinahe das Herz stehen geblieben, als die Ghule ihr hinterherstürzten. Und Malkom konnte ihr nicht folgen, nicht mit ihrem Kind.
Er hielt das Kind fest an seine Seite gedrückt und rannte über einen relativ sicher aussehenden Pfad, der sich bis zum Wasser hinunterwand.
Er rannte, betete …
»Schneller, Dämon!«
Sobald er das abschüssige Ufer erreicht hatte, setzte er das Kind ab und lief daran entlang, während er Ausschau hielt.
Die riesigen Wellen krachten mit ohrenbetäubendem Lärm gegen das Land. Das Wasser wirbelte und wogte wie erzürnte Nebelgeister. Er konnte sie nicht sehen.
»Da drüben ist sie! Gleich hinter den Wellen.« Das Mädchen zeigte aufs Wasser hinaus. »Du musst zu ihr schwimmen, Malkom!«
Kann nicht schwimmen. Aber als er Carrow erblickte, die bewegungslos im Wasser trieb, rannte er ohne nachzudenken in die eisigen Tiefen hinaus … Der Boden verschwand unter seinen Füßen. Mit rasendem Herzen trat er in das Wasser, um an der Oberfläche zu bleiben, schnappte nach Luft und schluckte immer wieder brennendes Wasser. Kann nicht atmen …
Ihm wurde schwindelig. Seine Sehkraft ließ nach. Er schüttelte heftig den Kopf. Doch irgendwie gelang es ihm, sich näher an Carrow heranzuarbeiten.
Er spürte schon ihre Haarspitzen, als er sah, wie eine gespenstische Rückenflosse die Wasseroberfläche durchbrach. Er packte die Hexe und versuchte sie festzuhalten, während er mit dem anderen Arm wild um sich schlug und wie von Sinnen Wasser trat, um sie beide an der Oberfläche zu halten. Wie komme ich bloß zurück an Land?
Eine weitere Rückenflosse tauchte auf und wieder unter. Irgendwelche Kreaturen umkreisten sie. Es mussten Raubtiere sein, die mit Sicherheit Fänge oder Klauen oder beides besaßen.
Er schüttelte sie. »Carrow, wach auf!« Sie atmete nicht. »Hexe?«
Eins dieser Dinger stieß von unten mit der Kraft eines Gotoh gegen ihn. Ein zweiter Stoß hätte ihn beinahe gezwungen, Carrow loszulassen, doch daraufhin zog er sie noch fester an sich.
Der nächste Stoß drückte sie unter die Wasseroberfläche. Malkoms Füße berührten kurz den Meeresboden. Er handelte gegen all seine Instinkte, als er sich zwischen die Kreaturen sinken ließ. Sobald seine Füße erneut auf dem Boden aufkamen, stieß er sich mit aller Kraft ab und gelangte aus der Tiefe in flacheres Wasser. Durch die schäumenden Wellen hindurch zerrte er Carrow aus der Reichweite dieser Bestien.
Endlich wieder an Land, ließ er sich mit ihr auf die Knie sinken und legte ihr den Kopf auf die Brust. »Carrow!« Sie atmete immer noch nicht. Kein Herzschlag. »Nein, nein! « Sie konnte so nicht sterben.
Sie ist bereits tot. Er wusste es, konnte es sehen, konnte fühlen , dass sie fort war.
Aber Carrow war unsterblich, also würde sie wieder zum Leben erwachen. Oder nicht? Was weiß ich schon von
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