Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
sich aus dem Staub machte.
Den Feind analysieren. Wenn es stimmte, was Carrow von den anderen Insassen erfahren hatte, gehörte dieser Ort dem sogenannten Orden, einer mysteriösen Gruppe sterblicher Soldaten und Wissenschaftler, die von einem Magister namens Declan Chase, alias Messermann, und seiner getreuen Vertrauten, Dr. Dixon, geleitet wurde.
Carrows Zellengenossin, eine Zauberin, hatte ihr berichtet, dass sich der Orden zum Ziel gesetzt hatte, sämtliche unsterblichen Geschöpfe zu vernichten.
Meine Umgebung? Sie befand sich in einem Gefängnis, das ein teuflisch genialer Verstand geschaffen zu haben schien, mit Zellen, deren Rück- und Seitenwände aus dreißig Zentimeter dickem Stahl und deren Vorderseite aus unzerbrechlichem, sechzig Zentimeter dickem Glas bestanden. Jede Zelle war mit vier Schlafkojen und einer Toilette samt Waschbecken hinter einer Art Paravent ausgestattet, was den Insassen nicht das kleinste bisschen Privatsphäre ließ, da der Orden sämtliche Aktivitäten mithilfe von Kameras an der Decke aufzeichnete.
Diese Kerkerhaft war mit nichts zu vergleichen, was Carrow je erlebt hatte, und sie saß wahrhaftig nicht zum ersten Mal hinter Gittern. Carrow hatte nicht einmal duschen oder die Kleidung wechseln können. Sie trug immer noch ihr Partyoutfit: ein Neckholder-Top, einen schwarzen Lederminirock und Stiefel, die bis zu den Oberschenkeln reichten.
Jeder Tag hier drin bedeutete nur noch mehr beschissenes Essen und schlechte Beleuchtung . Ganz abgesehen von den Experimenten an Unsterblichen, von denen einige zu ihren Freunden zählten.
Ressourcen? Carrow verfügte über exakt null Komma null Ressourcen. Auch wenn sie normalerweise imstande war, Gefängniswächter zu bezirzen, schienen diese sterblichen Soldaten ihrem Charme gegenüber immun zu sein. Fegley jedoch schien sie aus irgendeinem Grund aus tiefstem Herzen zu verabscheuen, als ob zwischen ihnen mal etwas vorgefallen wäre.
Obwohl sie jeder Schritt möglicherweise ihrem Ende entgegentrug, bemühte sie sich, alles so aufmerksam wie möglich zu beobachten. Nach wie vor war sie wild entschlossen, zu fliehen. Doch ein massiv verstärkter Korridor nach dem anderen dämpfte ihre Hoffnungen auf eine baldige Flucht.
Das Ganze war wie ein Labyrinth angelegt, die Gänge wurden mit einer Vielzahl von Kameras überwacht, und sämtliche Zellen waren voll. Lykae, Walküren und Feyden – die man als Verbündete bezeichnen konnte – , bunt gemischt mit den bösen Invidia, gefallenen Vampiren und Feuerdämonen.
In einer Zelle schnappten ansteckende Ghule nach einander und rissen sich gegenseitig Stücke aus ihrer gelblichen Haut. In einer anderen siechten Sukkuben aus Mangel an Sex dahin.
Der Orden hatte mehr Wesen in die Falle gelockt, als man aufzählen konnte, und viele von ihnen waren berüchtigt und tödlich.
Wie zum Beispiel der brutale Werwolf Uilleam MacRieve. Die Lykae gehörten zu den stärksten Mythenweltkreaturen, doch mit dem Wendelring um den Hals war Uilleam nicht in der Lage, die Bestie in ihm zu entfesseln.
Nur zum Spaß klopfte der Wärter mit seinem Schlagstock gegen das Glas. Durch die Gefangenschaft an den Rand des Wahnsinns getrieben, griff Uilleam an und rammte den Kopf mit solcher Wucht gegen die Glasscheibe, dass die Haut aufplatzte und sein Schädel direkt vor ihren Augen sichtbar wurde. Das Glas war unversehrt, während ihm das Blut über das grimmige Gesicht strömte.
In der nächsten Zelle stand ein riesiger Berserker, ein wilder Krieger, den Carrow schon öfter in der Gegend von New Orleans gesehen hatte. Er sah so aus, als ob er kurz davorstünde, Amok zu laufen.
Carrow schluckte, als sie seine Zellennachbarin erblickte: eine Furie, mit unheimlichen violetten Augen und gefletschten Fängen. Die Furien waren weibliche Rächerinnen, der fleischgewordene Zorn. Und diese hier war eine der seltenen Erzfurien – tödlich und mit Rabenschwingen.
Zurückhaltung war für den Orden offensichtlich ein Fremdwort. Einige der hier versammelten Wesen waren regelrecht berühmt-berüchtigt, wie der Vampir Lothaire, der Erzfeind, mit seinem weißblonden Haar, der auf ebenso unheimliche wie düstere Art und Weise sexy war. Jedes Mal wenn die Wachen ihn mit Beruhigungsmitteln ausknockten und durch die Abteilung schleppten, versprachen seine roten Augen jedem unermesslichen Schmerz, der es wagte, ihn zu berühren.
»Leg mal ’n Zahn zu, Hexe«, sagte Fegley. »Oder du machst mit meinem Kumpel hier Bekanntschaft.« Er hob
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