Sehnsucht nach Geborgenheit
einbrachte. Außerdem bestand die
Gefahr, dass sich die Washington-News Press auf diesen Fall stürzen würde - vielleicht sogar die Nachrichtenagenturen und TV-Magazine.
Er wird kein Privatleben mehr haben, dachte Liz. Wenn er verlor, würde man ihm Kassie wegnehmen. Und selbst sein Ruf als Anwalt stand auf dem Spiel.
"Nur noch sechs Monate, und die Adoption wäre rechtskräftig gewesen", fügte Jack kopfschüttelnd hinzu. „Liz ... ich weiß, du und ich waren uns in Fragen des Sorgerechts nicht immer einig.
Aber sicher stimmst du mir zu, dass Kassie bei mir bleiben sollte." Er zögerte, bevor er einen Trumpf ausspielte, den er lieber zurückgehalten hätte. „Sharon hätte es so gewollt."
Der Appell an ihre Schwesterliebe war überflüssig, denn was Kassie betraf, so stand sie fest an seiner Seite. „Natürlich finde ich, dass sie bei dir bleiben sollte. Für mich bist du ihr Vater. Ich werde gern für dich aussagen ... und mit dir zusammen gegen die Vermittlung klagen, falls du meinst, dass das hilft."
Jacks Schweigen war vielsagend. Er legte eine Hand auf ihre, und die Berührung ging ihr so tief unter die Haut, dass sie unwillkürlich den Atem anhielt.
Was wollte er noch? Welches Versprechen erwartete er von ihr?
Er musste seine Karten auf den Tisch legen. Drumherumreden war in dieser Situation unmöglich. Das Schlimmste, was sie tun konnte, war, ihn abzuweisen. Kein Wort mehr mit ihm zu sprechen. Ihre Familie gegen ihn aufzubringen. Jack beschloss, das Wagnis einzugehen.
„Du müsstest noch mehr für mich tun, Liz", sagte er leise und machte sich auf ihren Protest gefasst. „Du müsstest mich heiraten und so die Argumente der Adoptionsvermittlung entkräften."
2. KAPITEL
Liz war sprachlos. Konnte es sein, dass sie ihn missverstanden hatte? Oder war das Ganze nur ein schlechter Scherz? Hatte Sharons Tod ihn um den Verstand gebracht? Was immer der Grund war, sie konnte nicht fassen, dass ihr ungewöhnlicher, aber normalerweise anständiger Schwager ihr ausgerechnet an dem Tag, an dem ihre Schwester beigesetzt wurde, einen Heiratsantrag machte.
Jack fragte sich, warum er enttäuscht war. Er hatte doch immer gewusst, dass er der letzte Mann war, den sie heiraten würde. All die Tagträume, all die Hoffnungen, die er sich gemacht hatte, wenn es zwischen Sharon und ihm kriselte, waren nichts, als kindische Phantasien gewesen.
„Es wären nur sechs Monate, bis die Adoption durch ist", sagte er und versuchte, sachlich und vernünftig zu klingen. „Eine Zweckehe, wie man es früher nannte. Eloise kümmert sich um Kassie, und deine Arbeit wird nicht darunter leiden. Es versteht sich von selbst, dass ich keinerlei eheliche Rechte beanspruche.
Wenn wir uns wieder trennen, kannst du die Ehe mühelos für ungültig erklären lassen."
So unglaublich es schien, er meinte es ernst. Liz zitterte am ganzen Körper. Hätte sie auch nur für eine Sekunde gedacht, dass er sie ihretwegen heiraten wollte, hätte sie ja gesagt, ohne Rücksicht darauf, was die Leute davon hielten. Aber natürlich empfand er gar nichts für sie. Er wollte Kassie unter allen Umständen behalten, das war alles. Indem er Liz als Ersatzmutter präsentierte, bis die Adoption abgeschlossen war. Mit ihm verheiratet zu sein wäre, als würde man in Sichtweite einer Wasserquelle verdursten.
Liz holte tief Luft. Sie entzog ihm die Hand, setzte ihre Anwaltsmiene auf und erhob sich. „Jack, ich kann verstehen, dass du nach Sharons Tod in Panik geraten bist. Aber du brauchst nicht zu so drastischen Mitteln zu greifen. Wenn dein Adoptionsantrag vor Gericht kommt, wirst du gewinnen. Das tust du doch meistens. Ich setze großes Vertrauen in dich."
Sie respektiert meine beruflichen Fähigkeiten, dachte er.
Wenigstens etwas. Aber das war es nicht, was er von ihr wollte.
Er brauchte sie als Partnerin, um die Vermittlung zu überlisten.
Er war kein Mann, der sein Kind kampflos fremden Menschen auslieferte, und er würde nicht aufgeben, nur weil Liz seinen ersten Antrag abgelehnt hatte.
Er stand auf. „Dass ich gewinne, ist in diesem Fall keineswegs sicher. Wenn du einen Moment darüber nachdenkst, wirst du das auch einsehen", sagte er eindringlich. „Wir bewegen uns hier auf einem ziemlich unerforschten Rechtsgebiet. Natürlich bin ich im Recht und kann auch sehr gute Argumente vortragen, aber ich möchte kein Risiko eingehen."
Liz auch nicht. „Du hast schon viele Prozesse gewonnen, in denen es um solche Grundsatzfragen ging, Jack",
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