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Sehnsucht erwacht auf Mallorca

Sehnsucht erwacht auf Mallorca

Titel: Sehnsucht erwacht auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Mortimer
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1. KAPITEL
    „Mr. Symmonds, würden Sie Ihrer Mandantin freundlicherweise erklären, dass ihr Verhalten gestern äußerst unvernünftig war. Ich wollte Miguel abholen …“
    „Mr. Shaw, würden Sie Ihrem Mandanten bitte mitteilen, dass ich hingegen sein gestriges Verhalten für weit mehr als unvernünftig halte – es war eindeutig unmenschlich!“ Brynnes dunkelblaue Augen blitzten auf, ihre Wangen waren gerötet. Zornig starrte sie auf den groß gewachsenen Mann, der auf der anderen Seite des Büros am Fenster stand.
    Paul Symmonds, der sie anwaltlich vertrat, nahm neben ihr Platz und sagte mit ruhiger Stimme: „Ich fürchte, dass Señor Santiago das Gesetz auf seiner Seite hat, Miss Sullivan …“
    „Vielleicht hat er das, aber …“
    „Kein ‚Vielleicht‘, Miss Sullivan. Vor drei Wochen hat der Richter entschieden, dass Miguels Platz an meiner Seite ist, denn ich bin sein Vater“, unterbrach Alejandro sie mit eisiger Stimme. „Und als ich gestern wie vereinbart zu Ihnen nach Hause kam, weigerten Sie sich, mir Miguel zu geben.“
    „Michael ist sechs Jahre alt“, sagte Brynne, wobei sie absichtlich die englische Version des Namens ihres Neffen benutzte. „Und er hat erst vor Kurzem seine Eltern bei einem Autounfall verloren. Er ist kein übrig gebliebenes Gepäckstück, das Sie nach Belieben abholen können, nur weil Sie zufällig sein leiblicher Vater sind!“ Sie atmete heftig und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    Am liebsten würde sie schreien und toben und diesem Mann endgültig klarmachen, dass es ihr egal war, ob er der Vater des Kindes war oder nicht. Auch wenn sie nur die angeheiratete Tante war: Der kleine Junge gehörte zu ihr!
    Doch sie wusste, dass sie keine Chance hatte. Die gerichtliche Auseinandersetzung mit Alejandro Santiago war bereits verloren.
    Trotzdem war ihr zum Schreien zumute.
    Alejandro musterte sie. Seine Miene verriet keinerlei Gefühl. Er war groß, hatte mittellange Haare und die kältesten grauen Augen, die Brynne je gesehen hatte. Sein Gesicht war kantig, und sein maßgeschneiderter Anzug verstärkte noch den Eindruck ungerührter Gleichgültigkeit. In dem heftigen Streit um das Sorgerecht für Michael in den letzten Wochen hatte er sie das Fürchten gelehrt.
    „Ich weiß sehr gut, wie alt Miguel ist, Miss Sullivan“, entgegnete er auf Brynnes Gefühlsausbruch. „Und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass mein Sohn zu mir gehört.“
    „Er kennt Sie noch nicht einmal!“, protestierte sie.
    „Das ist mir klar“, erwiderte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Aber ich kann nichts dafür, dass mein Sohn die letzten sechs Jahre ohne mich verbringen musste.“
    „Sie hätten versuchen können, seine Mutter zu heiraten!“
    Alejandros Nasenflügel zitterten vor Wut. „Was wissen Sie denn schon! Bilden Sie sich ja nicht ein, Sie könnten mir vorhalten, was ich vor sieben Jahren hätte tun oder lassen sollen!“
    Sie schluckte seinen Kommentar herunter und beschloss, diesem arroganten Spanier einen kostenlosen Ratschlag zu erteilen. „Seit der Gerichtsverhandlung vor drei Wochen warte ich vergebens darauf, dass Sie Michael kennenlernen möchten. Aber Sie haben sich nicht ein einziges Mal mit ihm getroffen. Ich wusste noch nicht einmal, ob Sie überhaupt im Land waren. Und nun wagen Sie es …“
    Seine harten grauen Augen wurden schmal. „Wo ich in den letzten drei Wochen war, geht Sie überhaupt nichts …“ Ungeduldig brach er ab und wandte sich an die beiden Rechtsanwälte, die den Streit beobachteten. „Mr. Symmonds, können Sie Ihrer Mandantin nicht begreiflich machen, dass Sie kein Recht hat, meinen Sohn von mir fernzuhalten? Ich habe dem heutigen Treffen allein aus Höflichkeit Miss Sullivan gegenüber zugestimmt. Ich akzeptiere, dass sie den Jungen mag …“
    „Ihn mögen?“, wiederholte Brynne, außer sich vor Zorn. „Ich liebe ihn. Michael ist mein Neffe …“
    „Das ist er nicht, er ist kein Blutsverwandter von Ihnen. Miguel war bereits vier Jahre alt, als seine Mutter Ihren Bruder heiratete …“
    „Er heißt Michael“, stieß sie wütend hervor.
    „Sehen Sie, Miss Sullivan“, ergriff Paul Symmonds das Wort. „Ich habe Sie vor dem Treffen darauf hingewiesen, dass Sie wirklich keine andere Wahl haben …“
    „Michael ist noch vollkommen durcheinander, weil er seine Eltern verloren hat“, fuhr Brynne fort. Sie war selbst noch längst nicht über den Tod ihres älteren Bruders und seiner Frau hinweggekommen. Ein Autounfall hatte

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