Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
hatte noch nie von einer Jungfrau gehört, die den Finger ihres Liebhabers tief in ihr Geschlecht eingeführt hätte. Als sie dann um ihn herum gekommen war … Bei dieser Erinnerung unterdrückte er ein Stöhnen, denn er sehnte sich danach, in ihr zu sein. Das wiederum rief ihm ihre Bedingungen ins Gedächtnis zurück.
Er würde sie nicht verurteilen, weil sie keine Jungfrau mehr war – wer war er denn, überhaupt je einen anderen zu verurteilen? – , aber warum durfte er sie nicht besitzen, wenn andere vor ihm sie schon gehabt hatten? Warum hatte sie nicht alles in ihrer Macht Stehende getan, um ihm Freude zu bereiten und sich damit seines Schutzes zu versichern?
Vielleicht spürte sie, wie unrein sein Blut war, oder sie fürchtete immer noch, er könnte ihr wehtun. Oder steckte mehr dahinter? Vielleicht wollte sie erst verheiratet sein, ehe er sie zu der Seinen machte, oder sie benötigte die Einwilligung eines Ältesten oder Anführers, um sich einen Mann zu nehmen. Wie war es sonst zu erklären, dass sie sich ihm im Wasser verweigert hatte?
Was hatte er noch festgestellt? Diese himmlischen Ebenen, wo die Luft Gerüchten zufolge süß war und das Land allen Lebewesen Nahrung schenkte, mussten existieren. Denn ganz offensichtlich stammte seine Frau aus einer Welt des Überflusses.
Seine Gedanken wurden düster. Was sollte er tun, wenn er ihr in ihre Welt folgte und sie ihn verließ, sobald sie von seiner Vergangenheit erfuhr? Mit der Zeit würde er sich an die anglische Sprache erinnern oder aber sie neu erlernen, und dann würde er ihr alles erzählen müssen.
Wie sollte er ihr nur erklären, was ihm widerfahren war? Malkom war ein Blutsklave gewesen, und er hatte ein Mitglied der Königsfamilie ermordet. Er war von seinem ärgsten Widersacher entehrt und von seinem eigenen Volk ausgestoßen worden. Selbst wenn sie ihn trotz allem akzeptierte, würden ihre Leute ihr möglicherweise die Zustimmung verweigern, nachdem er ohne jeden Reichtum Einlass in ihre Gesellschaft erbat. Dieser Berg war alles, was er besaß. Wenn er ihn verließ, hatte er keinerlei Eigentum mehr, das er mit ihr teilen könnte, keine Ländereien, auf denen sie ihre Nachkommen aufziehen könnten.
Nachkommen. Über dieses Thema hatte er noch nie zuvor nachdenken müssen. Selbst wenn er sich in der Vergangenheit eine Frau hätte nehmen können, wäre er nicht imstande gewesen, Samen für sie zu produzieren. Doch nun hatte seine Gefährtin das Siegel gebrochen und er könnte sie schwängern. Er war zuversichtlich, dass er sie und eine Familie besser beschützen würde, als seine eigenen Eltern ihn beschützt hatten.
Aber was wären das für Kinder, die ich Carrow schenken würde? Die Nachkommenschaft einer verabscheuungswürdigen Bestie.
Er streichelte ihr seidiges Haar, und das ließ seine Gedanken ein wenig zur Ruhe kommen. Ihre lange Mähne war von Dreck und Sand gereinigt und hatte sich nach dem Trocknen in glänzende Wellen gelegt. Er liebte ihre pechschwarze Farbe, liebte es zu sehen, wie diese Locken sich über ihre blasse Schulter ergossen oder durch seine Finger flossen.
Allmählich wurden seine Lider schwer. Doch da er befürchtete, sie könnte ihm entfliehen, während er schlief, griff er nach ihrem Halsband. Mit dem Band fest in der Faust fiel Malkom endlich in einen unruhigen Schlaf. Träume von seiner Vergangenheit drängten an die Oberfläche. Lange Zeit hatte Malkom diese Albträume in Schach halten können, doch jetzt bombardierten sie ihn von Neuem.
Die Erinnerung an den Tag, an dem seine Mutter ihn an den Vampir verkauft hatte, war plötzlich so präsent, als durchlebte er sie noch einmal. Er war so aufgeregt gewesen, da er geglaubt hatte, eine andere Familie würde ihn adoptieren. Er hatte gehofft, dass es von jenem Tag an für ihn Wasser und Nahrung im Überfluss gäbe, und Wärme in der Nacht.
Niemals würde Malkom seine Enttäuschung und sein Entsetzen vergessen, als ihm klar wurde, dass er nicht zu einer neuen Familie gekommen war. Das Entsetzen, das ihn beschlich, als er die Schreie hörte. Er musste mit ansehen, wie andere Jungen seines Alters erniedrigt und missbraucht wurden, und da hatte sein junger Verstand langsam begriffen. Genau das werden sie auch mir antun …
In seinen Träumen folgten nun Szenen mit dem Vizekönig, der Malkom gefoltert hatte, damit dieser dem Heiligen Durst huldigte. Doch jedes Mal wenn der Vampir ihm Dämonensklaven angeboten hatte, um zu trinken, war Malkom schlecht geworden,
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